Gold- und Silberarbeit, Juwelierarbeit.
Die Bearbeitung der sogenannten edlen Metalle zu Gegenstän
den des Schmuckes und der Zier und die Verwendung schön gefärb
ter oder seltener Steine in Verbindung mit jenen hat, wie bekannt,
zu allen Zeiten und bei allen Völkern einen grossen Theil des Fleisses
und der Geschicklichkeit der Menschen in Anspruch genommen. Die
Grabstätten des alten Aegyptens und Mittelamerikas zeigen uns Bei
spiele, sogut wie die Ausgrabungen der Ueberreste längst vergangener
Zeiten in Europa. Mit der Herstellung von Waffen und Gefässen den
Anfang machend, geht der Mensch, früher als er für Bekleidung seines
Körpers zu dessen Schutze sorgt, zum Behängen desselben mit Schmuck
über.
Die edlen Metalle, als fast die einzigen, welche in der Natur ge
diegen Vorkommen, zogen, durch ihren Glanz und ihre Farbe bei ver-
hältnissmässiger Seltenheit die Aufmerksamkeit auf sich und boten
nebst bunten Steinen, Federn, Zähnen u. s. w. ein willkommenes Mate
rial. Und wie in jener Kindheit des Menschengeschlechtes sind auch
heute noch die Materialien des Schmuckes dieselben, nur ist der Schwer
punkt ihres Werthes in die Bearbeitung des kostbaren Materiales
gelegt.
Welch’ ein weiter Weg von den Nadeln, Fibeln, Ringen und
Spangen des Menschen zur Bronzezeit bis zu Dem, was die Wiener
^ eltausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen, verziert mit edlen
Steinen, vor den erstaunten und überwältigten Beschauer stellte! Wel
cher Triumph der menschlichen Handarbeit!
Edle Metalle ertragen vermöge ihrer Kostbarkeit am besten eine
nach jeder Richtung vollendete Bearbeitung, ja sie verlangen sogar
eine Erhöhung ihres Werthes durch schöne, edle Form, wenn sie dem
gebildeten Geschmack als Gegenstand der Verzierung genügen sollen.
Wiener Weltausstellung. III. 2. ik