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erwähnten Periode an, ohne aber auf ihre Uebertreibungen, insbesondere
die Tellergemälde einzugehen. Sie halten sich mit vollem Recht an die
ornamentale Seite und betonen vor allen die Randverzierung. In dieser
Beziehung müssen wir das vom Architekten Alois Hauser gezeichnete
Tafelservice, das mit seiner Ornamentation reizende Effecte darbietet,
besonders hervorheben, dasselbe macht sich aber auch dadurch bemerk-
lich, dass es eine gewisse Schönheit und Reinheit der Gefässformen an
strebt, bei denen der Boden des Gegebenen und Vorhandenen nicht
verlassen wird und bei denen mehr das Formgefühl, als die Form selbst
an die Antike anklingt. Der Vorgang ist sehr beachtenswerth, ohne dass
wir diese Lösung damit, als die allein richtige bezeichnen wollen.
Fischer von Herend hat einen anderen Weg eingeschlagen, oder
vielmehr er ist dem Wege treu geblieben, auf welchem er sich bisher
schon Jahrzehnte lang allein dem Strome des Ungeschmacks entgegenge
stellt hat. Damals, als er begann oder seine Anstalt zu einer Kunstanstalt
erhob, hatte er nur die Wahl, entweder der schlechten Mode zu folgen
oder sich an die besten vorhandenen Muster aus der Kunstgeschichte des
Porcellans zu halten. Auf diesem Wege ist es dahin gekommen, die
verschiedensten und berühmtesten Arten des asiatischen wie des europäi
schen Porcellans, von letzterem insbesondere diejenigen der Rococozeit,
auf das vollkommenste zu imitiren und durch die Ausbildung einiger
Specialitäten ein eigenes Genre zu gründen und selber eine Specialität in
der Geschichte des Porcellans zu werden. Dass er auch auf unserer Aus
stellung dieser seiner nunmehr bekannten und anerkannten Weise treu
geblieben ist, indem seine Collection uns eine Blüthenlese aus der Ge
schichte des Porcellans vorführt, ist umsomehr anzuerkennen, als einer
seits die Arbeiten ihre künstlerischen Reize und Vorzüge besitzen, an
dererseits die Lage der Fabrik, abseits und ohne Verbindung mit einem
Mittelpunkt der Kunst und seiner Hilfsmittel eine gewagte Reform im
modernen Sinne keineswegs begünstigt.
Viele Gegenstände der Collection von Fischer theilen mit dem
orientalischen und dem älteren europäischen Porcellan eine Eigenschaft,
welche von grosser künstlerischer Bedeutung ist und doch von unserem
Porcellan schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts oder eigentlich
schon von Anfang an absichtlich gemieden wurde. Das chinesich-japanische
Porcellan ist durchweg in der Masse farbig, d. h. es hat einen Ton, der
entweder grünlich, bläulich oder seladonartig ist und sich der Oberfläche
mittheilt. Dieser Ton verbindet die bunten Farben der Decoration zu
einer gemeinsamen Haltung und gibt eine Harmonie ähnlich derjenigen
auf Gemälden, von denen man sagt, dass sie »Ton« haben, eine Eigen
schaft, die im Grunde jedem Bilde nothwendig ist. Man sieht also, dieser
farbige Ton des Porcellans ist ein Vorzug und kein Fehler, und es ge
schah daher sehr zum eigenen Nachtheil, wenn die europäische Porcellan-
Fabrication fort und fort bemüht war, eine möglichst farblos weisse Masse