XXIV.
Kunstfaiencen.
Wer die Geschichte der modernen Kunstindustrie
in den letzten beiden Jahrzehnten verfolgt hat, der muss,
so viele Veränderungen auch vorgegangen sind, doch
von einer Erscheinung besonders frappirt sein, nämlich
von der Stellung und Bedeutung, welche heute die
Kunstfaiencen, das sind die weichen, opaken und glasir-
ten Thonarbeiten im Gegensatz gegen das harte, durch
scheinende Porcellan eingenommen haben. Vor Zeiten
beherrschten sie schon einmal unser Haus und unsern
Tisch, bevor nämlich das europäische Porzellan er
funden wurde. Seitdem waren sie vor diesem ungleich
solideren und dabei doch feineren und eleganteren
Material immer tiefer in’s Bürgerhaus und zum ordinären
Gebrauch zurückgewichen und hatten als Kunstgegen
stand so gut wie aufgehört zu existiren. Das war noch
vor zwanzig Jahren der Fall. Heute treten sie in unserer
Ausstellung wieder so grossartig, so massenhaft und
so reich in ihren Kunstweisen auf, dass das Porzellan
völlig in den Hintergrund gedrängt, wenigstens auf
die zweite Rolle verwiesen erscheint.