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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
industriellen Process, durch welchen der Graphit in den Zustand fein 
ster Vertheilung übergeführt wird. 
Spater hat sich Hr. Gottschalk J ) mit demselben Gegenstand 
beschäftigt und ist zu Resultaten gelangt, die zum Theil mit den von 
Brodle erhaltenen nicht übereinstimmen. Nach jenem Chemiker 
kann dem durch Einwirkung des obigen Oxydationsgemisches auf Gra 
phit erhaltenen Product in der That durch Kochen mit Alkali die 
Schwefelsäure nicht entzogen werden; dennoch soll diese nur durch 
sogenannte Flächenwirkung zurückgehalten werden. Es gelang Hrn. 
Gottschalk durch anhaltendes Kochen mit Wasser die Schwefelsäure 
vollständig zu entfernen und nach wiederholter Behandlung des Kör 
pers mit Schwefelsäure und Auswaschen endlich ein Product zu erzie 
len , das beim Erhitzen sich nicht mehr aufblähte. Auch hier blieb 
schliesslich Graphit im Zustande äusserster Desaggregation zurück. 
Hr. Brodie behandelte den Graphit auch mit einem Oxydations 
mittel, das keine Schwefelsäure enthielt. Er wählte dazu ein Gemisch 
von Kaliumchlorat und rauchender Salpetersäure. Durch wiederholtes 
Behandeln von Graphit mit dieser Mischung erhielt er einen aus kleinen 
gelben, glänzenden Krystallschuppen bestehenden Körper, der die Eigen 
schaften einer Säure zeigte. Er wird Graphitsäure genannt. 
Das Studium der Oxydationsproducte der verschiedenen Graphit 
sorten führte Hrn. Berthelot 2 ) dazu, drei wesentlich von einander 
verschiedene Arten von Graphit zu unterscheiden. Er oxydirte die 
Graphite in der Weise, dass er sie fein gepulvert mit dem fünffachen 
Gewicht Kaliumchlorat mischte und nach und nach rauchende Salpe 
tersäure hinzufügte. Darauf wurde das Ganze einige Tage lang auf 50 
bis 60° erwärmt und sodann mit Wasser behandelt. Diese Reihe von 
Operationen wird fünf-, sechsmal wiederholt. Eine jed<* Graphitsorte 
bildet ein besonderes Graphitoxyd, Hydrographitoxyd und Pyrographit- 
oxyd. Hi. Berthelot gebraucht nicht die Bezeichnung Graphitsäure 
da diese Körper keine Salze bilden. Nach ihm ist zu unterscheiden: ’ 
1. Natürlicher Graphit. Das davon sich ableitende Gra- 
phitoxyd bildet in feuchtem Zustande blassgelbe, glimmerartige Flit- 
terchen, die in allen Lösungsmitteln unlöslich sind. Es verändert sich bei 
fortgesetzten Oxydationsversuchen nicht weiter und enthält weder Chlor 
noch Stickstoff. Beim Trocknen häuft es sich zu braunen amorphen, 
zähen Platten zusammen. Beim Erhitzen zersetzt es sich unter Flam- 
menerschemung. Bei mehrstündigem Erhitzen mit 80 Thln. Jodwas 
serstoffsäure auf 280° wird es in eine wasserstoffreichere Verbindung, 
Hydrographitoxyd, verwandelt. Dieses ist braun, amorph, ganz 
^ ’ v. • Prakt ’ Chem - XCV > 321 i Wa S n - Jahresber. 
r f 0 ' > Berthelot, Compt. rend. LXVIII,. 183, 259, 334, 392 u. 445- 
auch Zeitsohr. f. Chem. 1869, 217 und Wagn. Jahresber. 1869 231
	        
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