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aller Zeiten und Völker bemächtigt. Wir werden daher
nicht unrecht thun, wenn wir sie mit diesem Massstab,
das ist mit dem Mass absoluter Schönheit messen. Die
Ansprüche des französischen Geschmackes gehen auch
nicht niedriger.
Also betrachtet, ist, von einzelnen, wir wollen
sagen von vielen einzelnen Gegenständen abgesehen,
der Standpunkt der französischen Kunstindustrie nicht
der des Schönen, sondern der des Hübschen. Da s
Streben geht auf das Anmuthige und Gefällige, Neue
und Ueberraschende, nicht auf das Edle und Einfache.
Das Schöne wird nur zu oft in Nebendingen gesucht
oder in der Ausführung mit wahrhaft glänzender Tech
nik, welche die Augen oftmals über den wahren ästhe
tischen Werth des Gegenstandes täuscht und blendet.
Freilich ist in der Kunstindustrie die Technik eine
grosse Sache, welche bei uns nur zu oft vernachlässigt
wird und noch lange nicht vielseitig genug i#t. Die
französische Technik ist reich in ihren Manieren, zu
weilen virtuos in der Behandlung, wo Virtuosität und
Bravour am Orte sind, sonst aber fein durchgeführt
bis zur höchsten Vollendung, und alle Künste der Welt
scheint sie sich angeeignet zu haben.
Bei solchem künstlerisch wie technisch universellen
Charakter ist es .schwer irgend einen Zweig der Kunst
industrie hervorheben zu wollen, in welchem die Fran
zosen ganz besonders hervorragen und aus welchem
sie eine Specialität gemacht haben. Die Bronzen, die
Arbeiten in Silber und Silberimitationen, die Juwelier
arbeiten, die Faiencen und Porzellane, die Woll- und