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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

Section II. Baumwollwaaren. 515 
sie sich doch mit einigen ihrer Artikel an der Spitze, und auch in Be 
ziehung auf den Umfang ist ihr Wachsthum unverkennbar. Die Zahl 
der Spindeln, welche im Jahre 1867 im damaligen Zollverein 2 300 000 
betrug, ist auf 3 000 000 im Jahre 1872 gewachsen, welche mit den 
aus dem Eisass hinzutretenden 2 100 000 Spindeln die Zahl von 
5100 000 ausmacht. 
Der Baumwollverbrauch kann auf jährlich 290 bis 300 Millionen 
Zollpfund amerikanischen, ostindischen und ägyptischen Erzeugnisses; 
das daraus gewonnene Garn (angenommen im Mittel Nr. 28 engl.), auf 
circa 245 000 000 Zollpfund berechnet werden. 
Die Spinnereien Deutschlands decken jetzt nahezu den ganzen 
Garnbedarf des Inlands und haben namentlich durch die elsässischen 
einen bedeutenden Zuwachs für die feineren Nummern erhalten. Ilaupt- 
sitze der deutschen Spinnereien sind das Eisass, Sachsen, Bayern, Baden, 
Württemberg und unter den preussischen Provinzen Hannover und 
Westfalen. Im südlichen Deutschland sind es insbesondere die Wasser 
kräfte (des Lech in Augsburg und der Wiese in Baden), welche den 
dortigen grossen Fabriketablissements als Motoren dienen. 
Die deutsche Spinnerei war auf der Ausstellung sehr reichlich 
veitreten. Die meisten Aussteller sind von der Jury günstig beurtheilt 
worden und können hier nur die hervorragendsten Erwähnung finden. 
Zn diesen gehören die Augsburger Baumwollspinnerei am 
Stadtbach mit 96 148 Spindeln, die Baumwollfeinspinnerei mit 
52 000 Spin., welche letztere namentlich schöne Gespinnste bis Nr. 80 
liefert, Chur & Söhne und Baumwollspinnerei Senkelbach, fer 
ner Anton Herzog & Co. in Logelbach, Nicolas Schlumberger in 
Gebweiler, die Hagenauer Spinnerei- und Weberei-Gesellschaft 
(andere Elsässer Spinnereien hatten nicht ausgestellt), die Baumwoll 
spinnerei und Weberei Arien, die Spinnerei und Weberei 
Offenburg, Actiengesellschaft für Spinnerei und Weberei 
an der hohen Mark bei Oberursel und andere. 
Nicht minder gab die Wiener Ausstellung Beweise von den Fort 
schritten der deutschen Baumwollweberei. Diese war nach allen 
Richtungen vertreten und liess kaum einen Artikel von erheblicher 
Bedeutung vermissen. 
Die Handweberei ist bis auf einige Branchen, für die sie sich 
besonders eignet, mehr und mehr durch die mechanische Weberei in 
den Hintergrund gedrängt worden und die Zahl der Kraftstühle ist 
wohl nirgends ansehnlicher und rascher gestiegen als in Deutschland. 
Während man im Jahre 1867 20 000 mechanische Webstühle im Zoll 
vereinzählte, sind es 1872 deren ca. 40 000, zu welchen noch das Eisass 
mit einer grossen Zahl hinzutritt. 
In glatten und fagoimirten mechanischen Geweben, wie Calicos, 
Shirtings, Madepolans und Brillantines, führte die deutsche Ausstellung 
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