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die keramische Abtheilung und die Goldschmiedearbeiten. Die Geschäfte des
Secretariats gingen auf Dr. Leisching über, welcher, um dem Kunstfach nicht
fern zu bleiben, auch den Saal V mit den Arbeiten in unedlen Metallen über
nahm. In die übrigen Sammlungen theilten sich die Doctoren Riegl und Masner,
so dass der Letztere die Sculpturen mit der Gipssammlung erhielt, jener aber
insbesondere die Textilsammlung, die Möbel, die Lederarbeiten und Anderes.
Wenn etwas die veränderte Richtung bezeichnete, in welcher die neue
Leitung vorging, so war es die geschlossene und beabsichtigte Hervorhebung
des Kunstgewerbes als des eigentlichen Arbeitsgebietes und die Ablehnung so
mancher fremdartigen Dinge, mit denen sich das Museum abseits seines Zieles
und seiner Aufgaben hatte beschäftigen müssen. Die gleiche Tendenz galt den
Sammlungen, bei denen nur zu oft archäologische oder antiquarische Rücksicht
über die Erwerbung entschieden hatte. So befanden sich in der Gipssammlung
eine grosse Anzahl von Sculpturen von archaistischer Art. Sie wurden dem
archäologischen Institut der Universität überlassen unter Fortführung als Eigen
thum des Museums. Man gewann dadurch einigen Raum, dessen man zu besserer
Aufstellung dringend bedurfte. Die Räume waren überfüllt, aber zahlreiche Gegen
stände, wie sie in grösseren Collectionen gekauft waren, erwiesen sich als zu
unbedeutend, andere wieder, moderne Schöpfungen, welche als Neuheiten dem
Augenblick gedient hatten, waren rasch veraltet. Es zeigte sich daher die Noth-
wendigkeit, bei einer Neuordnung Alles, was zu unbedeutend oder unbrauchbar
geworden, auszuscheiden, dafür die mannigfachen Lücken mehr systematisch zu
ergänzen, vor Allem aber bei dem Ankauf vorragende Werke zu berücksichtigen,
an denen, anderen älteren Museen gegenüber, ein empfindlicher Mangel bestand.
Diese Umstände, zusammen mit den Nachtheilen, welche der öftere
Wechsel der Custoden im Gefolge gehabt hatte, ergaben die weitere Noth-
wendigkeit einer völligen Neuorganisation der Sammlungen, einer neuen Auf
stellung nach der genannten Ausscheidung, danach einer neuen Inventarisirung
und, soweit es sich nöthig erweisen sollte, einer neuen Katalogisirung. Es ist nicht
anders bei neuen Museen, bei denen bald einzelne, bald ganze Collectionen ein
gereiht werden; nach Jahren muss wieder und wieder eine neue Organisation, eine
neue Aufstellung erfolgen. Das aber ist und kann nicht das Werk weniger Tage
sein. Die gänzliche Durchführung erfordert immerhin einige Jahre, umsomehr als
noch etwas Anderes vorauf gehen musste.
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