Seite 138.
rtiimmer 9.
Internationale Sammler-Zeitung.
sehr darauf gespannt sein, ob die Gründe Smiths sich als stich
hältig ermeisen werden.
(Italienische Volksbücherei.) Wie „The Ration“ berichtet,
haben Professor Ettore fabietti und fl. Cocatelli in ITlailand
einen Volksbibliothekskatalog ausgearbeitet, der 1000 italienische
Bücher umfaßt und der uarbildlich für die Einrichtung uon Cese-
hallen in kleinen italienischen Städten sein soll. Es sind darin nur
Werke aufgeführt, die in billigen Ausgaben zu haben sind; format,
Jahreszahl, Verlag und Preis der Bücher sind bei jedem Titel an
gegeben. Die Rubriken des Katalogs sind folgende: 1. Bücher für
Erwachsene; 2. Bücher für die Jugend; 5. Bücher über Raturroissen-
schaffen, Handroirtschaft, Industrie und Kunst; 4. ITachschlagemerke.
Der Katalog, der einen Rachtrag bildet zu fabiettis „ITlanuele per
le Biblioteche Popolari“ und in FRailand non dem Consorzio delle
Bibliateche Popolari herausgegeben wird, könnte uielleicht auch
mancher deutschen Volksbibliothek dienlich werden, die Werke aus
der italienischen literatur einstellf.
(Kostbare Bücher.) Jn den letzten Jahren sind die Preise
für alte Bücher in ungewöhnlichem JTlafje gestiegen; die flufwärfs-
bewegung ist oielleicht zum großen Teile auf die reichen ameri
kanischen Kunstliebhaber zurückzuführen. Vor kurzem ist, wie
man uns berichtet, eine prächtige sechsbändige llloliere-flusgabe
mit Illustrationen des jüngeren ITlareau und Einbände uon Bradel
aine in Paris für nicht weniger als 105.000 frs nerkauft worden.
Ulan uermufet in dem Käufer Pierponf ITlorgan, der mit diesem
Preise wohl einen Rekord aufgestellt hat. Vor nahezu 100 Jahren,
im Jahre 1812, kam es zwischen zwei englischen Kunstliebhabern
zu einem heilen Kampf mit Banknoten; damals rangen Cord
Spencer und der Herzog oon ITlarlborough um eine Erst
ausgabe des Decamerone. Der Herzog trug mit 56.500 frs. den
Sieg danon. Als eines der kostbarsten Bücher gilt der berühmte
ITlainzer Psalter, der 1457 oon Johann fust und Peter Schöffer,
den Teilhaber und llachfalger Gutenbergs, gedruckt wurde. Er
wurde für 125.000 frs. nerkauft. Einzelne Exemplare alter Bibel
ausgaben, insbesondere die lateinische Bibel, die 1455 gedruckt
wurde und fust und Gutenberg zugeschrieben wurde, haben rund
100.000 frs. Kaufwert bewiesen. Die Chronigues de Rormandie,
ein interessantes ITlanuskript aus dem 16. Jahrhundert wurde für
51.000 frs. nerkauft. Vor drei Jahren bezahlte Pierpont ITlorgan
für eine elegante Ausgabe non Daphnis und Chtae, die mit einem
prächtigen itlosaikeinband aus dem 18. Jahrhundert geschmückt
war, 45.000 frs.
Bilder.
(.Die Bildersammlung des Königs Ceopold oon
Belgien.) Es stellt sich jeßt heraus, dafj König Ceopold uon
Belgien nicht allein seine Bilder, sondern auch andere wertuolle
Kunstschäße nerkauft hat. ln Paris hat der König, wie der „R. fr. Pr.“
uon dort berichtet wird, nur den allergeringsten Teil der Bilder
nerkauft, weil er fürchten mufjte, dal) seine Untertanen zu früh non
den Verkäufen Kenntnis bekommen würden. Seit einem Jahre
dauern die Verkäufe aus der Galerie des Königs an. Die dem
Sounerän ergebenen Hofchargen haben das Geheimnis strenge
gewahrt. Der König hat in Condon im strengsten Geheimnis unter
Decknamen die Kunstschule aus seiner Galerie nerkauft. Das
öffentliche Verkaufshaus in Condon befindet sich in dein Priuatbesiße
zweier Kunsthändler, der Brüder Christie. Im ITlai des oorigen
Jahres wurde im Verkaufshause Christie in Condon die erste Partie
der Bilder des Königs nersteigert, es waren dies zwanzig Bilder
und zwölf Aquarelle, welche der flukfionskafalag als dem Duc de
S . . . gehörig bezeichnefe. Dieser Duc de S . . . . war niemand
anderer, als König Ceopold, welcher sich des Anfangsbuchstabens
seines Titels als ITlitglied des herzoglichen Hauses uon Sachsen-
Koburg-Gotha für die Auktion bediente. Diese Bilder kamen nicht
direkt aus Belgien, sondern man hatte sie norher in ein Schlof3 in
der Umgebung uon Paris gebracht, nach Conapont bei Congjumau,
wo die Baronin Vaughan uom König eingerichtet worden war.
Hier besichtigten die Brüder Christie die Bilder, welche auf der
Auktion in Condon 007.654 franks eingebracht haben. Im darauf
folgenden August fand in Condon eine neuerliche Versteigerung
hauptsächlich moderner Bilder aus der Galerie des Königs statt.
Verkäufer mar diesmal der „Graf non Rabenstein“, auch ein aus
dem Titel der Koburger entlehntes Pseudonym. Unter diesen Bildern
befanden sich Werke oon Alfred Steoens und uon Gericault;
der Erfrag belief sich diesmal auf 560 680 franks. Es geht nun
das Gerücht, dafj seitdem noch oier andere Versteigerungen oon
Kunstwerken, Gemälden, Bronzen, ITlarmorplastiken in Condon
stattgefunden haben. Das Erträgnis dieser letjten Versteigerungen
wird auf oier ITlillionen franks beziffert. Traßdem ist noch
ein erheblicher Bestand an Kunstwerken übrig, welcher für eine
letjte Versteigerung bestimmt ist.
(Ein neu entdeckter Re mb ran dt.) Ein Condoner Kunst
händler hat oor kurzem bei Prioatleuten ein Bild entdeckt, das
jeßt als Rembrandt erkannt wurde, Das uoll signierte Gemälde,
das den Sieg Dauids über den Riesen Goliath darstellt und oon
Generaldirektor Bode und oon Direktor friedländer als authen
tisches, außerordentliches, schönes Werk Rembrandts attestiert
wurde, ist, wie die „Ulünebner Reuesfen Rachrichten“ melden,
uom Chef der firma D. Heinemann in ITlünchen, Kommerzienrat
Heinemann, angekauft morden und kommt nächster Tage nach
ITliinchen.
(Die CAadonna des lakopo ßelini) Aus florenz
wird uns gemeldet: Der Streif wegen der Echtheit der für die
Uffizien erworbenen ITtadonna des Jakopo Belini ist beendet.
Ein aus Cucca aufgefundenes Dokument bestätigt, dafj das Bild
sich seif dem 17. Jahrhundert im Besitje des Ronnenklosters del
ITlicheletto befunden hat.
(Tizians „ITladonna“ in freudental.) Der UJaler Eduard
Adrian Dussel? berichtet in der „Wiener flbendpost“ über die oon
ihm auf Schloß freudental entdeckte ITladonna Tizians. Dussek
schreibt: Das reizuolle Bild stellt die ITladonna mit dem Jesu-Kinde
dar und gehört zu den kleineren Bildern Tizians; es ist rund
70 zu 90 Zentimeter, doch ist nicht ausgeschlossen, daß es ehemals
größer war, da das Bild über den Rand hinausgemalt ist und
offenbar beschnitten wurde. Die traditionelle färbung des Gewandes:
das rote Kleid und das blaue Tuch, sind beibehalten. Der Typus
der ITladonna ist der llladonnen-Typus Tizians, den er wohl bei
oerschiedencn Bildern oariierfe (Wien Hofmuseum, Couore Paris,
Condon Rafianal-Galerie, Ancona, Vatikan, Venedig dei frari), aber
mit wenig Ausnahmen im wesentlichen stets beibehielt. (Bridgewater-
Galerie, stark Palmesk.) Das Bild hat goldige flbendstimmung, den
Hintergrund bilden wie so oft goldbraune, mit schwefligen Cichf-
streifen unterbrochene Wolken. Die Hauptfigur ist aus der ITlifte
des Bildes nach rechts herausgeschoben, das reizende Jesu-Kind
nimmt die linke Hälfte ein. Cinks oben im Hintergrund teilt eine
Säule -- in der Konstruktion derjenigen am Porträt Karls V.
(Pinakothek ITlünchen) sehr ähnlich - den Hintergrund in eine
Helligkeits- und eine Schatfenmasse. JTTaria neigt sich uoll ITlütter-
lichkeit dem Kinde zu und reicht ihm die Brust. Das Kind — ein
glänzend modellierter Akt — sißf auf ITlariens Schoß und schmiegt
sich liebeooll an die ITlutter. mit der kleinen Cinken umklammert
es die entblößte Brust, mit der Rechten greift es die finger der
ITlutter - den wunderoollen Blondkopf wendet es aber dem Be
schauer zu, ihn mit echt kindlich-zutraulichem Blicke musternd.
Der ITlaler hebt den ungemeinen Reiz der Intimität heruor, den
das Bild übt und zieht daraus, wie aus manchem anderen Um
stand den Schluß, daß das Jesukindlein das erste Abbild Caoinas,
der um 1530 geborenen Cieblingstochter Tizians ist, die er bekannt
lich des Öfteren malte.
(EinoorzüglichesDamenporfräfnonJakobJordaens)
wurde in den Uffizien oon J. 0. Koenig entdeckt. Es ist ein
bescheiden als „Souoia finmin^a“ benanntes Bild der Galerie
zu florenz, das sein Entdecker in ,, l.’art flamaud et Iiollamlais“
abbildet.
Bronzen.
(Ein seltenes Stück.) ln der Sammlung antiker Bronzen
der königlichen ITluseen in Berlin ist, wie man oon dort meldet,
seit kurzem ein eigentümliches Stück ausgestellt, eine neue Er
werbung, die aus Cilicien stammen soll. Der Typus ist so un
gewöhnlich, daß er kurz beschrieben zu werden uerdient. Ein kleiner
Knabe auf einem fuß stehend, stark oorgebeugt mit oorgestrecktem
linken Arm, überhaupt ganz in der Bewegung einer uorwärts
schwebenden Siegesgöttin, die einen Kranz darreichf oder eine
Siegerbinde in den Händen trägt; denn auch die rechte Hand, wie
die oorgestreckte, scheint etwas gehalten zu haben. Die figur ist