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Die Domcapitel unterscheiden sich von den Collegiat-Ca-
piteln. Solche waren übrigens im Jahre 1870 nicht mehr als
drei, nämlich das Tirnauer, Press bürg er und das
Oedenburger.
Mit diesen zusammen gibt es 21 Domkapitel mit 210 wirk
lichen Domherren, die G-rosspröbste miteingerechnet, welche
immer auch Mitglieder des betreffenden Capitels sind.
Zur Würdigung der Verdienste der römisch -katholischen
Geistlichkeit dienennoch verschiedene Titel. Und zwar gehören zur
ung. Krone ausser den genannten Erzbisthümern und Bisthümern
noch 34 Titular-Bisthümer, deren Besitzer in den amtlichen Urkun
den als: e p i s c o p i in partibus infidelium erscheineu ;
verliehen war indessen im Jahre 1870 nur die Hälfte dieser Titel.
Nebst den Titular-Bisthümern haben die Römischkatholi
schen noch 123 Titular-Abteien, 84 Titular-Probsteien und 114
Titular-Domherrn, ferner 36 privilegirte Abteien und 31 privile-
girte Probsteien.
Jede erzbischöfliche und bischöfliche Diöcese ist bezüglich
der Administration in Oberdechanteien eingetheilt; unter jedem
Oberdechanten stehen mehr oder weniger Dechantei-Bezirke, zu
welchen wieder mehr oder weniger Kirchengemeinden unter dem
Namen von Pfarren gehören. In bevölkerten Kirchengemeinden
werden die Pfarrer durch Aushilfsseelsorger (Kapläne) unterstützt.
Ober-Dechanteien sind in Ungarn zusammen 87, Dechanteien 330,
Seelsorger-Stationen 3,123, Hilfsseelsorger-Stationen 1,257.
Im Grauer Erzbisthume selbst stieg die Anzahl der Seelen
auf nahe an eine Million, weshalb dasselbe auch behufs leichterer
Administration in zwei Vicariate abgetheilt wurde. Der Sitz des
einen ist in Gran, der des anderen in Tirnau.
Pin dem Mangel an Seelsorgern vorzubeugen, bestehen in
jedem erzbischöflichen oder bischöflichen Sitze zur Ausbildung
von Clerikeru bestimmte Institute unter der allgemeinen Benen
nung von Seminarien, an welchen die zukünftigen Geistlichen
bei gänzlicher Verpflegung durch 4 bis 6 Jahre die theologischen
Wissenschaften hören.
Die Gesammtzahl der Cleriker belief sich auf 875 Köpfe,
wobei jedoch die Zöglinge der Klosterseminarien nicht mitein
gerechnet wurden.
Behufs höherer Ausbildung hören einzelne der begabteren
Zöglinge die Theologie an der Wiener Universität, andere auch