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VIII.
Die Monate, welche dem Tode Eitelberger’s folgten, bedeuteten nicht
gerade eine ruhige Zeit für das Museum. Abgesehen von der Directionsfrage
fehlten längere Zeit die Arbeitskräfte für aussergewöhnliche Arbeiten. Da gleich
zeitig Wickhoff das Museum verlassen hatte, Folnesics aber kurz vorher an
Chmelarz’ Stelle in die Bibliothek getreten war, so lag die Leitung des Museums
wie die Custodie der gesammten Kunstsammlungen allein in der Hand des Vice-
directors. Erst mit Anfang August traten die Doctoren A. Riegl und C. Masner
als Hilfsarbeiter ein, jener ein Zögling des Instituts für österreichische Geschichts
forschung, dieser ein Schüler des archäologischen Instituts.
Trotzdem gelang eine lehrreiche Specialausstellung. Eitelberger hatte
sich in den letzten Monaten seines Lebens mit der Absicht einer grösseren Aus
stellung von Handzeichnungen getragen. Die Idee scheiterte, da das gewünschte
Material nicht zur Verfügung gestellt wurde. An die Stelle trat nun eine im
eigensten Bereiche des Museums liegende Ausstellung von decorativen
Malereien, von Wand- und Plafond-Decorationen. Das Material wurde theils
den Sammlungen des Museums entnommen, theils den Studien- und Reisemappen
unserer Künstler. Die Idee wurde historisch durchgeführt durch alle Zeiten, so
dass die altegyptischen Wand Verzierungen den Anfang machten und diejenigen
des Empirestils den Schluss bildeten. Man konnte an ihnen auf speciellem, über
aus interessantem Gebiete einen kleinen Gang durch die Culturgeschichte der
Welt machen. Die Ausstellung nahm den ganzen Raum der oberen Arkaden ein,
dann den Saal IX und den Vorlesesaal.
Mit der Ernennung des Ministers v. Gautsch kamen sofort wieder stabile
Verhältnisse in das Museum. Wenige Tage nach seiner Berufung in das Amt
eines Ministers für Cultus und Unterricht erfolgte die Ernennung des Vice-
directors v. Falke zum Director und Hofrath und diejenige des Regierungs-
rathes Bruno Bücher zum Vicedirector am 3. December 1885. Bald danach
wurden die Hilfsarbeiter Riegl und Masner zu Custos-Adjuncten ernannt,
und der mittlerweile als Volontär eingetretene Dr. Eduar d Leise hing erhielt
die Stellung eines Praktikanten. Die Arbeiten im Museum wurden nun so ver
theilt, dass der Vicedirector Bücher den grössten Theil der Sammlungen über
nahm, welchen Falke unter Aufsicht gehabt hatte, insbesondere die Glassammlung,