32 Dr. Wilh. Fried. Gintl.
und war nicht blos faft undurchfichtig trübe, fondern auch völlig weich— ein Man
gel, der übrigens auch bei den Erzeugniffen mehrerer anderer Ausfteller Italiens
wahrgenommen wurde. Pietro Baromini & Comp, in Bologna und Guftavo de
V e r o 1 i o in Livorno hatten auch ganz fchöne Mufter von Knochenleim ausge
ftellt, und zwar Erde rer in der, wie fchon erwähnt, in Italien wenig gebräuchlichen
Form von rechteckigen Tafeln, wie fie anderwärts üblich find.
Die Verwendung von Leim für die Zwecke derDonrung von Arzneimitteln
durch Herftellung von Gelatinetäfelchen mit beftimmtem Gehalte an Arzneiftoffen,
war durch eine Collektion von Gelatine medicinali, welche Pietro de Ci an in
Venedig ausgeftellt hatte, illuftrirt.
Schweden, wo die Leimproduktion vielfach noch einen Gegenfland
der häuslichen Nebenbefchäftigung bildet, hatte als bemerkenswerth nur die
Ausflellung von A. W. Friesfledt in Stockholm aufzuweifen.
Diefe Firma gewinnt Knochenleim lediglich als Nebenprodukt bei der
Spodiumfabrikation und der Herftellung von künfllichen Düngemitteln, für deren
Erzeugung die im Jahre 1856 gegründete, mit einem jährlichen Umfatze von circa
250.000 Reichsthaler arbeitende Fabrik, eingerichtet ift. Der ausgeflellte Leim
war als ein ganz gutes Erzeugnifs zu bezeichnen.
Dänemark hatte von Leimprodukten lediglich jene aufzuweifen, wel
che J. Holm&Sonner in Kopenhagen zur Ausflellung brachten. Diefelben
hatten namentlich fehr lichte und klare Leimproben (Lederleim) ausgeftellt, die
vorwurfsfrei genannt werden konnten.
Belgien, das fich gleich den Niederlanden bekanntlich eines
befonderen Rufes in Betreff feiner Leimprodukle erfreut, wufste denfelben auch
diefsmal glänzend zu rechtfertigen. Die von zwei Firmen ausgeftellten Leimpro
ben können entfchieden als das Befte bezeichnet werden, was die Ausflellung in
diefer Branche bot. Wir nennen in erfter Reihe die Firma G. Dewit & Comp, in
Vilvorde nächft Brüffel. Diefelbe hatte Knochenleim und gemifchten Leim in ver-
fchiedenen Qualitäten u id Formen ausgeftellt, von denen die Prima-fowie die
Secunda-Sorten neben der koloffalen Gröfse der Platten, die kaum eine Krüm
mung wahrnelimen liefsen, befonders durch die überrafchende Klarheit, verbun
den mit fehr lichter Färbung, fich auszeichneten.
Wir fahen Platten von einer bis 0 5 Quadratmeter betragenden Gröfse, die
bei einer Dicke von etwa 0-5 Centimeter und völliger Trockenheit nicht allein voll
kommen eben, fondern auch fo blafs und klar waren, dafs man bequem durch die
felben lefen konnte. Hiebei find die Preife fehr mäfsig zu nennen, und betrugen die
felben beifpielsweife im Jahre 1872 für die befte Sorte (Collesfortes furfin), je nach
dem gröfseren oder kleineren Formate per Kilo 1 Franc 60 Centimes bis 1 Franc
80 Centimes; für gemifchten Tifchlerleim, Appreturleim etc. (Colles fortes Mixtes,
wovon 3 Qualitäten, — ruffifcher Leim, Zeichen TM — BO — B, türkifcher Leim,
Zeichen O und Kölner Leim, Zeichen C, geführt werden), 1 Franc 50 Centimes bis
i Franc 60 Centimes, für ordinären Leim (Colles fortes ordinaires) und zwar H
englifchen Leim, A deutfchen, DX deutfchen, kleines Format, 1 Franc 40 Centimes
bis i Franc 60 per Kilo.
Das Etabliffement diefer Firma, welche feit 1856 befteht, gehört zu den
gröfsten diefer Art und breitet fich derzeit auf einer Fläche von 12,617 Quadrat
meter aus und befchäftigt 200 Arbeiter nebft vier Dampfmafchinen. Die monat
liche Produktion beläuft fich auf 850.000 bis 900.000 Kilo Leim, während
nebenbei 8 bis 9 Millionen Kilo an Phosphaten für Düngzwecke producirt wer
den. Die Leimgewinnung gefchieht durch Extraction mittelft direkten Dampfes,
welcher von 3 circa50 pferdekräftigen Keffeln geliefert wird. Neben den genann
ten Leimmuftern hatte Dewit auch fehr bernerkenswerthe Proben von Knochen-