Rümmer 1 i.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 163.
porto- und Zeitungsmarken, Postkarten, Kartenbriefe, Postanroeis-
ungsblankette und Posfauffragsformularien uan Österreich,. Ungarn,
Bosnien und der Herzegowina, ferner die Zeifungssfempel und
Telegraphenmarken, sowie die Postsparkarten non Österreich auf
gestellt sind, fln den Wänden sind in 16 Rahmen österreichische
Frachtbriefe und Begleitadressen mit und ohne Hachnahme, Past-
nachnahmekarten, Zolldeklarationen und Telegrammblankette aller
Ausgaben untergebracht.
örofje Aufmerksamkeit beanspruchen die Originalen f-
roiirfe und Probedrucke der österreichischen ITlarken. Da sind
außerordentlich mertnolle Versuche der Emission 1867; dort prangen
die Originalentwürfe der österreichischen Postmarken der Emission
1883, Handzeichnungen nebst photographischen Verkleinerungen
der Origina'e; daneben finden wir den Originalentwurf der öster
reichischen Postmarken der Emission 1904, eine Handzeichnung;
den Originalentwurf der österreichischen Zeitiingsmarken der
Emssion 1899, eine Handzeichnung; die Originalentwürfe der
österreichischen Posfmarken der Emission 1899 für die Werte zu
10, 20, 25 und 30 Heller, Handzeichnungen; Originalentwürfe der
Emissionen 1863, 1883, 1890, 1891, 1894, 1903 und schließlich die
Entwürfe der uollständigen Jubiläumsausgabe des Jahres 1908 oon
ProfessorKolo ITloser, die in Farben ausgeführt sind. Die ITloser’schcn
Entwürfe sind die subtilst ausgeführten Typen, die je oon der
österreichischen Post hergestellt wurden.
Die Probedrucke erfüllen das Herz eines jeden Sammlers
mit stillem Verlangen. Denn marken in den Ausführungen, wie
sie hier zu sehen sind, existieren nicht mehr, da sich die Probedrucke
nicht nur auf die Farbe, sondern auch auf die Größe des ITlarken-
ader Werfzifferfeldes, die Zähnung, das Papier und die Gummierung
erstrecken. Von den Probeausführungen ist nur je ein lAusfer im
Posfmuseum oorhanden, da die anderen Proben behufs Verhütung
non Schwindel und Fälschungen sofort nach getroffener Auswahl
uernichtet wurden.
Von Fälschungen erzählen einzelne Ausstellungsobjekte
amüsante Dinge. Da sind fünf Klischees (Zinkplatten), die einem
Fälscher abgenommen wurden. Es handelt sich um die marken
zu 5, 10, 20, 25 und 35 Heller der Emission 1891. Diese Klischees
stammen aus Galizien. Die damit erzeugten ITlarken wurden aber
nicht etwa wegen ihrer mangelhaften Ausführung beanständet oder
auf Briefen als Fälschung erkannt. Die Entlaroung des Schwindels
ist oielmehr einem reinen Zufalle zu danken. Die gefälschten
lllarken wurden als rekommandierte Reklamesendungen nach
Ceipzig geschickt, aber durchaus nicht so sorgfältig oerpackt, wie
es die Ratur der Sache erheischt hätte. Diese Sorglosigkeit sollte
den Fälschern zum Verhängnis werden. Ein Postbeamter bemerkte
nämlich, daß aus dem schweren Pakete ein markenende heraus
schaue, die Sendung wurde ihm uerdächtig, man untersuchte sie
und der Schwindel war entdeckt. Der Fälscher wurde in Teipzig
abgeurteilf.
Von Curiosis im Postmuseum seien zwei Korrespondenzkarten,
welche im Jahre 1879 im Postwege um die ganze Erde befördert
wurden, ferner eine nom Oberbaurat Strinschtie mit 6033 Worten
beschriebene Korrespondenzkarte ermähnt. Selbstnersfändlich fehlt
im museum nicht das Bild des Erfinders der Briefmarke in ihrer
heutigen Gestalt. Es ist dies Friedrich Chalmers, Buchhändler
in Dundee, geboren 1782 in Arbroath in Schottland, gest. 1853 in
Dundee. Sein Sohn Patrick erbrachte den Aachweis, daß der Vater
und nicht Rowland Hill der Erfinder der aufklebbaren Briefmarke sei
Die Uhrensammlung des Komponisten Reinhardt.
Heinrich Reinhardt, der durch seine Operette „Das
süße illädel“ einen internationalen Ruf erlangt hat, ist,
was man in der großen Öffentlichkeit nicht weiß, in den
ITlußestunden, die ihm seine
Doppeltätigkeit als Komponist
und Schriftsteller nach läßt,
ein leidenschaftlicher Sammler.
Seine Ciebhabereien bewegen
sich auf heterogenen Gebieten:
lieben österreichischen Bildern
sammelt er Kunstgegenstände
unterschiedlicher Art, wobei er
freilich das Hauptaugenmerk
auf solche des 18. und 19. Jahr
hunderts legt, seine liebste
Passion sind aber Uhren.
Uhren, kleine und große,
Taschen-, Wand- und Steh
uhren. Ulan kann eins gegen
zehn wetten, daß Reinhardt
immer einige, natürlichTaschen-
uhren, bei sich trägt, fragt
man ihn zufällig nach der Zeit,
so zieht er gleichzeitig aus
der linken, wie aus der rechten
Gilettasche eine durch Alter,
Konstruktion oder durch beides
interessante Uhr heroor und
gibt man der Verwunderung
Ausdruck, daß er zwei Uhren
bei sich trage, so verblüfft
er dadurch, daß er auch aus
den anderen Taschen merkwürdige Uhren heruorzaubert.
£r freut sich wie ein Kind über die überraschten Gesichter
und man erzählt oon ihm, daß er auf eine neue „€r-
werbung“ stolzer ist, als auf
die süßeste JTtelodie. freilich
diese ist bald Gemeingut,
gehört allen, jene aber ihm
allein.
Welche Bedeutung der
Uhrensammlung Reinhardts
zugemessen wird, geht daraus
heruor, daß die k. k. Zentral
kommission für Kunst und
historische Denkmale in Wien
die Sammlung in das oon
uns schon gewürdigte Prachf-
werk „Die österreichische
Kunstfopographie“ (XII. Band,
Wien. 11.—21. Bezirk) auf
genommen hat und zum Text
einige Abbildungen interes
santer Uhren bringt,
RJit freundlicher Crlaubnis
der Zentralkammissian repro
duzieren wir hier die uier
sehenswertesten Objekte der
Sammlung Reinhardt in Wien.
fig. 1 zeigt eine Alt-
Wiener Standuhr. Sie gehört
der Zeit um 1810 an. Die
Uhr ist aus Alabaster mit
uergoldefen ITlefaHbeschlägen,
Fig. 1. Alt-Wiener Standuhr. Um 1810.