Rümmer 5.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seife 67.
Eine neue Crscheinung auf dem Gebiete der Mtedailleurkunst.
Wir legen heute unseren Hesein die oerkleinerten
Rachbildungen oan drei Plaketten oor, die die Crstlings-
merke einer jungen Künstlerin sind, die, raie man sieht,
alle Anwartschaft hat, auf ihrem Kunsfgebiete als ein
„kommender ITlann“ befrachtet zu inerden Wenn mir oan
Crstlingswerken sprechen, so ist dies natürlich nicht geradezu
coörtlich zu nehmen. Cs fällt auch keine Uleisferin oom
Himmel. Irma Stuart Willfart hat oiel gearbeitet, ehe sie
die Stufe der künstlerischen Ausbildung erklimmen konnte,
auf der sie heute steht; oiel geschaffen, ehe sie zu der
Reife gelangte, die heute ihre künstlerischen Schöpfungen
auszeichnet, fair die Öffentlichkeit aber sind es die Erstlinge.
6s sind die ersten Arbeiten oan ihr, die, menn auch nur
hat sie sich doch ihre eigentümlichkeif zu bewahren gemußt.
Ihre zweite große Hehrmeisterin war die Ratur, deren
Spuren sie emsig und mit Hingebung nachging und die sie
daoar schütjte, fremde Art nachzuahmen und dem Banne
dieser zu oerfallen. Die kleinen Kunstwerke, deren Rach
bildung wir heute darbieten, lassen ihre energische €igenart
erkennen. Ohne nach rechts oder links zu sehen, ohne mit
dieser oder jener „Richtung“ zu liebäugeln, hat sie gerade
aus den Blick auf die Ratur gerichtet, einzig ist immer
das ganze Streben darauf gerichtet, wenn sie ein Porträt
schafft, auf diesem auch gleich die ganze Persönlichkeit
herauszuholen. Ihre Technik ist frei und wird auch im
Kleinen niemals kleinlich und niemals ängstlich. 6s ist
in^Rachbildungen, oor der Öffentlichkeit erscheinen. Wir
freuen uns, Gelegenheit gehabt zu haben, sie hiermit ge
wissermaßen einzuführen. Wir freuen uns, weil es immer
erfreulich ist, ein Talent entdeckt zu haben, und wir werden
es uns später, menn einmal der Ruf ihrer künstlerischen
Begabung Schwingen bekommen haben wird, immer zur
ehre rechnen, mit die ersten gewesen zu sein, die dieses
Talent erkannt und darauf hingewiesen haben.
Die Künstlerin ist eine geborene Wienerin. Sie ist
die Tochter des oor wenigen Jahren oerstorbenen namhaften
Publizisten und Schriftstellers ferdinand Willfart, der in
den leßten zwei Jahrzehnten seines Hebens als Chefredakteur
des „Vaterland“ wirkte. Arthur Strasser, der berühmte
JJJeister der Plastik, war ihr Hehrer. Aus ihren ersten
Anfängen hafte er die großen Cntwicklungsmöglichkeiten
erkannt, die sich da darbofen, und hat mit Sorgfalt und
Umsicht die oerheißungsoollen Keime zur Blüte gebracht.
Unter dem mächtigen Cinflusse des großen JTleisters stehend,
frische und Kühnheit in ihr. Ganz bemerkenswert ist ihre
Charakferisierungskunst. Ihre Bildnisse leben förmlich.
Die Probe auf das Cxempel ist hier zufällig nicht
schwer zu machen. Cs sind drei oielbekannte Persönlich
keiten, die sie hier modelliert hat. Da haben wir zunächst
Dr. lAax Reuda, den Restor des Wiener Barreaus, dessen
charakteristischer Kopf sicherlich oon oielen unserer Heser
sofort erkannt worden ist. Ganz oorzüglich ist auch der
Schriftsteller und Vizepräsident der „Concordia“ Balduin
Groller getroffen und ebenso der Charakterkopf des blinden
Pianisten Habor. Alles in allem ein oieloersprechender
Anfang. Wir zweifeln nicht, daß die Verheißungen dieses
Anfangs sich erfüllen werden. Irma Stuart Willfort ist im
Kommen. Schon hat sie sich weiterer schöner Aufträge
zu erfreuen und es soll uns ein Vergnügen sein, recht
bald oon weiteren Crfolgen ihres starken Talentes berichten
zu können.
—r.