MAK

fullscreen: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

62 
» 
Email erzielt werden kann. Ich verweise in dieser Beziehung auf das, 
was Benvenuto Cellini in seinem Leben von ähnlichen Arbeiten, die ihm 
verschiedentlich aufgetragen wurden, erzählt, sowie auf die Gegenstände 
selbst, die sich aus seiner Zeit und Schule zahlreich erhalten haben. Sie 
zeigen im Ornament reizende kleine opak emaillirte Figuren und neben 
den Steinen auch sonst Email und Niello. 
Zum Schluss dieser Besprechung der Goldschmiedekunst gedenken 
wir noch anhangsweise der Berndorfer Fabrik von Sc holler und ihrer 
Arbeiten in Alpacca-Silber, sowie der galvanoplastischen Nachbildungen 
von Carl Haas. Was die ersteren betrifft, so werden die Gegenstände 
aus imitirtem Silber keinem anderen Styl zu folgen haben als die Silber 
gegenstände selbst, und die Gesetze für diese gelten auch für jene. Daher 
dürfte es wohl an der Zeit sein, dass auch diese Fabrik jenem Naturalis 
mus entsagt, von dem sich Klinkosch mit seinen neueren Arbeiten los 
gemacht hat und der sie noch völlig zu beherrschen scheint. Wenigstens 
bedingt ei den Hauptcharakter der ausgestellten Gegenstände. Die gal 
vanoplastischen Arbeiten von Carl Haas, Copien alter Goldschmieds 
gegenstände, haben den Vortheil, dass die interessanten, oft sehr bedeu 
tenden Originale ihnen selbst ein grosses Interesse sichern. Und wirklich 
ist eine ausgezeichnete Collection durch die Hilfe des österreichischen 
Museums bereits vorhanden. Andrerseits müssen sie selber freilich darnach 
angethan sein, und hierin sind die Arbeiten von Carl Haas in der That 
alles Lobes werth, die Originale mit grösster Treue und Vollendung 
wiederzugeben. Alsdann gewähren sie, obwohl Copien, doch selbst dem 
Kunstfreund Interesse und sind im Stande, als Museumsgegenstände, als 
mustergiltige Beispiele zur Reform der Goldschmiedekunst beizutragen. 
In diesem Sinne gedenken wir ihrer an dieser Stelle. 
F. 
XIV. 
Email. 
(Carl Haas. 'Chadt. Rinal. — Hanusch. — Pavlansky. — Ratzersdorfer. — Hans 
Macht. — F. Jäckel. — Jauner. — G. Lerl & Söhne.) 
Die Kunst des Emailleurs ist beinahe in allen ihren Zweigen auf 
der Ausstellung vertreten. Wir finden hier Email cloisonne, Email cham- 
pleve (insofern auch das translucide in den ausgegrabenen Vertiefungen 
des Silbergrundes eingefüllt ist), email translucide, Maler- und sog. kaltes 
Email. Es fehlt ferner auch eigentliches opaques champleve nicht, das 
jenige Genre, in welchem das Mittelalter seine kirchlichen Prachtobjecte 
der Goldschmiedekunst herstellte; somit können wir es aussprechen, dass 
die gesammte in Abnahme und Verfall gerathene Technik in allen ihren 
Eigenthümlichkeiten wieder in’s Leben gerufen hier vor uns steht. Des 
gleichen bietet die Ausstellung in stylistischer Beziehung das abwechs-
	            		
63 lungsreichste Bild in den vorhandenen Emailarbeiten. Dieselben umfassen den ornamentalen Styl der orientalischen Völker, der Chinesen, sie zeigen Nachahmungen des Romanisch-Gothischen, repräsentiren die Decoration dei Renaissance und Hochrenaissance, die Grisaillemalerei des 17. Jahih. s und die Barocke. Diesen Reichthum von Formen und Ornamenten, nicht minder so vielfaches technisches Verfahren, hat die neueste Kunstindustrie an der Hand alter Vorbilder dem Leben wiedergewonnen, ein beträcht licher Fortschritt, der evident wird, wenn wir uns erinnern, dass vor 10—20 Jahren das Ganze der herabgekommenen Emaillirkunst darin be stand, mit Maleremail gewisse Juwelierarbeiten in schlechten Zierratmotiven um die natürliche Wirkung des Goldes und der Steine zu bringen. Von grosser Wichtigkeit sind die Versuche des galvanoplastischen Ateliers von Carl Haas in Wien, welche in Nachahmungen der chinesi schen Emaux cloisonnees, also derjenigen Schmelzarbeiten bestehen, deren Zeichnung durch aufgelöthete, feine Metalldrähte contouriit wild. Diese Arbeiten sind geeignet, das höchste Interesse zu ei regen. Mit grossen technischen und chemischen Kenntnissen, mit äusserstei Subtilität in dei Ausführung hergestellt, haben sie Anspruch auf unsere Anerkennung, im Besondern betrachtet als Leistungen eines modernen Ateliers in einem in Oesterreich noch gar nicht, selbst in Paris aber nicht mit vollkommenem Erfolg versuchten Genre der Imitation, verdient das Unternehmen das wärmste Lob; im Allgemeinen jedoch gewinnt man abermals die Ueber- zeugung, von welcher Bedeutung die durch Jahrtausende geübte Produc tion jener Völker in jedem Sinne ist, deren Geschicklichkeit zu erreichen unsere wissenschaftlichen Untersuchungen uns nicht helfen wollen. Prof. J. Storck hat den Entwurf zu einem Bibeleinband gefertigt, welcher mit Emails von dem geschickten Emailleur Chadt in Wien ver ziert wurde. Auch diese sowie die Bronzemontirung, welche in dem Eta blissement Aug. Klein ausgeführt wurde, sind nach der Zeichnung des Genannten vollendet und lässt an Reinheit und Klarheit dei Farben, welche zugleich äusserst harmonisch gestimmt und dem Glanze der Ver goldung in ihrem milden Schimmer entgegengestellt sind, nichts zu wün schen übrig. Die Technik ist jene des Grubenemails, die Flächen wurden ausgegraben und das Metall der Kupferplatte nur an den Stellen der Hauptumrisse stehen gelassen. Ich sage: an den Hauptcontouien, denn darin wich man von den alten romanischen Vorbildern ab, welche aller dings nur die nothwendigsten Innencontouren, aber sämmtliche dann auch durch die stehengebliebenen Theile der Platte gebildet haben. Diese durch die Technik mehr noch als durch den allgemeinen Geschmack jener primitiven Zeit gebotene Einfachheit verleiht den Kölner Emails aber auch ihren charakteristischen Styl und in logischer Folge gibt umgekehrt wieder das Anbringen vieler Innencontouren, noch mehr aber ihre Ausführung im Email selbst, nicht durch den stehengebliebenen Theil der Platte, ebenso auch dieser modernen Arbeit den ihrigen. Wir finden es bei Be-
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.