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Full text: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Zweite Reihe: Ingenieur-Wesen, wissenschaftliche und musikalische Instrumente, Unterricht

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sei geeigneter als die V entil - Luftpumpe, den schädlichen Raum, 
welcher der Verdünnung eine Grenze setzt, zu bekämpfen. Parrot 
schlug vor, durch einen bis auf den Hahn herabgehenden Conus den 
schädlichen Raum zu vermindern und Grassmann gab 1820 für 
zweistieflige Hahn-Luftpumpen die Construction eines Hahnes an, 
welcher die Wirkung des schädlichen Raumes nahezu beseitigt. 
Dieser Hahn setzt abwechselnd den einen und den anderen Stiefel in 
Verbindung mit dem Recipienten; während seiner Drehung aber aus 
der ersten in die zweite Stellung bringt er den saugenden Raum des 
unmittelbar vorher thätigen Stiefels mit dem schädlichen Raum des 
anderen in Gemeinschaft, verdünnt die daselbst befindliche Luft und 
befähigt daher den bezüglichen Stiefel zu weiterer saugender Thätig- 
keit dem Recipienten gegenüber. Dieser sinnreiche Gedanke ist 
jedoch auch bei der zweistiefligen Ventil-Luftpumpe, obschon in 
etwas modificirter Form anwendbar. Statt des Grassmann’schen 
Hahnes bedient man sich hiebei des sogenannten Babinet sehen; 
der Hauptunterschied in deren Thätigkeit ist, dass beim Grass- 
Schluss des Jahres neben diesem auch noch die Leitung des Finanz-Mini 
steriums zu übernehmen bestimmt wurde. In dieser Eigenschaft wurde ihm 
der Orden der eisernen Krone erster Classe von Sr. k. k. Majestät zu Theil. 
Nachdem er über drei Jahre beiden Posten vorgestanden, waren seine Kräfte 
in Folge der übergrossen Anstrengungen derart gesunken, dass er Se. 
Majestät um Enthebung von jedem Dienste bitten musste. Dieser Bitte 
wurde auch willfahren und infolge dessen lebte er nun wieder einzig und 
allein der Wissenschaft, bei der zu verbleiben, immer sein innigster Wunsch 
gewesen und von derer sich nie ganz getrennt hat; denn auf seine Bitte 
wurde ihm beim Eintritt in’s Ministerium ausdrücklich bewilliget, nicht aus 
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften austreten zu müssen Bei 
dieser wirkte er seit ihrem Bestehen, zuerst als Vice-Präsident, seit 1851 als 
Präsident, während er von der ihm von Sr. Majestät ertheilten Bewilligung, 
für den Fall des Austrittes aus dem Ministerium, in den Reichsrath zurück 
kehren zu dürfen, nicht Gebrauch gemacht hat. Alsim Jahre 1861 Oesterreich 
in die Reihen der constitutionellen Staaten eintrat, wurde ihm abermals eine 
öffentliche Wirksamkeit zugewiesen, indem ihn Se.Majestät zum lebensläng- 
lichenMitglied des Herrenhauses ernannte. Als Lohn seiner Thätigkeit ward 
ihm im Jahre 1863 das Grosskreuz des k. k. Leopold-Ordens verliehen. — 
Vorstehende kurze Lebens - Skizze fand sich unter den hinterlassenen 
Papieren A. Freiherrn von Baumgartner’s, geschrieben von seiner ei ge n( -n 
Hand ; klar erblickt man durch den Schleier seiner bescheidenen Worte 
die äussere und innere Bedeutung seines Lebenslaufes und seine Bitte 
beim Antritt des Minister-Postens nicht aus der Akademie scheiden zu 
müssen, zeigt genügend, dass er als Staatsmann nie aufhörte, Mann der 
Wissenschaft zu sein. Nur wenige Jahre überlebte er den am Schlüsse 
seiner Zeilen erwähnten Zeitpunet; er starb am 30. Juli 1865, an Ehrei 
und Jahren reich.
	        
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