Erste Section.
Schaf wollwaare n v
Die Wollwaarenfabrikation bildet, wenn ihr auch die Baum Woll
industrie an Umfang überlegen ist, doch den interessantesten und
nächst jener den wichtigsten Theil der Textilindustrie. Sie ist vor
Allem das Feld, auf dem sich die Intelligenz des Fabrikanten, seine
künstlerische Bildung und technischen Kenntnisse am ausgiebigsten
entfalten können und befindet sich mit dem Wohlstände der Völker
in steter Ausdehnung. Die Wollwaarenindustrie ist in den meisten
europäischen Ländern — zum Theil neben der Leinenindustrie — der
nationalste Industriezweig; von Alters her bildete die Gilde der Tuch
macher und Gewandschneider eine der angesehensten der zünftigen
Vereinigungen und hat auch in politischer Beziehung sich Geltung und
Einfluss zu verschaffen gewusst. Die mechanischen Erfindungen unse
res Jahrhunderts haben sich schwerer als in der Baumwollindustrie
Eingang in die Wollwaarenindustrie verschaffen können und sind in
ihr zum Theil auch heute noch nicht vollständig eingebürgert. Es
rührt dieses einerseits daher, dass das verwendete Rohmaterial häufig
einheimisches Product ist, das, so lange es die Concurrenz erlaubte, auf
Handspindeln versponnen wurde; andererseits sind die für Wolle ge
eigneten Spinnmaschinen jüngeren Datums als die nunmehr ein Jahr
hundert alten Baumwoll - Spinnmaschinen. Indessen hat die mechanische
Wollspinnerei, besonders mit der zunehmenden Benutzung fremdländischer
Wollen, ausserordentlich an Ausdehnung gewonnen und hat heute die
Handspinnerei so gut wie vollständig verdrängt. Anders ist es mit
der Weberei. Der mechanische Webstuhl, dessen Hauptvorzüge in der
schnelleren und gleichmässigeren Arbeit bestehen, eignet sich haupt
sächlich für glatte Massenartikel, wogegen viele Zweige der Woll
waarenindustrie mit complicirten technischen Vorrichtungen diese
Vortheile nicht genügend auszunutzen im Stande sind. Es hat sich