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Volltext: Metall-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 15

Gold- und Silberarbeit, Juwelierarbeit. 
Die Bearbeitung der sogenannten edlen Metalle zu Gegenstän 
den des Schmuckes und der Zier und die Verwendung schön gefärb 
ter oder seltener Steine in Verbindung mit jenen hat, wie bekannt, 
zu allen Zeiten und bei allen Völkern einen grossen Theil des Fleisses 
und der Geschicklichkeit der Menschen in Anspruch genommen. Die 
Grabstätten des alten Aegyptens und Mittelamerikas zeigen uns Bei 
spiele, sogut wie die Ausgrabungen der Ueberreste längst vergangener 
Zeiten in Europa. Mit der Herstellung von Waffen und Gefässen den 
Anfang machend, geht der Mensch, früher als er für Bekleidung seines 
Körpers zu dessen Schutze sorgt, zum Behängen desselben mit Schmuck 
über. 
Die edlen Metalle, als fast die einzigen, welche in der Natur ge 
diegen Vorkommen, zogen, durch ihren Glanz und ihre Farbe bei ver- 
hältnissmässiger Seltenheit die Aufmerksamkeit auf sich und boten 
nebst bunten Steinen, Federn, Zähnen u. s. w. ein willkommenes Mate 
rial. Und wie in jener Kindheit des Menschengeschlechtes sind auch 
heute noch die Materialien des Schmuckes dieselben, nur ist der Schwer 
punkt ihres Werthes in die Bearbeitung des kostbaren Materiales 
gelegt. 
Welch’ ein weiter Weg von den Nadeln, Fibeln, Ringen und 
Spangen des Menschen zur Bronzezeit bis zu Dem, was die Wiener 
^ eltausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen, verziert mit edlen 
Steinen, vor den erstaunten und überwältigten Beschauer stellte! Wel 
cher Triumph der menschlichen Handarbeit! 
Edle Metalle ertragen vermöge ihrer Kostbarkeit am besten eine 
nach jeder Richtung vollendete Bearbeitung, ja sie verlangen sogar 
eine Erhöhung ihres Werthes durch schöne, edle Form, wenn sie dem 
gebildeten Geschmack als Gegenstand der Verzierung genügen sollen. 
Wiener Weltausstellung. III. 2. ik
	        
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