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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Silber. 
Von C. Rammeisberg, 
Professor der Chemie an der Universität Berlin. 
Reines Silber. Die Arbeiten von Stas über die Atomgewichte 
der Elemente haben gezeigt, wie schwer es ist, die Körper in chemisch 
reinem Zustande zu erhalten. Niemand hat zuvor mit gleicher Sorg 
falt sich bemüht, den Fehlern zu begegnen, welche aus einer nicht voll 
kommenen Reinheit der Substanz entspringen, und so sind seine Erfah 
rungen, ganz abgesehen von dem von ihm ins Auge gefassten Zweck, 
für den Chemiker von allgemeiner und grosser Bedeutung. Dies tritt 
wiederum recht deutlich hervor durch Stas’s Mittheilungen über die 
Darstellung von reinem Silber 1 ). Als beste Methode empfiehlt er 
folgende: Gemünztes Silber wird in verdünnter Salpetersäure aufgelöst, 
die Auflösung wird zur Trockne verdampft, die Salzmasse wird ge 
schmolzen (wobei Platinnitrat sich zersetzt), in ammoniakhaltigem 
Wasser aufgelöst, und nach dem Klären und Filtriren auf das Funfzig- 
fache ihres Silbergehaltes verdünnt. Man bestimmt nun wieviel von 
ihr durch ein bestimmtes Volum einer siedend heissen Auflösung von 
schwefligsaurem Ammoniak entfärbt wird, führt die Mischung aus und 
lässt das Ganze luftdicht verschlossen stehen, wodurch etwa ein Drittel des 
Silbers krystallinisch gefällt wird. Die decantirte blaue Lösung wird 
bei 60 bis 70° farblos. Das gefällte, gewaschene, mit Ammoniak 
digerirte Silber kann mit 5 p. C. borsaurem und ein wenig salpeter 
saurem Natrium geschmolzen und in Barren gegossen werden. Stas 
hat dasselbe in einem Tiegel aus gebranntem Marmor mittelst des 
Leuchtgas-Sauerstoffgebläses zuletzt vollständig verflüchtigt, ja er hat 
es sogar in einer ähnlichen Vorrichtung zu destilliren vermocht. 
Nicht weniger interessant sind die Erfahrungen, welche Stas be 
züglich der volumetrischen Bestimmung des Silbers mittheilt. 
J ) Untersuchungen über die Gesetze der ehern. Proportionen u. s. w. 
Deutsch von Aronstein 1867.
	        
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