410
Gruppe VIII. Holz-Industrie.
Die Fabrikanten von Luxusmöbeln lassen sich’s heute nicht genü
gen an den der Holzindustrie eigenthümlichen Decorationsmitteln.
Alle erdenklichen gewerblichen Künste, deren sich die Ebenisten frü
herer Jahrhunderte fast ausschliesslich zur Ausschmückung der „Cabi-
nets“ genannten kleinen Prachtmöbel bedienten, werden heute heran
gezogen für die Herstellung von Prunkmöbeln aller Art. Einlagen
von Pietre dure, seltene Marmorarten (Ruinenmarmor), Florentiner und
römische Mosaiken, Platten von Fayence, Porcellan, Zellen-, Gruben-
und Limousiner Email, Malereien aller Art begegnen uns in viel
fachen Beispielen in der französischen, englischen, italienischen Abthei
lung, seltener in der österreichischen, nahezu gar nicht in derjenigen
Deutschlands, ein Mangel, der allerdings noch keinen Tadel bedeutete,
wenn nur die Schönheit ohne den Prunk dafür desto ungeschminkter
sich hätte zeigen wollen.
Die deutschen Versuche, die Holzmöbel mit Erzeugnissen ande
rer Kunstgewerbe zu bereichern, sind keineswegs als Erfolge zu ver
zeichnen; dem grossen Ebenholzschrein J. B. Friedrich’s gereichten
die runden Platten von email champleve aus der Fabrik von Ravene
& Susman kaum zur Zierde. Abgesehen davon, dass sie nicht eben
glücklich an den Sockeln der Säulen angebracht waren — das Rund
im mittleren Aufsatze der Bekrönung vertrat wohl nur provisorisch
die Stelle eines Zifferblattes —, fielen sie mit ihren blanken, flitte-
rigen Goldornamenten auf blassblauem Grunde förmlich heraus aus dem
ernsten Schwarz des Ebenholzes.
Eine Commode’ desselben Dresdener Fabrikanten zeigte Füllungs
platten aus Porcellan mit Malereien im Geschmack des Meissener
Porcellans der Rococozeit.
Erwähnen wir nun noch , dass die Ebenholzfassung der mit ge
schnittenen Arabesken verzierten Platten aus lithographischem Stein,
welche Wände und Deckel einer unter den Geschenken zur goldenen
Hochzeit des sächsischen Königspaares ausgestellten Cassette bildeten,
gar übel stimmte zu dem stumpfen Weiss des Kalksteins, so ist
alles Gute und Schlechte gesagt, was sich an dieser Stelle über die
deutsche Abtheilung sagen Hesse.
Kaum reicher sah es in der österreichischen Abtheilung aus. Der
Galvanoplastiker des Museums für Kunst und Industrie, C. Haas,
hatte niellirte Silberplatten für die Füllungen eines kleinen Cabinets aus
Ebenholz verwendet. Das prachtvolle, nach Teirich’s Entwurf für
Kaiser Franz Joseph I. ausgeführte, in desselben „Blätter für Kunst
gewerbe“ veröffentlichte Cabinet war leider nicht ausgestellt.
In der italienischen Abtheilung war die Incassetirung von Stücken
rothen, gelben und weissen Marmors und Lapis lazuli in Ebenholz im
richtigen Stilgefühl zumeist durch Fassung in vergoldetes Metall ver
mittelt. Der naheliegenden Gefahr,, sich bei dieser Decorationsweise in