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Volltext: Industrie der Stein-, Thon- und Glaswaaren, Wiener Weltausstellung Heft 10

478 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Thon- u. Glaswaaren. 
Bei den hohen Preisen der Bauplätze und Wohnungen in grossen 
Städten ist man gezwungen, auch die Souterrains und die Bodenräume 
möglichst nutzbar zu machen; es bot sich hierzu das Gussglas zu 
Fussbodenplatten und zu Bedachungsmaterial als trefflich geeignet dar. 
Vorzügliches haben hierin die bereits genannte Firma St. Gobain, 
Ghauny & Cirey und die Schlesische Spiegelmanufactur in 
dicken und klaren Gussgläsern gethan. 
Mosaik wurde bisher zu künstlerischen Zwecken nur von Italien 
und Russland angefertigt. Bekanntlich nennt man Mosaik die Zusammen 
setzung von mehrfarbigen Steinen oder steinartigen Producten in eine 
Fläche, so dass sie Ornamente oder sonstige Gegenstände darstellen. 
Wesentlich dabei ist, dass die einzelnen Beständtheile in der Regel nur 
eine Farbe, und diese nicht nur oberflächlich, sondern im Stoff selbst 
besitzen. Wenn die Mosaikbestandtheile so zugeschnitten sind, dass 
einer derselben eine gewisse Farbenfläche allein ganz ausfüllt, z. B. ein 
ganzes grünes Blatt, und die Contouren der Farbe zugleich die Begren 
zung des Steines sind, so bezeichnet man diese Art als florentinische 
und wendet sie für Marqueterie und Schmucksachen an, indem man aus 
harten Steinen Blumen, Blätter und Früchte bildet, da sich andere 
Darstellungen weniger eignen, und in eine meist schwarze Marmorplatte 
einlegt. Im Gegensatz zu dieser florentinischen Mosaik nennt man 
lömische diejenige, worin auch die einzelnen Farbenflächen aus vielen 
Steinchen zusammengesetzt sind. Es ist dies die vorzugsweise Mosaik 
benannte Technik, und unterscheidet sich wieder in eine monumentale 
für Fussböden und V andgemälde, eine für Möbel, besonders Tischplatten, 
Marqueterie, und in eine solche für Scüinucksachen, welche von 
den Goldarbeitern gefasst werden. Die monumentale Mosaik 
wird jetzt vorzüglich für Wandgemälde angewandt, denn die in Mett 
lach und Leipzig und von Minton in England fabricirten sogenannten 
Mosaikplatten tragen den Namen eigentlich mit Unrecht, da die einzelnen 
Farbpartien nicht erst bei der Anwendung lose zusammengesetzt, sondern 
schon im Brand mit den daran rührenden Farben verbunden werden 
und so ganze Platten bilden. Jfene musivischen Wandgemälde erhalten 
eine zweiartige Ausführung, und man wendet dieselbe selbst auch auf 
feine Schmuckmosaik an; entweder setzt man die Steinchen möglichst 
genau und dünnfugig zusammen und schleift sie dann ab, so dass sie 
eine mehr oder minder spiegelnde Ebene bilden; man pflegt sie dann 
römisch im Gegensatz zu der byzantinischen Art zunennen, welche 
darin besteht, dass man weniger ängstlich in der Fügung der Steinchen 
ist und auch ihre Oberfläche mehr oder weniger rauh, ohne sie abzu 
schleifen, stehen lässt, so dass also die ganze Bildfläche etwas Körniges 
eihält, welches einen Gesammtreflex nicht auf kommen lässt. 
Wenn die florentinische Mosaik ausschliesslich aus Steinen,
	        
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