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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

KLIMA. 
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spült, zuschreibt. Der südlichste Theil von 
Norrland erstreckt sich nicht weiter gegen 
Süden als das eisbedeckte Grönland, und 
Schwedens nördlichste Län, wo sich grosse 
Wälder ausbreiten und Gerste und Koggen 
reifen, liegen in gleicher Breite mit dem 
nackten Island, wo beinahe gar kein Acker 
bau vorkommt. Ein Land mit einer so 
langen Erstreckung von N. gegen S., wie 
Schweden, muss grosse Temperaturunter 
schiede darbieten, sodass, wenn die mittlere 
Temperatur des Jahres im nördlichen Schwe 
den am Meere kaum 4- 1° C. beträgt, die 
selbe in den südlichsten Theilen + 7° ä + 
8° C. erreicht. Diese Zahlen ergeben auch 
fast das ganze Jahr hindurch die vielen 
Quellen, welche man beinahe überall an- 
trift't: sie sind das Mass der Erdtemperatur. 
Eine gute Quelle im mittleren Schweden 
hält fast immer + 6° C. Statt dessen ist es 
keinesweges ungewöhnlich, in den hochbe- 
legenen Theilen von Lappland die tiefen 
gegrabenen Brunnen mitten im Sommer in 
wendig mit Eis überzogen zu finden, oder 
dass ein 5—6 Fuss tiefes Moor in Hoch 
sommer seinen Boden gefroren hat. Und 
nichts desto weniger reifen Getreide und 
Kartoffeln in diesen Gegenden, denn der 
Sommer ist, wenn auch kurz, doch sehr warm 
und hell. Man kann kaum sagen, dass 
es hier im Sommer eine Nacht giebt, son 
dern nur eine Dämmerung, daher dort auch 
die reifende Pflanze die erforderliche Wärme 
und das Licht erhält, dessen sie benöthigt 
ist. Wenn nun in heissen Sommertagen 
die Temperatur .bis auf + 30 ä + 35° C. 
steigt, im Winter dagegen, was gar nicht 
so selten geschieht, das Quecksilber gefriert 
(—40° C.), so hat man in diesen Gegen 
den einen Temperaturunterschied von 70°— 
75° C. zu ertragen. Auch in südlicheren 
Gegenden, z. B. Stockholm, können grosse 
Temperaturwechsel eintreffen. 
Der ärgste Feind des Landmannes in 
den nördlichsten Theilen des Landes ist der 
Frost, welcher in einer einzigen auf einen 
warmen Sommertag folgenden klaren Nacht 
schnell die schönsten Hoffnungen vernich 
tet. Doch lässt sich hoffen, dass die In 
tensität des Anbaues, die Trockenlegung der 
Moore und dergleichen diesen Feind, wenn 
auch nicht gänzlich ausrotten, so doch we 
nigstens unschädlicher machen wird. Tn 
dem mittleren und südlichen Schweden sind 
nunmehr solche Fröste äusserst selten. 
Infolge der Winterkälte gefrieren die 
Gewässer während der Winter, daher die 
Schifffahrt in allen Kanälen, im Bottnischen 
Meerbusen und in dem grössten Theile der 
Ostsee während der Wintermonate auf hören 
muss. Göteborg und die übrigen Häfen 
der Westküste sind in dieser Hinsicht bes 
ser gestellt, indem hier sowie im Öresund 
die Schifffahrt in den meisten Jahren bei 
nahe das ganze Jahr betrieben werden kann. 
Gewisse von den Aussenhäfen Stock 
holms an der Ostsee sind ebenfalls selbst 
im Winter eisfrei, und es wurde daher ein 
Versuch gemacht, mit einem besonders dazu 
ausgerüsteten Dampfer im Winter 1870 
71 eine offene'Verbindung zwischen Schwe 
den und Finland oder Kussland zu unter 
halten. Die ungewöhnliche Strenge des er 
wähnten Winters vereitelte zwar das Un 
ternehmen, welches seitdem nicht wieder 
von Neuem versucht worden ist, dürfte aber 
keinesweges als aus den Augen verloren 
zu betrachten sein, da die Concession zu 
einer Eisenbahn von der Nähe der Haupt 
stadt nach einem solchen Äussenhafen (Ny- 
näs) neulich bewilligt worden ist. Es soll 
die Absicht sein, nach Vollendung dersel 
ben eine stete Transitofahrt über Schweden 
von dem Westen Europas nach dem russi 
schen Reiche zu unterhalten. 
Im Winter ist gewöhnlich das ganze 
Land mit Schnee bedeckt, was in Norrland 
immer in grösserer oder geringerer Menge 
der Fall ist, nicht aber immer in dem mitt 
leren und südlichen Schweden. Zugefrorne 
Seen und mit Schnee bedecktes Land bil 
den überall gute Wege; Wald- und Berg 
werksprodukte sind dann leicht zu trans- 
portiren; ein Winter ohne Schnee ist daher 
keinesweges erwünscht. Auf offenem Felde 
wird der Schnee leicht in grossen Haufen 
aufgeschichtet, nicht aber so in waldigen 
Gegenden: in Dänemark und Skäne sind 
Bahnzüge mehrmals in Schneehaufen stecken 
geblieben, während sie in den Gegenden 
von Stockholm auf kein solches Hinderniss 
gestossen sind. 
Die Regenmasse, welche im Jahre her 
abfällt, beträgt durchschnittlich 18"(534"""'). 
In dem feuchten Jahre 1866 fiel in Göte 
borg 40" (1,188'"'"’ ) Kegen. Im Allgemei 
nen regnet es ziemlich gleichmässig im gan 
zen Lande. 
In Stockholm ist seit deiü Beginn des 
Jahres 1873 eine meteorologische Central-
	        
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