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GRUPPE VXI. - G. BITTER von
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G. E. v. OVERBECK, Hongkong ! |
Der Gott aber, den die Literaten I 1
am meisten verehren, ist der
Kwei sing, d. i. der erste Stern }
oder eigentlich der Polarstern, der |
als solcher den Namen Pei-tou hat.
I Er ist symbolisirt in def, Gestalt II
eines grauen Teufels mit einem grü- I
nen Schuppenpanzer um den Hals; |
mitunter wird er mit einem einfa- I
chen goldenen Reif um den Kopf j
abgebildet, welcher Reif eine Lilie
oder einen Stern einschliesst. In
der rechten Hand hält er einen Pin
sel, der eigentlich roth sein soll,
mit diesem berührt er die Köpfe
jener Literaten, die in den grossen
Examina reussiren sollen; in der I
Linken hält er einen Tuschbehälter, I
Die Gottheit, die neben Wen-
tschang so erhaben sitzt, ist
Tsehi sehen kung tsl, d. i. der ;
Weise der Weisen Kung tzi oder
Confueius. Eine detaillirte Erklä
rung über diesen Weisen ist liier
überflüssig. Er hat einen vielfal-
I tigen roth-blauen weiten Kragen,
einen liehtsehwarzen Ueberroek mit
Goldstickereien etc. In den beiden
zusammengcfaltenen um ein gelbes
Seidentuch gewundenen Händen hält i
er ein Kien, d. i. Scliilfblatt, worauf
Charaktere geschrieben sein sollen.
Sein Gesicht zeichnet sieh durch
sehr dichte doppelte Augenbraunen
aus.
Kwan-fu tzi, d. i. der Gelehrte
Kwan sitzt neben Confueius. Er hiess
Kwang yü auch Kwan yün tschang,
er lebte unter dem Kaiser Tschau
Lieh ti (reg. 220—229) der späteren
Han-Dynastie (reg. 226—260), unter
welchem Kaiser er auch ein berühm
ter General war’; er ist auch der
Beschützer des kais. Hauses. Neben j
ihm sitzt sein Adoptivsohn :
Kwan-p’ing, der in beiden Hän
den das gelbe Siegel seines Adop-
ti'v-Vaters hält. Hinter diesen beiden |
steht
Tschau ts’ang, ein Trabant des
Kriegsgottes.
Links von dieser Gruppe ist auf l|
Wolken schwebend die
Wang-mu-niang-niang, d. i. die I
fürstliche Mutter der Göttinen, sie
heisst auch die Si wang mu, d. i.
die fürstliche Mutter im Westen,
Sie ist die Königin der Niang-ni-
— ■ ■ ""
OVERBECK - HONGKONG.
G. E. v. OVERBECK, Hongkong
ang, d. i. der Göttinen. Ihr ist
eine Art Phoenix, der Vogel Feng-
hwaug beigegeben. Wo dieser Vogel
erscheint, bringt er Friede und Glück
mit sieh. In der Hand hält Si wang
mu die göttliche Frucht Puan thao,
ähnlich der Sage der Hesperiden-
Aepfel.
Rechts von der oben beschriebe
nen Gruppe sieht man zwei Teufel
(Kwei), .welche eigentlich irdische
Geister sind, die nur Unheil stiften.
Diese zwei Kwei gehören zur Classe
der
Ye tsch’akwei, d. i. der krummen
Nachtteufel; sie gehören zur Beglei
tung der
Tien-fci niang niang oder Tien-
ho niang niang; sie gilt mitunter
als eine Seegöttin, mitunter als eine
Königin des Himmels. Auf diesem
Bilde ist sie jedenfalls als eine See
göttin.
Abseits hinter einem Felsen ist
noch ein „Götterkleeblatt“ ;
Yang tsien, ist ein Abwehrer der
bösen Geister. Er hat 3 Augen,
doch ist das dritte symbolisch zu
halten, es ist ein hwai yen, d. i.
durch und durchblickehdes, intelli
gentes, weitsehendes Auge. — Ihm
zunächst im feuerrothen Anzuge und
ebenfalls mit drei Augen steht der
Ho sehen, d. i. der Gott des Feu
ers. In seiner Rechten hält er einen
Feuerballen (Ho kieu).
Kiang t’ai kung, d. i. der Herzog
Kiang, was er bei Lebzeiten unter
der Schang-Dynastie (reg. 1766—
1123) war. Nach seinem Tode wurde
er ein Gott; als solcher hat er die
Aufgabe die Teufel in Respekt zu
halten und unter den Genien die
verschiedenen himmlischen Arbei
ten zu vertheilen. Er hat deshalb
auch eine gelbe Flagge, das Zeichen
der Macht Befehle zu erthoilen.
Es sind nun die höchsten Götter j
zu erklären und wir beginnen mit
der Gruppe, welche sich über den
zuletzt erklärten befindet, also nach I
links von Bilde.
Der Gott im liehtsehwarzen mit
j Gold gestickten Kleide und dem
blossen Kopfe ist
Tsehen wu ta ti, d. i. der wahre
und kriegerische grosse Herrscher,
er regiert über alle Gewässer, über