4S0 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Thon- u. Glaswaaren.
rorcscia) ausführt, indem er die Mosaikwürfel mit der Gesichtsseite auf
den Carton kleht und erst wieder sichtbar werden lässt, wenn die Rück
seite in den Cement der Mauerfläche eingedrückt und der Carton auf
geweicht und hinweggewasehen worden ist. ■— Ein 3 ä 7 Meter grosses
Mosaikgemälde nach dem Carton von Laufberger, eine Minerva vor
stehend, war von Oesterreich bestellt und schmückte die Vorhalle der
Kunstausstellung. Es war auf Goldgrund schwarz contourirt, und die
Schuppen um das Medusenhaupt, auf der Brust waren mit jenem grün
und röthlich schillernden Gold, von dem wir vorhin sprachen, ausgeführt.
Bei Mosaikgemälden, die wie alle monumentalen Darstellungen aus der
Ferne gesehen und verstanden werden sollen, kommt es vor Allem auf
eine klare, bestimmt silhouettirte Zeichnung an, welche nicht zulässt,
dass die einzelnen Figuren in einen unerklärlichen Knäuel zusammen-
fliessen. Ob dies bei einigen neuen, dem Dr. Salviati zur Ausführung
übergebenen Zeichnungen der Fall sein wird, möchten wir bezweifeln.
Russland hatte gleichfalls drei monumentale Mosaikgemälde, für
die Isaaks-Kirche in Petersburg bestimmt, nach den Cartons von Neff
ausgestellt: „Das segnende Christuskind“ und „Die heilige Katharina“ in
abgeschliffener,römischer, und „Die heilige Anastasia“ in nicht abgeschlif
fener, byzantinischer Mosaik. Man musste offenbar der letzteren wegen
ihres gediegenen, den Stoff selbst besser erkennenlassenden Ansehens und
wegen des Freiseins von falscher Spiegelung den Vorzug geben. Die
Arbeit war sehr genau, die Fügung überhaupt fein und die Steiuchen
ihrem Platz gemäss nachgeschliffen, aber ihre Reihungen waren nicht
so gut den Gewandfalten entsprechend als die italienischen. Während
Salviati nur den Steinen für den Panzer der Minerva die Gestalt der
Schuppen gegeben, hatten die russischen Arbeiter Steine vorbereitet,
welche schon in ihrer Paste zwei, drei Farben oder Schattirungen
enthielten, z. B. für Rundstäbe, Perlen, Augen.
Die Fabrica Vaticana hatte sowohl monumentale als Möbel
mosaik ausgestellt, welche sie mit antiker Technik ausführt; und ist es
nicht zu leugnen, dass diese Art der Ausführung ein mehr künstlerisches,
nicht mechanisches Gepräge hat; sie besteht bekanntlich darin: der
Grund, den das Mosaikhild zieren soll, wird mit einem Gypsüberzug
von der Dicke der Mosaiksteinchen und etwas mehr, versehen, so dass
seine Oberfläche später der des Bildes entspricht. Auf dieser wird die
Zeichnung aufgetragen und der Mosaicist beginnt damit, diejenige
Partie, z. B. den Mund, eines Bildnisses aus dem Gyps bis auf den Grund
herauszuschneiden, und in diese Grube die Mosaiksteinchen von der
Form und Schattirung, welche sie haben müssen, in Cement oder Käse
kitt einzusetzen und so tief einzudrücken, als die neben noch anstehende
Gypsoberfläche anzeigt. In dieser Art fährt der Künstler fort, das vor
ihm stehende Original oder die Farbenskizze zu copiren, indem er die