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Volltext: Kirchliche Kunst (Gruppe XXIII), officieller Ausstellungs-Bericht

Kirchliche Kunft:. 
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Weniger Beachtung wurde den aus Gelbgufs hergeftellten Leuchtern, Lam 
pen, Altarkreuzen gefchenkt, aber auch cliefe Utenfilien follen nach guten Zeich 
nungen ausgeführt werden, um felben einen künftlerifchen Werth bei dem weniger 
edlen Metalle zu geben. 
Aus dem deutfchen Reiche ift überhaupt verhältnifsmäfsig wenig in der 
Richtung der kirchlichen Kunft ausgeftellt gewefen. 
Elfter aus Berlin brachte romanifche Candelaber aus Bronce, vergoldet, 
mit Glaspaften und kaltem Email gefchmückt. Sie ftanden vereinzelt da. 
Aus München ftellte Rockenftein Leuchter, Monftranzen, Mefskännchen 
in dem bekannten Münchener gothifchen Stile aus; ferner R. Staeble in moder 
ner romanifcher Richtung; Wo ring eine Colledlion von Grablaternen und Lam 
pen; Kurz aus Stuttgart Zinngefäfse, mittelalterlich, aber ohne befonderen künft 
lerifchen Werth. 
A. Delhus aus Strafsburg hatte Kronleuchter aus Bronce, Renkrop aus 
Weftphalen Gefäfse, Kunne aus Altena Silbergefäfse von ganz guter Arbeit 
ausgeftellt. 
Was Frankreich betrifft, fo hält die diefsjährige Ausftellung keinen Vergleich 
mit der Ausftellung vom Jahre 1867 auf heimifchem Boden und jener im Jahre 1870 
in Rom, wo Frankreich in dominirender Weife vertreten war, aus. 
Pouffielque Ru fand aus Paris hatte freilich an und für fich glänzend aus 
geftellt und repräfentirte die kirchliche Richtung Frankreichs in diefer Branche 
in hervorragender Weife. Brillant, reichhaltig und mit befonderem Chic, fowohl 
im Entwurf als in der Ausführung, zeigten diefe Arbeiten eine hohe Stufe der 
Vollkommenheit. 
Kelche, Kreuze, Monftranzen, Bifchofsftäbe, Candelaber, Reliquiare, ein 
ganzer Altar, Tabernakel, kurz Alles, was an Metallafbeiten für die Kirche noth- 
wendig ift, hatte diefer bedeutende Induftrielle gebracht. Auch war das Ganze 
fehr günftig und überfichtlich aufgeftellt. 
Vorwiegend waren diefelben im romanifchen Stile durchgeführt, der 
gothifche Stil felbft, wo er Anwendung gefunden , lehnte fich an die Frühperiode 
an und zeigte Verwandtfchaft mit der romanifchen Stilperiode, befonders im Detail. 
Nicht zu leugnen aber ift das Beftreben nach Effetft und Beftechung durch 
pikante Details. Das Raffinement in der Anordnung und Anfertigung fpielt in der 
franzöfifchen Kunftinduftrie immer eine hervorragende Rolle, felbft Gegenftände, 
welche mit vollem Ernft empfunden werden follen und welche Stilftrenge ver 
langen, werden mit jener blendenden Ausftattung verfehen, wie Toilettegegen- 
ftände der Damenboudoirs. 
Der beftechende Gefchmack, der den Franzofen eigen ift, hilft ihnen über 
alle ftiliftifchen Schwierigkeiten hinweg, woher es auch kommen mag, dafs kein 
Stil ftrenge und confequent durchgeführt wird und jedem Stil das Gepräge des 
fpecififch franzöfifchen anhaftet. Denn auch die erwähnte bedeutende Colledlion 
kirchlicher Kunft war mehr brillant als ernft, mehr pikant als ftrenge, mehr auf 
Effetft als auf ruhige Würde berechnet; beftach daher den Laien mehr als 
jede andere Expofition in diefer Branche, ohne aber dem Kenner vollkommen 
wohl gethan zu haben. 
Aus Spanien waren ein prachtvolles, reich ausgeftattetes Vortragekreuz in 
reicher gothifcher Metallarchitektur mit Nifchen, Baldachinen und figurenreicher 
Ornamentik und Gefimsgliederung, dann zwei grofse Leuchter, moderngothifch, 
ein emaillirtes Broncekreuz, maffig gehalten, von Francesco de P. Ifaura aus Bar 
celona zur Ausftellung gebracht worden und bewiefen, dafs eine einmal in einem 
Lande feftgewurzelte Kunft auch durch Krieg und Revolution nur fchwer aus 
zurotten ift. 
England, welches doch in kirchlicher Ausftattung Vorzügliches leiftet und 
den eigenthümlich ausgeprägten gothifchen Nationalftil fefthält, hat fich mit 
Ausnahme von Fliefen, die für Kirchenpflafter verwendbar find, und einigen Bronce-
	        
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