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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

Kohlenstoff, Graphit. 
achtet hat, ist die aus der Cyanwasserstoffsäure sich oft abscheidende 
schwarze Masse, die früher für eine eigenthümliche Säure gehalten und 
mit dem Namen Azulmsäure bezeichnet wurde, zum l’heil Graphit, 
der durch Auskochen der Masse mit verdünnter Salpetersäure und 
Waschen in Blättchenform zu isoliren ist. 
Eine andere merkwürdige Bildungsweise von Graphit aus Cyan, 
die auch eine technische Bedeutung hat, ist die aus Cyannatrium »ei 
der Darstellung von Aetznatron aus den beim Versieden der rohen 
Sodalauge zurückbleibenden Mutterlaugen. Beim Eindampfen dieser 
kaustisch gemachten Laugen tritt ein gewisser Concentrationsgrad ein, 
bei welchem die Cyan Verbindungen in denselben sich unter Aufschäu 
men und Ammoniakentwickelung zersetzen in der Weise, dass eine 
reichliche Abscheidung von Graphit stattfindet. Dies wurde zuerst 
1861 von Hrn. Pauli 1 ) beobachtet. Später ist es Hrn. Max Schaffner ) 
in Aussig gelungen, grosse Mengen dieses Graphits als Nebenproduct 
der Sodafabrikation darzustellen. 
Bei Gegenwart von Eisenoxyden kann nicht nur aus Cyan, son 
dern auch aus Kohlenoxyd Graphit entstehen. Hr. Grüner 3 ) theilt 
mit, dass, wenn man Kohlenoxyd bei 300 bis 400° über ein Eisenerz 
leitet, dieses oberflächlich reducirt wird. Sobald an einem Theile der 
Oberfläche Eisen frei gemacht ist, bekommt das Erz Risse nach allen 
Richtungen, bläht sich auf und bedeckt sich mit pulverformigem gra 
phitartigen Kohlenstoff. Bei fortschreitender Reduction wird der graphit 
artige Absatz geringer; bei Rothgluth hört die Abscheidung sofort auf. 
Hieran schliesst sich die Ansicht, welche Hr. Stingl 4 ) über die 
Entstehung von Graphit in der Sodarohlauge äussert. Derselbe ha 
so entstandenen Graphit aus der Aussiger Sodafabrik untersucht und 
gefunden, dass darin 1D49 Proc. Eisenoxyd enthalten sind. Aus die 
sem Gehalt an Eisenoxyd schliesst Hr. Stingl, dass der Graphit in 
diesem Falle nicht direct aus Cyannatrium entstehe, sondern das 1 ro- 
duct eines secundären Processes sei. Das Cyannatrium und Ferrocyan- 
natrium werden durch den Sauerstoff der Luft in Kohlenoxyd Stickstoff, 
Natriumhydrat neben Eisenverbindungen zerlegt. Das Kohlenoxy 
kann nun in der Weise auf Eisenoxyduloxyd wirken, dass das Eisen 
oxydul in Oxyd übergeführt und Kohlenstoff in Form von Graphit ab 
geschieden wird. Dafür, dass der Process in dieser Weise vor sich 
gehe, spricht der Umstand, dass früher, als die Rohlauge mit Salpeter 
oxydirt wurde und man die unlöslichen Eisenverbindungen durch - 
setzenlassen entfernte, keine Graphitbildung beobachtet worden is . 
!) Pauli, Bresl. Gewerbebl. 1861 
a ) Vergl. Wagn. Jahresber. 1869, 250. 
28; Wagn. Jahresber. 1871, 79. 4 ) 
392; 'Wagn. Jahresber. 1873, 308. 
Nro. 14; Dingl. pol. J. CLXI, 129. 
s ) Grüner, Compt. rend. LXXIII, 
Joh. Stingl, Ber. chem. Ges. 1873,
	        
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