476 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Tlion- u. Glaswaaren.
Fabrikation sehr gefördert. Ausgezeichnete Fabrikate in sehr voll
ständiger Farbenscala bunter Gläser haben M. A. Pelletier & fils in
St. Juste an der Loire, die Fabriken von Rive de Gier,'die durch
eine Collectivausstellung repräsentirten belgischen Fabriken, an
deren Spitze Bennert & Bivord in Jumet, dann aber nicht minder
tüchtig die Gräfl. Solms’sche Fabrik in Baruth, die Fabriken von
F. v. Poschinger in Buchenau, von Meyr’s Neffe in Adolf. Ausser
diesen hatten noch gutes Kathedralglas ausgestellt: Wisthoff & Co.,
A. Wagner in Saarbrücken und Salviati in V enedig, der ausser Ka-
thedralgläsern auch sogenannte Butzenscheiben (als Kugel geblasen, ge
öffnet, durch Rotation gestreckt und am Rand gesäumte runde Scheiben)
mitgebracht hatte.
In gewöhnlichem Tafel- oder Fensterglas, dem wichtigsten
und nothwendigsten Product der ganzen Glasfabrikation, war die Aus
stellung sehr reichlich beschickt. Unstreitig auf der höchsten Stufe
stehen in dieser Branche die belgischen Fabriken, welchen dann die
deutschen und französischen folgen. Das Fensterglas wird bekanntlich
in Cylindern geblasen, und erst aus diesen durch Aufsprengen und
Bügeln (Strecken) auf warmen Thonplatten die Glastafeln gemacht,
Dadurch, dass die grösseren Dimensionen der Glaswalze deren Länge
bildet, wird die Tafel gleich stark, durch ihr horizontales Lagern im
Kühlraum des Wagenstreckofens aber schnurgerade. Diese Methode,
welche in Belgien, Frankreich und dem grössten Theil von Deutschland
üblich, wird wohl die anderwärts noch bestehende Art verdrängen, wobei
die grössere Dimension der Walze deren Umfang ist und die Tafeln im
Streckofen vertical aufgestellt werden, was einerseits ungleiche Stärke,
andererseits das Krummwerden der Tafeln veranlasst. Die Collectiv
ausstellung der belgischen Glasfabriken zeichnet sich durch den Glanz,
die Reinheit, Weisse und Grösse und vorzüglich durch die vollkommen
plane Streckung der Tafeln aus. Ihr hervorragender Vertreter ist die
Firma Bennert & Bivord, dann L. Bandoux & Co. in Charleroy,
A. Morel in Lodelinsart, Andris-Lambert & Co. inMarehienne au
Pont, Baudoux & E. Jonet in Lodelinsart, Bon gar d, Lebrun & Co.
in Roux, L. de Dordelot & C o. in Lodelinsart, de Looper Haidin
& C o. in Courcelles, A. Fäquiart in la Louviere, V. Gorinflot, Gilson
& Co. in Jumet, L. Lambert & Co. in Jumet, A. Misonne & Co. in
Dampremy, Four cau 11-Trison & Co. in Dampremy,LaurentMaiglet
& Lepines in Binche. Nach der Versicherung des belgischen Jury
mitglieds würde bei der Firma B e n n e r t & B i v o r d ein v e r b e s s e r t e r
Siemens’scher Wannenofen zur Erzeugung von Tafelglas benutzt; es
sei ein neues Verfahren eingeführt, wodurch auch ganz schwächliche
Leute mittelst eines Gebläses im Stande seien die grössten Walzen
zu blasen; und endlich habe man ein Mittel aufgefunden, wie vermuthet