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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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gesucht ist — bald zu Tode betrübst wenn sie fallen und sich Niemand um all die schönen 
Vorräthe kümmern will, hat der Hopfenbauer noch ein gutes Stück Sorge über das 
gewöhnliche Maß hinaus. Die zahlreichsten und größten, fleißig und rationell bearbeiteten 
Hopfenanlagen finden sich im Mühlviertel (circa 478 Hektar) und herüber der Donau im 
Schwanenstädter Bezirk mit einem kleinen Antheil von Uttendorf im Braunauer Bezirk 
(179 Hektar). Als vorzüglichster Hopfen gilt der aus den Bezirken Neufelden und 
Lambach des oberen Mühlviertels, und mit aller Energie suchen die Hopfenbauern ihrer 
Waare eine würdige Stellung auf dem Weltmärkte zu erringen. Sie alle glauben redlich 
an die Mähr von jenem im Hopfensack vergessenen Mühlviertler Taschenseitel, welchen 
ein unpatriotischer Brauer beim Bezug von „echtem Saazer Hopfen" mit Beschämung 
wiederfand. Die Qualität des oberösterreichischen Hopfens ist aber auch in Wahrheit eine 
ganz vorzügliche, der Kenner merkt es wohl an dem herrlichen würzigen Dufte, der ganze 
Ortschaften durchzieht, wenn zur Zeit der Ernte Haus für Hans, Alt und Jung beschäftigt 
isst die reichen Dolden von den heimgebrachten Reben zu pflücken. Gänge, Vorhaus, 
Stuben und Dachräume sieht man angefüllt mit der auf leichten luftigen Rahmen zum 
Trocknen ausgebreiteten Ernte und selten, sehr selten begegnet man jenem verdächtigen 
Knoblauchgeruch, welcher den schlechten Hopfen verrätherisch begleitet. Darum kann auch 
der oberösterreichische Hopfenpflanzer muthig den Kampf mit den böhmischen und 
baierischen Matadoren aufnehmen für sein, alljährlich etwa 4.000 bis 5.000 Metercentner 
betragendes Product. 
Weniger angefochten wird die Hochwerthigkeit des in Oberösterreich gebauten 
Krautes, das zu Hunderttausenden blaßgrüner, eisenharter Köpfe in die weite Welt 
wandert, donauabwärts nach Wien und in entgegengesetzter Richtung über Wels nach 
Deutschland und Frankreich. Das Aussetzen der im Mistbeete und im Freien gezogenen 
Pflanzen geschieht auf Parcellen, welche Jahre hindurch diesem Zwecke gewidmet bleiben 
und mit Rücksicht auf die fleißige Bearbeitung, die mehrmalige flüssige Düngung und die 
im Herbste sehr nothwendige Überwachung möglichst nahe beim Hause liegen. Mehr als 
4.500 Hektar sind in solcher Weise bepflanzt und mögen geringe geschätzt mit 6.000 bis 
7.000 gut entwickelten Pflanzen per Hektar bei 30 Millionen Köpfe geben, die noch häufig 
zu 60 Stück als Schock und zu 12 Schock als Pfund gerechnet werden. Gewaltige Mengen 
werden in großen Bottichen eingetreten und gesäuert und dienen bis spät in den Sommer 
hinein als fast ausschließliches Gemüse für den Bauer und seine Hausleute. Als vor 
züglichste Waare gilt das Aschacher Kraut. 
Der Wein ist allerdings dem Oberösterreicher versagt, allein sein aus den dazu 
passendsten Äpfel- und Birnensorten erzeugter „Most" bietet ihm reichlichen und viel 
beliebten Ersatz. Wenn die Blüten das halten, was sie im Frühjahre versprechen, dann ist 
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