3. Ausstellungs-Gegenstände.
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Die Ziffern für ganze Zahlen stehen auf viereckigen, die für gebrochene
auf runden Plättchen, und so können die beiden Arten genau unterschieden
und die schwierigeren Rechnungen in Brüchen durch die leicht überschauliche
Aufstellung wesentlich erleichtert werden.
Der Apparat ist ein Seitenstück zu dem bekannten Rechenkasten des
Pariser Blinden-Erziehungsinstitutes.
e) Yon Privaten.
Ausser den obigen drei Blinden-Instituten aus der Westhälfte der
Monarchie haben sich noch zwei der Schule der Blinden nicht angehörende
Aussteller aus Wien, der Metallbuchstaben-Eabrikant Herr Michael Winkler
und der Privatlehrer Herr Ignaz Goldstein, an der Ausstellung von Gegen
ständen des Blinden-Unterrichtes betheiligt. Hnd zwar der Erstere mit
einer Mustertafel von tastbaren Metallbuchstaben in durchweg sehr
gefälliger Form und von keiner anderen Art von Reliefschrift an Dauerhaftig
keit übertroffen. Sie enthält in sechs Feldern 1. römische Majuskeln, die mit den
entsprechenden Minuskeln der Einfachheit und leichten Erkennbarkeit der Form
wegen den Blinden, wenn nicht ausschliesslich, so doch vor allen andern sich
empfehlen; 2. deutsche Current-Buchstaben, 3. Altfractur-Alphabet, 4. und
5. altgothische Majuskeln und Minuskeln, 6. tibetanische Buchstaben. — Der Letz
tere brachte einen Sehreib-Apparat zu einer Flachschrift, die nach dem bei
liegenden Muster einer deutschen Currentschrift mittelst Bleistift und eines
Regulators hergestellt wird, und einen Formenlege-App arat, der aus einer
Holztafel mit einer horizontalen Reihe von Madelknöpfen am oberen Rande,
aus einem nicht tastbaren Massstab am unteren, aus der tastbaren Fa<?ade eines
Hauses und aus Kautschukfaden besteht, mittelst deren die Formen auf der
Tafel gelegt werden.
XIV. Taubstummen - Unterricht.
Bericht von Director Adalbert Lehfeld in Wien.
Es ist leider kein erfreuliches Bild, welches die Gruppe „Taubstummen-
Hnter rieht” der Collectiv - Ausstellung österr. Unterrichts - Gegenstände dem
Beschauer bietet, und wenn hieraus ein Rückschluss auf den Stand des Taub
stummen - Bildungswesens in Oesterreich gemacht würde, müsste derselbe in
höchst ungünstigem Lichte erscheinen und zu der Annahme berechtigen, die
letzten Decennien seien an den betreffenden Anstalten spurlos vorübergeschritten.
Gleichwohl wäre eine solche Folgerung, so nahe sie liegt, nicht die richtige.
Wenn auch die Fortschritte auf diesem speciellen Unterrichts - Gebiete nicht so
augenfällig sind, wie die des österr. Yolksschulwesens im Allgemeinen, so sind
sie doch bei näherer Betrachtung auch hier nicht zu verkennen.