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Email erzielt werden kann. Ich verweise in dieser Beziehung auf das,
was Benvenuto Cellini in seinem Leben von ähnlichen Arbeiten, die ihm
verschiedentlich aufgetragen wurden, erzählt, sowie auf die Gegenstände
selbst, die sich aus seiner Zeit und Schule zahlreich erhalten haben. Sie
zeigen im Ornament reizende kleine opak emaillirte Figuren und neben
den Steinen auch sonst Email und Niello.
Zum Schluss dieser Besprechung der Goldschmiedekunst gedenken
wir noch anhangsweise der Berndorfer Fabrik von Sc holler und ihrer
Arbeiten in Alpacca-Silber, sowie der galvanoplastischen Nachbildungen
von Carl Haas. Was die ersteren betrifft, so werden die Gegenstände
aus imitirtem Silber keinem anderen Styl zu folgen haben als die Silber
gegenstände selbst, und die Gesetze für diese gelten auch für jene. Daher
dürfte es wohl an der Zeit sein, dass auch diese Fabrik jenem Naturalis
mus entsagt, von dem sich Klinkosch mit seinen neueren Arbeiten los
gemacht hat und der sie noch völlig zu beherrschen scheint. Wenigstens
bedingt ei den Hauptcharakter der ausgestellten Gegenstände. Die gal
vanoplastischen Arbeiten von Carl Haas, Copien alter Goldschmieds
gegenstände, haben den Vortheil, dass die interessanten, oft sehr bedeu
tenden Originale ihnen selbst ein grosses Interesse sichern. Und wirklich
ist eine ausgezeichnete Collection durch die Hilfe des österreichischen
Museums bereits vorhanden. Andrerseits müssen sie selber freilich darnach
angethan sein, und hierin sind die Arbeiten von Carl Haas in der That
alles Lobes werth, die Originale mit grösster Treue und Vollendung
wiederzugeben. Alsdann gewähren sie, obwohl Copien, doch selbst dem
Kunstfreund Interesse und sind im Stande, als Museumsgegenstände, als
mustergiltige Beispiele zur Reform der Goldschmiedekunst beizutragen.
In diesem Sinne gedenken wir ihrer an dieser Stelle.
F.
XIV.
Email.
(Carl Haas. 'Chadt. Rinal. — Hanusch. — Pavlansky. — Ratzersdorfer. — Hans
Macht. — F. Jäckel. — Jauner. — G. Lerl & Söhne.)
Die Kunst des Emailleurs ist beinahe in allen ihren Zweigen auf
der Ausstellung vertreten. Wir finden hier Email cloisonne, Email cham-
pleve (insofern auch das translucide in den ausgegrabenen Vertiefungen
des Silbergrundes eingefüllt ist), email translucide, Maler- und sog. kaltes
Email. Es fehlt ferner auch eigentliches opaques champleve nicht, das
jenige Genre, in welchem das Mittelalter seine kirchlichen Prachtobjecte
der Goldschmiedekunst herstellte; somit können wir es aussprechen, dass
die gesammte in Abnahme und Verfall gerathene Technik in allen ihren
Eigenthümlichkeiten wieder in’s Leben gerufen hier vor uns steht. Des
gleichen bietet die Ausstellung in stylistischer Beziehung das abwechs-
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lungsreichste Bild in den vorhandenen Emailarbeiten. Dieselben umfassen
den ornamentalen Styl der orientalischen Völker, der Chinesen, sie zeigen
Nachahmungen des Romanisch-Gothischen, repräsentiren die Decoration dei
Renaissance und Hochrenaissance, die Grisaillemalerei des 17. Jahih. s
und die Barocke. Diesen Reichthum von Formen und Ornamenten, nicht
minder so vielfaches technisches Verfahren, hat die neueste Kunstindustrie
an der Hand alter Vorbilder dem Leben wiedergewonnen, ein beträcht
licher Fortschritt, der evident wird, wenn wir uns erinnern, dass vor
10—20 Jahren das Ganze der herabgekommenen Emaillirkunst darin be
stand, mit Maleremail gewisse Juwelierarbeiten in schlechten Zierratmotiven
um die natürliche Wirkung des Goldes und der Steine zu bringen.
Von grosser Wichtigkeit sind die Versuche des galvanoplastischen
Ateliers von Carl Haas in Wien, welche in Nachahmungen der chinesi
schen Emaux cloisonnees, also derjenigen Schmelzarbeiten bestehen, deren
Zeichnung durch aufgelöthete, feine Metalldrähte contouriit wild. Diese
Arbeiten sind geeignet, das höchste Interesse zu ei regen. Mit grossen
technischen und chemischen Kenntnissen, mit äusserstei Subtilität in dei
Ausführung hergestellt, haben sie Anspruch auf unsere Anerkennung, im
Besondern betrachtet als Leistungen eines modernen Ateliers in einem in
Oesterreich noch gar nicht, selbst in Paris aber nicht mit vollkommenem
Erfolg versuchten Genre der Imitation, verdient das Unternehmen das
wärmste Lob; im Allgemeinen jedoch gewinnt man abermals die Ueber-
zeugung, von welcher Bedeutung die durch Jahrtausende geübte Produc
tion jener Völker in jedem Sinne ist, deren Geschicklichkeit zu erreichen
unsere wissenschaftlichen Untersuchungen uns nicht helfen wollen.
Prof. J. Storck hat den Entwurf zu einem Bibeleinband gefertigt,
welcher mit Emails von dem geschickten Emailleur Chadt in Wien ver
ziert wurde. Auch diese sowie die Bronzemontirung, welche in dem Eta
blissement Aug. Klein ausgeführt wurde, sind nach der Zeichnung des
Genannten vollendet und lässt an Reinheit und Klarheit dei Farben,
welche zugleich äusserst harmonisch gestimmt und dem Glanze der Ver
goldung in ihrem milden Schimmer entgegengestellt sind, nichts zu wün
schen übrig. Die Technik ist jene des Grubenemails, die Flächen wurden
ausgegraben und das Metall der Kupferplatte nur an den Stellen der
Hauptumrisse stehen gelassen. Ich sage: an den Hauptcontouien, denn
darin wich man von den alten romanischen Vorbildern ab, welche aller
dings nur die nothwendigsten Innencontouren, aber sämmtliche dann auch
durch die stehengebliebenen Theile der Platte gebildet haben. Diese
durch die Technik mehr noch als durch den allgemeinen Geschmack jener
primitiven Zeit gebotene Einfachheit verleiht den Kölner Emails aber auch
ihren charakteristischen Styl und in logischer Folge gibt umgekehrt wieder
das Anbringen vieler Innencontouren, noch mehr aber ihre Ausführung
im Email selbst, nicht durch den stehengebliebenen Theil der Platte,
ebenso auch dieser modernen Arbeit den ihrigen. Wir finden es bei Be-