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Gruppe III. Chemische Industrie.
santes Product, welches in vielen Fällen das schwierig darzustellende
reine Metall ersetzen dürfte. Nach Mittheilungen des Hrn. Bier
mann liefert derselbe jedoch auch durch Reduetion mit Kohle in einem
hermetisch verschlossenen Tiegel dargestelltes Metall (90 p. C.) zu ähn
lichem Preise. Das blaue Wolframoxyd wird durch Erhitzen der
Wolframsäure im Wasserstoffstrom bis zum Eintritt der schön indig-
blauen Färbung oder auf nassem Wege durch Einwirkung von Salzsäure
und Zink auf Wolframsäure erhalten. Die von Wohl er entdeckte gelbe
Wolframbronze (wolframsaures Wolframoxydnatron (Na 2 W0 4 -j- W0 2 ,
WO3) sowie die entsprechende von Laurent zuerst dargestellte vio
lette Kali Verbindung werden nach einer von Wright vereinfachten
Methode durch Reduction von schmelzendem wolframsaurem Natrium
(resp. Kalium), in dem ausserdem noch Wolframsäure aufgelöst worden,
mittelst Zinn erhalten. Neuerdings hat Dr. Schnitzler x ) in der Fabrik
des Dr. Schuchardt in Görlitz grössere Mengen dieser Körper nach
folgender Vorschrift erhalten: Es wurde zu wolframsaurem Natrium
soviel Wolframsäure zugesetzt, dass das gepulverte bei stärkerer Hitze
in einem Tiegel geschmolzene Gemenge, in eine Porcellanröhre ge
bracht, bei schwachem Holzkohlenfeuer höchstens zusammensinterte.
Die Reduction erfolgt alsdann mittelst Leuchtgases in einigen Stunden;
die Ausbeute ist bedeutend bei leicht zu treffendem massigem Feuer.
Man erhält auf diese Weise die Goldbronze nach genügender mehr
maliger Behandlung mit heisser Salpetersäure zur Oxydation über
schüssigen Wolframoxyds und mit Natronlauge als ein im Sonnenlicht
prachtvoll goldgelbes Pulver. Bei stärkerer Hitze erhält die Farbe
einen Stich ins Carmoisinrothe (vielleicht durch einen geringen Gehalt
an Kali veranlasst). Die Violettbronze (Kaliverbindung) erfordert etwas
stärkere Hitze.
Anwendungen der Wolframpräparate. Wolfram-
stahl. Eine der wichtigsten Anwendungen, welche vom Wolfram
gemacht wurde, beruht auf der Eigenschaft des Wolframmetalls, sich
mit dem Eisen zu legiren und selbst in kleiner Menge dem Gusseisen
oder Stahl hinzugefügt, die Eigenschaften desselben wesentlich zu ver
ändern. Koller war der Erste, welcher auf die grosse Härte und
Festigkeit des Wolframstahls aufmerksam machte, und eine grosse An
zahl von Fabriken, namentlich in Steyermark und England, beschäftig
ten sich mit der Erzeugung von Wolframstahl. Da ein directer Zusatz
von Wolframmetall wenigstens bei dem damaligen Zustande der Indu
strie zu kostspielig war, liess sich Oxland 1858 ein Verfahren paten-
tiren, Wolframeisen für diesen Zweck herzustellen. Es wird das ge
pulverte Wolframmineral durch Rösten, Waschen und Behandeln mit
J ) Schnitzler, Dingl. pol. J. CCXI, 481.