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Schnütgen:
mehr vorhandenen Kreuze) dürfen ihrer flotten Behandlung wegen nicht
unerwähnt bleiben. Nirgendwo aber zeigt sich diese hier deutlicher, als
an der lebensgrossen Madonna, die dem Tilman Riemenschneider zu ge
schrieben wird. Der Realismus, der sie bereits beherrscht, charakterisirt
in noch viel höherem Maasse die Sculpturen der beiden folgenden Jahr
hunderte, die hier auch nicht fehlen. Einige sind von tiefem Gefühl und
vorzüglicher Durchführung, so eine Pieta mit weinendem Engel. — Unter
diesen Figuren fehlt auch die sogen, kleine Plastik nicht. Sie ist vor
nehmlich in den sogen. Athoskreuzen vertreten, d. h. in Kreuzen mit ganz
kleinen geschnitzten Darstellungen aus dem Leben Christi, die von Mönchen
auf dem Berge Athos nach alten byzantinischen Vorbildern seit Jahrhunderten
handwerksmässig bis in die neueste Zeit angefertigt werden, um (zuweilen
mit Reliquien versehen) als Devotionsobjekte zu dienen. Je weiter sie
in der Zeit zurückreichen, desto strenger ist ihr Stil, obwohl sie dessen
Eigenthiimlichkeiten bis jetzt zu bewahren gesucht haben. So häufig sie
aus den letzten Jahrhunderten begegnen, so selten kommen solche vor,
die sich durch ihre metallische Ausstattung als mittelalterliche Erzeugnisse
mit Sicherheit zu erkennen geben. Griechische Kirchen scheinen sie noch
in manchen Exemplaren zu besitzen. Bald sind es getriebene oder gia-
virte Inschriften, bald Filigranornamente und Niellen, bald siebenbürgischer
Emailschmuck, der sie bestimmt. Von Pilgern mitgebracht erhielten sie
ihre in der Regel in Borten und Streifen bestehende Fassung gewöhnlich
erst, wenn sie am Orte ihrer Bestimmung angelangt waren. Grösse und
Anordnung sind bei ihnen verschieden, meistens haben sie zwei, zuweilen
drei Querbalken, ausser diesen wohl auch noch zwei bimförmige Ausläufer,
die seitlich zu jenen emporstreben. Diese Kreuze sind hier in ausserge-
wöhnlicher Anzahl erschienen. Zwei derselben stammen aus dem Kloster
Putna, das eine ausnehmlich gross mit an den Schmalseiten ringsumherlaufen
den Inschriftfriesen und mit einem Metallknaufe, der in eine Hülse ausläuft,
also das Aufstecken auf eine Tragstange, oder auf ein Postament ermög
licht. Das andere ist mit Borten von Filigran-Email geschmückt, wie das
XV. Jahrh. es in Ungarn und in den südlich angrenzenden Ländern zu so
reicher und glänzender Entfaltung gebracht hat an liturgischen Gefässen,
aber auch an Schmuckgegenständen. An einem besonders grossen und
reich ausgebildeten Kreuze aus Dragomirna ist die Filigrantechnik ohne
Schmelzwerk, aber in sehr entwickelter Weise verwendet, während ein
anderes aus dem Dome von St. Pölten glänzenden Stein schmuck und fein
durchgeführtes Niello aufweist. Auf einer Nachahmung dieser Kreuze und
ähnlich behandelter Medaillons und Kapseln mögen die auf der Ausstellung
auch nicht fehlenden Gebetnüsse beruhen, die fast alle in der sp'ätgothi-
schen Periode enstanden sind. Die letzten von ihnen, die flandrischen Ur
sprunges, sind vollendete Kunstwerke von höchster Feinheit, aber auch die