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Volltext: Kollektivausstellung Gustav Klimt, XVIII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Secession Wien

Als echtem Künstler genügte ihm dies nicht. Feinfühlig 
und leicht erregbar, nahm er, was die modernen Bestrebun= 
gen in ihrem Werdekampfe an flüchtigen Einfällen wie an 
bestimmendem Dauerhaften zeitigten, in sich auf und ge 
staltete dies kraft seiner überzeugten Persönlichkeit und seines 
individuellen Geschmackes zu Eigenem um. Als dekorativer 
Künstler von ausgesprochenem Stilgefühl ging er den Weg 
von feinsinnig beobachtender Naturwiedergabe zur zielbe= 
wußten Benützung der Naturprobleme für bestimmt gestellte 
Aufgaben. 
Sein früh und reich erworbenes Können läßt ihn nie im 
Stiche; nie dilettantisch, erfreut die Meisterschaft in seinen 
Studien, in den spielenden kleinen Arbeiten jeden Kenner und 
verbindet sich diese Meisterschaft mit einem eigenartig tiefen 
Denken, wenn es gilt, große Aufgaben zu bewältigen. An die 
großen Probleme des Lebens tritt er selbständig und kühn 
heran, entlockt ihnen, was ihm als Maler reizvoll erscheint, 
und gibt diesem den Stempel seiner Eigenheit. Immer nur 
Maler, der ganz mit den Mitteln seiner Kunst arbeitet und 
nur durch diese wirken will, dringt er doch zur Tiefe, zum 
Ursitz der schöpferischen Tätigkeit, gibt also auch dem nur 
Denkenden reiche Anregung. 
So ist Klimt als gestaltender wie als philosophierender 
Künstler für monumentale Aufgaben geradezu berufen und 
wie eine grausame Ironie klingt es, wenn man vernimmt, 
daß sich ein Kampf um seine großen Arbeiten entsponnen 
hat, daß Bestrebungen vorhanden sind, Werke, denen ein 
Ehrenplatz in der Geschichte österreichischer Malerei ge 
bührt, von der Stelle, für die sie geschaffen wurden, zu ver= 
drängen. ERNST STÖHR. 
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