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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Zündwaareniudustrie zu werfen. Nach weiter unten zu ge 
benden Daten haben nicht weniger als 40 Firmen Zündhölzchen ausge 
stellt, aber nicht eine derselben hat ein eigentliches Novum gebracht. 
Die Bemühungen der Fabrikanten sind fast ausschliesslich auf die 
Herstellung eines gefälligen Aeusseren und auf die Steigerung der 
Production, sowie auf die Herabminderung des Preises gerichtet ge 
wesen. Noch immer sind es Zündhölzchen mit gewöhnlichem Phosphor, 
welche in erster Linie erzeugt werden. Diesen zunächst, obwohl in 
grossem Abstande, steht die Menge derjenigen, welche einer besonders 
präparirten Beibfläche mit amorphem Phosphor zur Entzündung be 
dürfen. 
Zündhölzchen, welche den amorphen Phosphor in der Brandmasse 
des Kopfes enthalten, die sich daher an beliebigen Reibflächen ent 
zünden, waren nur von einer einzigen Firma, nämlich von H. Hoch- 
stätter in Langen bei Frankfurt a./M. (Deutsches Reich), eingesendet 
worden. 
Schon die Londoner Ausstellung im Jahre 1851 hatte Zünd 
hölzchen dieser Art gebracht; sie fanden aber keinen Anklang, weil 
sie zu schwer entzündlich waren und beim Abbrennen, das nicht selten 
von einer kleinen Explosion begleitet war, Funken sprühten. Voll 
kommener waren die Hölzchen dieser Gattung, welche die Wiener 
Firma Förster & Wawra 1867 in Paris ausgestellt hatte, sie litten 
gleichwohl noch an denselben Mängeln, obwohl in geringerem Grade 1 ). 
Hrn. Hochstätter ist es endlich gelungen, die Aufgabe voll 
kommen zu lösen, für welche der Berichterstatter schon vor 26 Jahren 
eingetreten ist, wie sich zumal aus dem Bericht über Zündwaaren auf 
*) Die Firma B. Förster & F. Wawra hat im Jahre 1871 ihren Namen 
geändert, sie heisst jetzt F. Wawra & A. Kempny. Es ist zu bedauern, 
dass diese Fabrik, eine der ältesten in Oesterreich und unmittelbar aus der 
von Th. Preshel hervorgegangen, nicht ausgestellt hat. Sie nimmt einen 
Flächenraum von 2381 qm ein, beschäftigt 160 Personen und erzeugt 
jährlich an 2500 Miil. Zündhölzchen. Das zur Masse dienende Dextrin wird 
in der Fabrik erzeugt. Die Schächtelchen und der Zündholzdraht werden 
aus Böhmen bezogen. Die Fabrik hat leider aufgehört, Zündhölzchen 
mit amorphem Phosphor in den Köpfchen zu erzeugen und zwar nur, weil 
diese Sorte zu geringen Absatz fand. Ohne Zweifel liegt der Grund hiervon 
darin, dass diese Zündhölzchen eine stärkere Reibung erfordern als die jetzt 
gebräuchlichen, an welche das Publicum nun einmal gewöhnt ist. Wären 
die Zündhölzchen mit amorphem Phosphor früher auf dem Markte erschienen 
als die jetzt üblichen, so würden sie ohne Zweifel, und wenn sie sich auch 
noch schwerer hätten entzünden lassen, jetzt so vollständig eingebürgert sein, 
dass es Niemandem einfallen würde, sie gegen die jetzigen zu vertauschen. 
In der That erfolgt die Entzündung der von der früheren Firma Förster 
& Wawra erzeugten Zündhölzchen mit amorphem Phosphor nicht ganz so 
leicht, wie die gewöhnlichen Phosphor enthaltenden; auf einer Tuchfläche 
z. B. lassen sie sich nicht entzünden.
	        
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