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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

432 Gruppe V. Textil- und Bekleidungs-Industrie. 
bedeutenden Webereien des letzteren Landes sind fast ausschliesslich 
auf deutsche, englische und französische Gespinnste angewiesen. 
Kleiderstoffe aus Kammgarn und mit Kamm 
garn gemischte Stoffe. 
Betrachten wir die grosse Mannigfaltigkeit der Kleiderstoffe, wie 
sie in den verschiedenen Theilen Europas verfertigt werden, und die 
gewaltige Ausdehnung ihres Productionsgebietes, so ist klar, dass jede 
Ausstellung davon nur ein unvollkommenes Bild geben kann. Immerhin 
aber darf erwartet werden, dass wenigstens eine vergleichende Ueber- 
sicht ermöglicht wird, dass die Hauptfabrikationsgegenden in annähern 
der Weise ihre Erzeugnisse zur Anschauung bringen. 
In Wien war jedoch dieser Industriezweig, der als der umfang 
reichste der gesammten Kammwollmanufactur zu betrachten ist, in 
durchaus ungenügender Weise vertreten, und weit entfernt ein Bild 
des heutigen Standes der Production zu ermöglichen. Der Grund dieser 
Erscheinung liegt in den in der Einleitung näher ausgeführten Verhält 
nissen. Gerade in der Fabrikation der Kleiderstoffe ist die enge com- 
mercielle \ erbindung des Producenten mit dem Consumenten durch 
unsere verbesserten Communicationsmittel, durch die Leichtigkeit, 
Mustercollectionen durch Reisende oder die Post zu versenden, sehr 
gefördert worden und der Fabrikant verspricht sich mit Recht auch 
nicht den geringsten Nutzen von der Ausstellung. Ausserdem ist die 
Richtung der Mode dem Muster, welches in der Ausstellung dem Be 
sucher in die Augen fallen könnte, in den meisten dieser Artikel abhold 
und glatte Farben oder kleine einfache Dessins werden gesucht, während 
die Beui’theilung der Qualität bei dem meistens durchgeführten Arran 
gement hinter Glas und Rahmen unmöglich gemacht wird. 
Rheims steht unbestritten an der Spitze der Ganzwollfabrikation 
und hat, wie es scheint, in mancher Beziehung die Städte Elbeuf und 
Amiens überflügelt, deren Artikeln es eine erhebliche Concurrenz be 
reitet. Seit mehr als 300 Jahren verdankt Rheims der Wollindustrie 
sein Bestehen und bildet seit unserem Jahrhundert das Centrum einer 
grossen Wollfabrikation, deren Hauptartikel aus Kammgarn bestehen. 
Unter den Kammgarnstoffen nimmt der sogenannte Merino simple, 
das einfache Köpergewebe, aus einfacher Kette und einfachem Schuss 
bestehend, die erste Stelle ein. Man schätzt die Production von Rheims 
auf 105 Millionen Franken in Kammgarnstoffen und 46 Millionen in 
Flanellen und Tuchen, was seit 1866 trotz des Krieges eine Zunahme 
von circa 33 Millionen darstellt.
	        
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