Section II. Thonwaaren.
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Ein Japanese ist als Arbeiter in eine böhmische Porcellanfabrik ein
getreten und in Jeddo ist seit mehreren Jahren ein Institut zur Hebung der
japanesischen Porzellanindustrie unter Leitung eines deutschen Tech
nikers, Dr. Wagner; europäische Malerfarben werden daselbst ange
wandt. Unter den von ihnen ausgestellten Porcellanvasen befanden
sich zwei von 1'80 m Höhe, allerdings aus mehreren Stücken aufge
dreht, auf einander gesetzt und durch Glasur verbunden. Viele Va
sen sind mit Drachen als Henkel und mit Medaillons versehen, welche
aus Papiermasse mitReismehl aufgeklebt und mit Lack vergoldet sind,
an den betreffenden Stellen bleibt die Glasur fort. Ein Paar solcher
Vasen kosten (in Wien) 2150 fl. Auch auf Vasen ganz von Porcellan sind
Gold und Bronze kalt aufgetragen, sowie bekanntlich Porcellanvasen
aller Grössen, meist drei grosse und zwei kleine zusammengehörig,
ganz roth oder blau lackirt, und mit bemalten und vergoldeten flachen
Reliefs in Reismehl decorirt sind.
Japan hatte Porcellan, Steingut, Terracottebiscuit und unabhän
gig von den Fabriken Malereien auf Porcellan und Fayence ausgestellt.
Das Porcellan des Fabrikanten Mausuki im Departement Gifu
hatte eine grünliche, einem Kalkzusatz zugeschriebene Farbe und be
stand als Specialität besonders aus becherförmigen unter Glasur blau
bemalten Tassen. Das aus Arita im Departement Saga ausgestellte
Porcellan, Hizen genannt, wartheils blau unterGlasur, tlieils bunt mit
Muffelbrand gemalt; hier ist der älteste und berühmteste Sitz der Por-
cellanfabrikation; es kommen von hier jene zierlichen, eierschaldünnen,
fast durchsichtigen Tassen mit darauf passender Untertasse, welche
meist mit einem feinen Bambusfasergeflechte überzogen sind; je
doch werden auch grosse Vasen, Wannen und Platten hier gemacht,
welche wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen den Stoss und gegen
Temperaturdifferenzen gerühmt werden. Aus Seto im Departement
Aidtai (Yeddo, Departement Adlai?) war blau unter Glasur gemaltes
Porcellan ausgestellt, darunter drei fast 1 m lange, 30 bis 40 cm
breite ebene Platten mit Pflanzen und landschaftlichen Darstellungen
von grosser Virtuosität; sie würden in Japen per Stück 200 fl., in Wien
554 fl. kosten; die hiesigen Fabriken sind fast so bedeutend wie die
von Arita und geniessen gleichfalls eines grossen Rufes, ihre Malereien
sind correcter, frischer und moderner. Aus dem Departement Tschi-
kava wird ein in Roth und Gold decorirtes Poi’cellan unter dem Na
men Kaga sehr geschätzt, dasselbe wird auch in der Stadt Nanga-
saki angefertigt. Die Stadt Kioto theilt sich in zwei Quartiere, God-
jiozaka, wo nur Porcellan gefertigt wird, und Aivata oder Avata, wo
nur Steingut gemacht wird. Aus ersterem werden blau bemalte Ser
vice gemacht, unter welchen auch treue Nachahmungen englisch blau be
druckter Service sich befanden. Auch waren hübsche rothe golddeco-
rirte Tassen ausgestellt. Yeddo ist der Sitz eines Porcellanmaler-