Section I. Gold- und Silberarbeit, Juwelierarbeit. 255
hier und da Missgriffe, wie silberne Balken und hölzerne Kannen in Sil
ber, an denen die Jahresringe des Holzes nachgeahmt sind, oder lederne
Geldtaschen von Silber, zu sehen, so ist dies doch immer nur Ausnahme.
Mit Schmucksachen haben wir T c h i t s c h e 1 e f f aus Moskau hervor
zuheben, dessen Diademe, Colliers, Brachen, Armbänder die reichste,
farbigste Ausstattung zeigen. Bei ihm finden wir auch die kostbaren
kleinen Tassen von vergoldetem Silber mit dem oben erwähnten, tief
liegenden Zellenschmelz. B. Adler in Moskau hatte Schmuck in far
bigem Gold, dessen Herstellungsweise alle Fachleute auf das.Lebhaf
teste interessirte. Die Gegenstände, Blumen und Blätter, zeigen von
einer Seite zur anderen oder von der Mitte nach aussen zu die zartesten
Uebergänge der Farben des Kupfers durch die des Goldes zum matten
Silberweiss. Ob diese reizend aussehenden Nuancen nur oberflächlich,
vielleichtauf galvanischem Wege, hervorgebracht sind oder ob die ganze
Masse aus verschiedenen Legirungen besteht, ist uns nicht bekann .
Siebenpfeiffer in Pforzheim benutzt solche verschiedenfarbigen Le-
girungen, um daraus reizende, zierliche Bouquets zusammenzustellen.
Da hat jedes Blatt eine andere Färbung, hier aber hat ein Blatt alle
Nuancen. . _ n i i,'
Mit Cultusgegenständen und Tischgeräth sehen wir I. Gutehi-
nikoff, S.&V.Sazikoff, W. Semenoff, A. PostnikoffundA.Mat-
tissen erschienen. Letztere drei hatten auchniellirte Arbeiten ansgestellt,
welche jedoch zum Theil durch das Streben, die Grenzen der Technik
zu erweitern, zu sehr bedenklichen, wenn nicht geradezu verwerflichen
Neuerungen, wieNiello als Relief auf Goldgrund, oder gar Landschaften
darin dargestellt, geführt worden waren. Weit besser und stilvoller
waren die Niellen von J. B. Klebnikoff in Moskau, dessen grossere
Arbeiten auch vorzügliche Emaillirung zeigten. Die Collectivausstellung
vom Kaukasus enthielt auch nationale Schmuckgegenstande, welche
durch ihren orientalischen Charakter interessant waren.
Persien Eines der eigenthümlichsten Länder Asiens, hat sich
Persien, weniger absichtlich als durch seine isolirte Lage, inmitten lage
reisen weiter Wüsten, umgeben von hohen unwegsamen Gebirgen und
selten befahrenem Meerbusen, seine Eigenart noch seit Jahrtausenden
bewahrt und zeigt auch in seiner Ausstellung zumeist Arbeiten alteren
Datums neben wenig neueren. Die uralte Behandlung des Metalles
die uralten Formen und Verzierungsweisen werden auch heute noch
mit bedeutender Geschicklichkeit ausgeführt. Gravirung Inkrustation
und Besetzen mit Juwelen, das ist Alles; was aber dadurch erreicht
wird ist sehr viel. Eine Collection prachtvoller Waffenstucke zeigte
dies aufs Glänzendste, besonders schön waren die mit Gold tauschten
Stücke. Die Verfertiger der Gegenstände waren nicht genannt, da die
ganze Ausstellung Eigenthum eines Prinzen war.