Tnfernafionafe
Zentralblaff für Sammler, Oebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Herbert ehrlich und J. Hans Prosl.
1. Jahrgang.
Wien, 1. Juli 1909.
Hummer 11.
Doth etwas über Käfersammeln.
Von Julius Jakob, Wien.*)
ür die meisten unserer Flaturfreunde ist die
oon ihnen so angeschroärmte Flatur im Grunde
nichts als eine mehr oder roeniger unebene grüne
fläche, non Wirtshäusern stellenweise angenehm
unterbrochen. Gin liebenolles Verständnis für
die einzelnen Schönheiten ist recht selten an
zutreffen. Wer das bezweifelt, beobachte doch
einmal auf einer „Fandpartie“ roie mancher
Vater sich bei den eifrigen fragen seines roissens-
durstigen Söhn hens verhält, das in Papa —
Vater zu sagen, ist so gemein den Inbegriff
aller Weisheit erblickt, bei diesem Anlafj aber
betrübliche Grfahrungen machen mul]. „Papa,
roie heilst diese Blume?“ Flach längerem Be
trachten oeriegenes Achselzucken oder ein klein
lautes: „Ich roeifj nicht mehr . . “ Das Rätsel ist
eine Pechnelke. Oder: „Papa, roas ist denn das für ein
Tier?“ „Gin junger ITlaikäfer.“ Der Junikäfer ist immer
ein junger ITlaikäfer. freilich ein alter ITlaikäfer ist nach
aus keinem geworden, roeil er immer als Junikäfer ge
storben ist. Das bleibt dem Sohne nun nicht oerborgen
und der Respekt oor Vaters Wissen wird mit der Zeit
beträchtlich geringer.
Darum lerne doch jeder das flbc aller Flaturwissen-
schaft, die Kenntnis der Arten wenigstens der gewöhn
licheren Tiere und Pflanzen. Sie ist ebenso die Grund
lage aller Flaturkunde, roie die Vertrautheit mit den ein
zelnen Cautzeichen die aller Wissenschaft. Biologie, FFlorpho-
logie usw. setzen alle die Kenntnis der Arten ooraus.
Und wenn Du, lieber Ceser, meiner Anregung folgend,
auch anfangs nur Käfer sammelst, glaube mir, bald werden
sich, — Du ahnst es kaum, — Deine Kenntnisse bereichern.
Du wirst oor allem mit der Pflanzenwelt oertraut werden,
denn auf Kräutern, Sträuchen und Bäumen findest Du
einen großen Teil Deiner Beute. Ist nicht der Jäger meistens
zugleich auch forstmann und Waldgärtner? — Dein Tatern,
wenn man Dir solches einst aufgenötigt hat, kannst Du,
statt es zu oergessen, hier einmal praktisch Geratenden,
denn die Tierchen haben alle lateinische Flamen neben den
deutschen, die meisten sogar ausschließlich. Und da Du
deren Sinn ergründen willst, wird sich der Schaß Deines
Wissens um gar manche lateinische oder griechische Vokabel
*) Siehe llr. 9 der „Internationalen Sammlerzeitung“.
bereichern, mit der Du später Deinem Stil zu ungeahntem
Glanze oerhelfen kannst. Ja, Du gelangst vielleicht sogar
dazu, Fatein zu sprechen, wenigstens Käferjägerlatein.
Du siehst, es ist kaum auszudenken, zu welch oielen guten
Dingen Käfersammeln helfen kann.
Aber nun wollen wir nicht weiter scherzen. FlTit
gebührendem Graste will ich wieder oom Sammelgeschäfte
selber sprechen. Und zwar zunächst von der Grmittlung
des richtigen Flamens, dem sogenannten Bestimmen der
Käfer. Gs bildet dies neben dem fange den interessanten
Teil der Sammlertätigkeit. Anfänglich geht es damit freilich
nicht flott oonstatten. Wichtigstes Grfordernis ist natürlich
ein gutes Buch. Am besten für den österreichischen
Sammler ist seit oielen Jahrzehnten des alten Redtenbacher
„Fauna austriaca“, die nur oon dem noch nicht oollständig
erschienenen, sehr umfangreichen und daher auch kost
spieligen Werke Fudroig Ganglbauers „Die Käfer Mittel
europas“ übertroffen wird. Ghe man diese Bücher benütjt,
mufj man sich noch mit den Benennungen der einzelnen
Teile des Käferleibes oertraut machen, was übrigens nicht
schwierig ist. Sehr erleichtert wird die Arbeit des Bestim
mens, wenn sich der Sammler die Grundtypen der Käfer
familien eingeprägt hat, so dafj er auf den ersten Blick
erkennt, zu welcher familie oder Gattung der Käfer, dessen
Artnamen er feststellen will, gehört. Hiezu dient oor
allem der llluseumsbesuch. Dem feldsandläufer (Gicindela
campestris) gleichen der form nach alle Cicindelen, dem
kupferroten Faufkäfer (Carabus eancellatus) alle anderen
größeren Fäufer. Ulan mufj das Aussehen der Schwimm
käfer, der Kurzflügler (Staphilinen), der Cetonien (Typus:
grüner Rosenkäfer (Cotonia aurata), ITlelolonthen (ITlaikäfer),
Geotrupiden (Roßkäfer), Fucaniden (Hirschkäfer), der Glate-
riden (Schnellkäfer), der kleinen Schildkröten oergleichbaren
Histeriden (Stußkäfer), der Pillenkäfer, Rüsselkäfer, Bock
käfer, der bohnenähnlichen, oft farbenprächtigen Blattkäfer,
der roeitspringenden Halticinen (Grdflohe), der breitgeran-
deten Schildkäfer, der netten Kugelkäfer (ITlarienkäferchen)
im allgemeinen kennen, wenn man den umständlichen
W 7 eg der Bestimmung oan oorne an oermeiden will.
Sammelt man schon länger, so erkennt man bald jede
einzelne Gattung und die häufigeren Arten gleich beim
fange.
Ist der genaue Flame mit Hilfe des Buches ermittelt,
so schreibt man ihn auf eine hübsche Gtikette, die man