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Volltext: Musikalische Instrumente, Wiener Weltausstellung Heft 12

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Section I. Tasteninstrumente. 
4. Ed. Steingräber in Bayreuth, zwei hohe kreuzsaitige Pia- 
ninos, das eine mit Palissanderholzkasten (Preis 1050 Rink.), das andere 
ein Nussbaumholzkasten (Preis 960 Rink.), und ein kleines gerad- 
saitiges Pianino in Palissander, mit Eisenrahmen (Preis 780 Rmk.)., 
Vorzüglicher Ton, treffliche Spielart, solider Bau. 
5. C. J. Gl eh au hr in Königsberg, von welcher Firma ein kreuz- 
saitiger Concertflügel (Preis 3000 Rmk.) mit englischer Mechanik, 
Eisenrahmeu und einer Stimmschraubenvorrichtung besondere 
Beachtung verdient. Letztere besteht nämlich darin, dass die Saiten 
durch Haken an Stimmsckranben befestigt werden, welche in einen 
schweren, eisernen Steg eingesetzt sind. Bei Handhabung des nach 
Art einer Pendeluhr geformten Schlüssels bewirken grosse Umdrehun 
gen nur geringes Anziehen der Saiten, weshalb der Stimmer die feinen 
Klangschattirungen nach Höhe und Tiefe besser in der Hand hat. 
Die Stimmschraubenvorrichtung ist wohl nur mit Anwendung des kreuz- 
saitigen Systems von Steinway eine Neubelebung resp. Verbesserung 
des im Jahre 1845 von Julian Morgenstern in Preussisch-Polen 
erfundenen Systems. Statt der gewöhnlichen Wirbel in hölzernen 
Stimmstöcken hatte Morgenstern nämlich eiserne Stimmschiauben 
in einem eisernen Hange angebracht und den Schrauben statt der ge 
bräuchlichen verticalen Lage die horizontale gegeben. Die Vorzüge 
dieser Veränderung sollten darin bestehen, dass die Stimmung sich 
besser hielt und mechanisch sehr erleichtert war. Die höheren Töne 
erhielten längere Saiten, was ebenfalls mannigfach vortheilhaft gewesen 
sein soll. Uebrigens konnte die neue Einrichtung an jedem nach älte 
rer Art gebaueten Pianoforte angebracht werden. 
Die praktischen Instrumentenbauer werden sicherlich erproben, ob 
das G eb a uhr ’ sehe System, welches mit dem M o r gens t e r n ’ sehen Aehn- 
lichkeit hat, wirklich von besonderem Vortheil für die Stimmung ist, 
da hier nur durch praktische Erfahrung ein richtiges Urtheil gewonnen 
werden kann. Jedenfalls zeugt aber die Einrichtung von Nachdenken 
und Intelligenz. 
6. Lipp in Stuttgart hatte ausgestellt einen kreuzsaitigen Con 
certflügel in Palissanderholz (Preis 3000 Rmk.), einen kreuzsaitigen 
Salonflügel in Palissander und ein kreuzsaitiges Pianino. Die Grösse 
des Tones bei den Flügeln war imponirend und die Schönheit des 
Pianino war überraschend^ 
7. Duysen in Berlin, einen kreuzsaitigen Concertflügel in Palis 
sander mit Er ard’scher Mechanik. Der edle singendeTon, die Schat- 
tirungsfähigkeit, der solide Bau und die präcise Spielart sicherten dem 
Instrumente die lebhaftesten Sympathien. Duysen gründete seine 
Fabrik im Jahre 1859 und erzielte bald grosse Erfolge. Gegenwärtig 
liefert dieser strebsame, kenntnissreiche und einsichtsvolle Fabrikant 
jährlich gegen 120 Flügel und 270 Pianinos. 100 Mann arbeiten
	        
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