-,DIE KUNST — EINIGENDES BAND ALLER
VÖLKER UND ZEITEN“
Zwei Absichten, die die UNESCO vor allem pflegt, haben zn
dieser Zusammenstellung von Farbdrucken geführt: der Gedanke
der völkerverbindenden Rolle der Kunst und die Tendenz zum
Erzieherischen. Das Besondere daran ist, daß man nicht eine ge
wöhnliche Kunstausstellung gemacht hat, wie es deren Hunderte
gibt, sondern daß man sich dazu eines durchaus zeitgemäßen Mit
tels bedient: der farbphotographischen Reproduktion der Kunst-
' werke.
So wie die UNESCO die große erzieherische Bedeutung der
Museen erkannt und museale Arbeit mit in das Zentrum ihrer
vielseitigen Bestrebungen gestellt hat, so hat sie auch die Möglich
keiten gesehen, die den modernen Vervielfältigungsverfahren zu
kommen. Bedeutsam ist nicht allein und in erster Linie die weit
gehend exakte Wiedergabe eines Originals in Formen und Farben,
sondern noch mehr die Möglichkeit der Verbreitung, die hohe
künstlerische Werte für verhältnismäßig billiges Geld weitesten
Kreisen zugänglich macht. Wenn Nörgler, trotz der vorgeschrittenen
Entwicklung des Farbenlichtdruckes immer wieder gewisse Män
gel betonen, so gehen sie am Wesentlichsten vorbei: an der unerhört
sozialen Leistung seiner Verbreitungsmöglichkeit.
Wenn sich die UNESCO somit programmatisch für den Farben
druck nach Kunstwerken einsetzt und in zwei Katalogen *) Ver
zeichnisse von etwa 800 der besten in den verschiedenen Kultur
staaten erschienenen Farbendrucke herausgegeben hat, so hat sie
damit ein Bekenntnis abgelegt, das weit über die Möglichkeiten,
aber auch über die Bereitschaft der Fachwissenschaft hinausgeht.
Man überlege sich aber einmal, wieweit und wofür die moderne
Zeit dieses Hilfsmittel der farbigen Reproduktion sich angeeignet
hat, und man wird mit Erstaunen feststellen, daß eine Kette von
Vorurteilen der richtigen und gebührlichen Anwendung bisher
leider noch sehr im Wege gestanden ist.
Sicherlich läßt die Wiedergabe der Farbe noch in vielen Fällen
zu wünschen übrig. Der Farbdruck kann die Werte des Materials
nicht wiedergeben. Auch ist es ein Mangel, daß im Farbendruck
zumeist eine Vergewaltigung am Format des Originals verübt wird.
Aber welches Reproduktionsmittel hat alle diese Punkte befriedi
gend gelöst?
Man bedenke: der Holzschnitt und der Kupferstich (etwa hei
Dürer) haben zum erstenmal die Möglichkeit gegeben, Bilder in
großer Anzahl zu verbreiten und damit eigene, große Kunstwerke
geschaffen. Soweit es sich aber um Wiedergaben etwa eines gemal
ten Vorbildes handelte, waren es mehr Neuschöpfungen als Nach
bildungen. Erst andere Vervielfältigungen, etwa die Stiche nach den
Werken P. P. Rubens, hatten von vornherein die Absicht, zumin
te-
* „Catalogue de reproductions en couleurs de peintures anterieures ä
1860“, UNLSCO, Paris 1950, „Catalogue de reproductions en couleurs de
la peinture de 1860 ä 1949“, UNr-SCO, Paris 1949.
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