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Volltext: Maschinenwesen und Transportmittel, Wiener Weltausstellung Heft 8

172 Gruppe XIII. Maschinenwesen u. Transportmittel. 
Auch die Wiener Ausstellung hat das rege gebliebene Streben 
zum Fortschritt in der Streicbgarnspinnerei wieder bewiesen. Wenn 
auch natürlich die meisten der ausgestellten Maschinen neue wesentlich 
reformirende Erfindungen nicht sein konnten, so zeigte sich doch bei 
nahe überall eine solide, zweckentsprechende gute Ausführung, und 
man hat das als gut Erkannte und Bewährte nicht durch zweifelhafte 
neue Constructionen zu ersetzen, sondern in etwaigen Mängeln zu 
verbessern gesucht. So zeigte namentlich die Ausführung der Selfactors 
wesentliche Verbesserungen, welchen wohl zum grössten Theile die 
immer grössere Verbreitung dieser sinnreichen Maschinen zu verdanken 
ist. In einem deutschen Berichte darf es wohl gestattet sein, mit 
besonderer patriotischer Befriedigung des Umstandes zu gedenken, dass 
eine deutsche Fabrik (Richard Hartmann in Chemnitz) im Selfactor- 
bau für Streichgarn den übrigen Fabriken vorangegangen ist, und dass 
ihre Construction selbst von den berühmtesten Fabrikanten des Conti- 
nents wie jenseits des Canals nachgeahmt wird. 
Auch in Betreff des Vorspinnens zeigt die Wiener Ausstellung 
einen neuen Apparat zur Theilung des Vliesses in Bänder, welcher eine 
folgenreiche Erfindung (C. Martin’s) genannt werden muss. 
Der, wie oben bemerkt, schon in London und darauf in Paris zum 
Ausdruck gekommene Wettstreit zwischen der Mule- und der Water- 
spindel ist auch in Wien wiederum hervorgetreten. Es ist haiiptsächlich 
über zwei ganz neue Maschinen, welche die Waterspindel zur An 
wendung bringen, als gewichtige Neuerungen zu referiren, von denen 
die eine dem Erfindungsgenie des wohlbekannten und renommirten 
Constructeurs C. Martin in Verviers entstammt, während die andere 
dem Amerikaner Avery zu danken ist. Die Vortheile des Watersystems 
vor der Mulemaschine, wenn überhaupt ersteres in einer für Streich 
garn brauchbaren Combination zur Verwendung gebracht werden könnte, 
sind zu bedeutend, um nicht fortwährend einen steten Sporn für die 
besten Kräfte zur Lösung der Aufgabe zu bilden. Ob den in Wien 
ausgestellten Maschinen dieser Art diese Lösung gelungen sei, ist 
natürlich eine Frage der Zeit; schon in London wie in Paris hat 
mancher in den daselbst ausgestellten Constructionen die Maschinen 
der Zukunft zu erkennen geglaubt, ohne dass die Wirklichkeit dieser 
günstigen Meinung entsprochen hätte. 
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen seien die ausgestellten 
Maschinen selbst etwas näher besprochen. 
An der Ausstellung von Streichgarnspinnereimaschinen hatten sich 
Amerika, England, Belgien, Deutschland und Oesterreich betheiligt. 
Als erste Vorbereitungsmaschine ist zunächst eine Waschmaschine 
zu erwähnen, welche die Firma Mac Naught in Rochdale ausgestellt 
hatte. Diese Maschine stimmt in allen wesentlichen Theilen mit der 
jenigen überein, welche von derselben Firma in Paris ausgestellt war.
	        
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