ennaiebeispiele
ilich ratlos stand der Besucher derBiennale von
zdig 1978 einer Reihe von Attraktionen gegen-
, sofern sich in ihm nicht die Vermutung regte,
as sich da um Exerzitien im Sinne jener berühm-
Erweiterung des Kunstbegriffsi- handeln müße,
sie Kunstmanager. Kunsthändler. Kunsttheore-
und auch Kopfe sonst, die gerne Spaß machen,
einer Reihe von Jahren forcieren.
es kann als Kunst betrachtet werden. Laßt uns
eine Menge Kunst machen", hat es doch schon
an im Pop-Zeitalter geheißen (nach D. Antin,
3 - ein paar klärende Bemerkungen-q in "das
atwerkr- 1966. Heft 10-12. Seite 111: siehe auch
von H.R. Jauß in der Reihe "Poetik und Herme-
ik-- herausgegebenen Band "Die nicht mehr
inen Künste-r, München 1968, Seite 496 und
"B 78-1 (dies der Markenname der diesjährigen
nstaltung in den Giardini Pubblici war der israe-
ie Pavillon in einen Schafstall mit Hürden, Heu-
Strohbundeln und einer Menge Schafen ver-
delt worden. Aufs Kreuz hatte der Maler und
tiker (und einstmals Schafhirt in einem Kibbuz)
ashe Kadishman jedem der Tiere einen azur-
en Fleck appliziert, um solchermaßen ans Mit-
eer, an die Gestade seiner Heimat zu erinnern.
er selber erklärte.
' nicht in jener Schafverzierung sei die beson-
i Leistung des seinem ganzen Exterieur nach ge-
izu biblisch anmutenden Biennale-Repräsen-
en Israels zu erblicken, sondern in dem aus sei-
Phantasie geborenen Einfall. Kunst und Natur
Thema der Biennale war ja: --Von der Natur zur
st, von der Kunst zur Natur-i) dadurch in eine be-
lere Übereinstimmung zu bringen. ja schließlich
ir selber zur Kunst zu machen. daß er die Schaf-
le auf dem Biennalegelände, und das ist: im
men einer Kunstausstellung, placierte.
n der Kunst zu der Natur als Kunsti- ist Amnon
zels Katalogvorwort für Kadishman betitelt. Im
heißt es apodiktischer, strenger noch: "Eine
afherde ist ein Kunstwerk und ihr Verhalten ist
zünstlerischer Vorgangß Als zur Gattung "Envi-
nent- gehörig stufte Manfred Schneckenbur-
Leiter der 6. documenta. die Veranstaltung ge-
chsweise ein. "Lebende Plastiken" hat die
afe auch schon ein Wiener Berichterstatter ge-
'1t,
. nun die italienischen Biennalerepräsentanten
ngt, so verfuhr einer von ihnen, Antonio Paradi-
ivie folgt; In einem eigens zu diesem Zweck er-
teten eisernen Gehege hielt er einen Stier ge-
jen. den er, ehe die Polizei dem Spuk ein Ende
hte (was bald geschah), zwang, zu festgesetzten
en eine miteinerKuhhaut bespannte Attrappe zu
aringen.
Künstler weise mit seinem Werk auf den Kon-
tzwischen Deiner archaischen und geheimnis-
an Lebenskraft und ihrer rationalistisch-mecha-
hen Kontrolle", verlautet der Katalogtext Enrico
polis dazu.
Hamburger Bildhauer Ulrich Rückriem ließ ei-
nach seinen Angaben in vier gleich große Teile
aaltenen und sonst so gut wie überhaupt nicht
rbeiteten grünen Dolomitstein in den deutschen
illon bringen und die Teile dort. von einer imagi-
ten kreuzförmigen Mittellinie weg. so weit aus-
inderschieben, daß erstens der Block als Ganzes
sch den Zusammenhang nicht verlor und zwei-
:- um den Raum mit einzubeziehen - auch die
h Ansicht des Künstlers richtigen Entfernungen
en Mauern des Gebäudeserreicht werden konn-
Kommentar von R.H. Fuchs bringt Riickriems
n mit Michelangelos "Pietai- in Verbindung. Auf
i Ebenen habe des Florentiners zu Recht be-
ntes Werk freilich "mit Kunst an sich nichts zu
t. Die Plastik lasse sich a) infolge ihres illustrati-
Meister Franke, Thomas-Altar: nTrauernde Frauen".
(Ausschnitt) 1424. Hamburg. Kunsthalle (lnv. Nr. 496)
Arnulf Rainer, "Abbitte leisten", 1973.
Mark Boyle, Mark Boyle und Joan Hills arbeiten aufdem
Strand von Camber Sands. 1969 (fotografiert von Came-
ron Hills)
Menashe Kadishman. Schale, 1978
ven Charakters und b) ihrer Aufstellung als Altar-
stück in einer Hauptkirche wegen von jedermann
"ansehen-r, ja r-sogar benützen, ohne ihre Qualität
und ihre Stellung in der Kunst in Betracht zu zie-
hen".
In Rückriems wSkulptur-t wäre demgemäß, prüft
man sich. der reinere Fall zu erblicken? Tatsächlich:
"Diese Arbeit von Rückriem hier in Venedig und
halle seine anderen Arbeitens, erklärt Fuchs mit
Aplomb, "können also nur als Kunst aufgefaßt wer-
den; das Publikum muß in irgendeiner Weise seine
Beziehung zu dieser Kunst definieren. Es gibt kei-
nen anderen Weg - aus irgendeiner Mythologie her-
aus oder in sie hinein".
Der Autor stützte seine These von der Bedeutung
Ruckriems auch noch auf die weiter unten stehende
Weise. erweiterte sie, erhöhte sie, allfälligen Skepti-
kern zum Gebrauch.
Zauberei geht vonstatten: --Der Standort, die Bien-
nale von Venedig. macht den Stein zu einer Skulp-
tur, zu einem potentiellen Kunstwerk. Der Standort
gibt dem Werk einen historischen Kontext, einen
Bedeutungshorizont. Hier in Venedig reiht sich der
Stein in die Traditionen der Bildhauerkunst ein, und
hier wird er zu einem komplexen Kunstwerkß
Von der Naturzur Kunst strebte der Engländer Mark
Boyle, indem er Boden- und Gesteinsformen aus ih-
rem Zusammenhang loste und als Bilder aufklebte
oder im Abgußverfahren auch Straßenpflaster.
Mauern und Sanddünen grcßfcrmatig und recht ge-
schmäcklerisch wiedergab.
Die zu Beginn der siebziger Jahre geborene pseu-
dowissenschaftliche Herbariums- und Schaukä-
sten-, Sortier-. Registrier- und Präparier-Kunst der
"Spurensicherungr- feierte insbesondere bei den
Holländern fröhliche Urständ. Krijn Giezen hielt es
mit dem Fischpraparieren und -räuchern. Hans de
Vries zeigte sich mit dem Registrieren von Kuh-
milchsorten beschäftigt. Sjoerd Buismans Interesse
galt der Einwirkung von Licht auf pflanzliches
Wachstum: in seriellen Momentaufnahmen hielt er
auch das Sprießen und verkümmern von Saatgut
fest. Bei den Franzosen dominierte Roy Azdaks
Kästchen mit getrockneten und einzementierten
Früchten und Gemüsen. P.A. Gette präsentiert Kie-
selsteine in Serien von künstlerisch gewollt an-
spruchslosen Schwarzweiß- und Farbfotos. Alain
Leslie dokumentierte Landschaft wwissenschaft-
lichs.
An all dem gemessen, bot der im übrigen hervorra-
gend präsentierte österreichische Biennale-Beitrag
- Arnulf Rainers expressiv überzeichnete Face-Far-
ces- und Body-art-Fctos- noch Kunst von geradezu
klassischer Art. Auf seine Weise setzt Rainer die
große Geschichte der Groteskkunst fort, die tragi-
sche, die heitere. Die mimisch-pantomimische Lei-
stung des Künstlers ist höchst suggestiv, Die gra-
phische Akzentuierung steigert die Ausdruckskraft
der Fotos.
2. Ein Historiker der modernen Kunst spricht
Werner Hess. Professor an der Staatlichen Hoch-
schule für bildende Künste Berlin. eröffnet seinen
Beitrag "Grundfragen der bildenden Kunst- zu dem
voluminösen Band "Die Kunst-ß (in der Reihe "Wis-
sen im Überblick-t bei Herder. FreiburglBasellWien
1972, Seite 13 ff.) mit der melancholischen Bemer-
kung: "Wenn eine Wissenschaft Grundfragen ihres
rFachbereichs- darlegen will. wird man vorausset-
zen. daß der Gegenstand der Fragen bekannt oder
jedenfalls bestimmbar ist und daß man die Grenzen
des Bereichs aufweisen. mögliche Überschneidun-
gen mit anderen Gebieten und Übergänge deutlich
machen kann. Weniger denn jejedoch gibt es heute
von dem durch das Wort-Kunst bezeichneten Kom-
plex von Erscheinungen eine Begriffsbestimmung,
die wenigstens in solchem Maße allgemeine Zu-
stimmung fände. daß man sie arbeitshypothetisch
voraussetzen könnte. Auch die Grenzbestimmung
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