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Internationale Sammler-Zeihincj.
Hummer 16
rahmung der gegenwärtigen Gmission ist im Anschlüsse an die
untere Abschlußleiste eine der Basislänge entsprechende Ornamen-
fihleiste zugefügt, ln der Illitfe dieser Geiste erscheinen auf meinem
Grunde die Jahreszahlen „1850 1910“. Ornamentik und Jahres
zahlen sind in der färbe der betreffenden niarkenkategorie aus
geführt. Diese Jubiläumsmarken können oom 18. August 1. J. ab
zur frankierung aller Postsendungen in Bosnien-Herzegowina oer-
roendetroerden und behalten die Giltigkeit bis einschließlich 51. Dezem
ber 1910. Vom 18. August I. J. ab roird der Verkauf uon bosnisch-
herzegoroinischen frankomarken gegeneuärtiger Gmission bei den
militärpostanstalfen in Basnien-Herzegoruina bis auf rueiferessistiert.
6s behalten jedoch die in Prioathänden befindlichen frankamarken
gegenroärfiger Gmission auch weiterhin ihre Giltigkeit.
Uersctiiedenes.
(DieWallace-KoUekfion in Condon.) Aus Condon
wird der „11. fr. Pr.“ geschrieben: Der fremde, der nach Condon
kommt, um die Kunstschäße der Stadt zu besichtigen, hat seit
einigen Jahren als obligatorischen Punkt die Wallace-Kollektion
auf seinem Programm, nierkroürdigerroeise aber gibt es nur wenig
Aufzeichnungen über dieses, in mancher Hinsicht einzig dastehende
Dluseum, und auch die Publikationen in deutscher Sprache über
dieses kostbarste Geschenk, das der englischen Ration jemals uon
einem Prioatmanne gemacht wurde, sind außerordentlich spärlich.
Die Begründer der Sammlung waren Richard, the IRarqueß of
Hertfard und sein Bruder francis Charles. Richard der 1800 ge
boren wurde, wohnte als Attache in- Paris, das er auch dann nicht
uerlassen wollte, als ihm die Chre widerfuhr, zum Ritter des
Hosenband-Ordens ernannt zu arerden. Cr mar ein freund Couis
llapoleons und kannte alle heruorragenden manschen seiner Cpoche;
er lebte aber in seinem nachmals berühmt gewordenen Hause in
der Rue Cafitte ein sehr zurückgezogenes und fast mysteriöses
Ceben. Seine Ciebe zu Paris ging so weit, daß er an uielen Stellen
der Stadt kleine Brunnen für Trinkwasser anbringen ließ, die im
Volksmunde noch heute seinen llamen tragen. Bei einem Brande
in seinem Hause oerlor er Bilder im Werte uon über d ei lllillionen
francs; da er jedoch keine Kataloge besaß, ist es nicht einmal
möglich gewesen, zu untersuchen, welchen Verlust die Kunsfwelt
damals erlitten hat. Als er starb, hinterließ er seine Kollektion
Sir Richard Wallace, der sie uielfach bereicherte, indem er die
Bilder der englischen Schule und die Waffen beisteuerte. Seine
Witwe bot später die ganze Sammlung der englischen llation unter
der Bedingung zum Geschenk an, daß ein eigenes Haus in Condon
gebaut werde und die Regierung die Kosten der Instandhaltung
des IRuseums übernehme. Die knauserige Regierung lehnte dieses
Anbot ab. Cady Wallace erwies sich jedoch weitherziger und gene
röser als die Regierung und hinterließ im Jahre 1897 testamen
tarisch sämtliche Schäße der llation. Seit damals befindet sich die
Wallace-Kollektion, oon einem Komitee kunstoersfändiger lllänner
uerwaltet, in gutem Arrangement, systematisch und nicht allzu
überladen in den Zimmern und Sälen oon Herfford House oerfeilt,
in IRanchester Square.
(Gin neuer fall Bode.) In einer fachzeifschrift hatte
Wilhelm Bade die frankfurter Kunstsammlungen überaus scharf
kritisiert. Jeßt beschäftigt sich Dr. Georg Swarzenski in der
„Züricher Post“ mit diesen Angriffen und sagt, daß der Berliner
Generaldirektor mit dieser neuesten Aktion „die eigentüm
lichen publizistischen lllefhoden“ weiterführe, durch die er seit
Jahren schon den fachleuten bekannt sei, und meint zum Schlüsse:
„Der neue fall Bode ist typisch, weil der Berliner Generaldirektor
gegen alles, was nicht unmittelbar ihm untersteht, stets in ähn
licher Weise oorgegangen ist.“
mu5een.
(Aus dem Cüneburger lAuseum.) Die Reliquien des
IRuseums in Cüneburg sind um ein feines, zierliches Stück oer
mehrt worden. Gs ist das eiserne Kreuz, mit dem einst die
Prinzessin ITtarianne oon Preußen Johanna Stegen für die
aufopfernde Kühnheit belohnte, mit der sie am 2. April 1815
oor dem Reuen Tore Cüneburgs den ersten Sieg auf deutscher
Grde über den französischen Unterdrücker sichern half. Johanna
Stegen, die am 11. Januar 1795 in Cüneburg geboren ist, ist als
oerehelichte Hindersm am 12. Januar 1842 in Berlin gestorben, wo
ihr Grab auf dem Sophienkirchhof oor einigen Jahren mit einem
Denkmal geschmückt morden ist, das in einem Bronze-Relief ihre
Züge ocremigt. Gin Abguß dieses Bildnisses ist dem Cüneburger
lAuserim geschenkt worden.
(Vom Bjö rnsonmuseum). Jm berühmten Heim Björnst-
jerne Björnsons, Aulestad, ist nunmehr das Arbeitszimmer des
Dichters auf fürsorge der Björnsonschen familie zu einem ooll-
ständigen IRuseum umgewandelt morden. Zu den zahlreichen Gr-
innerungen an Björnson, die dieses Heiligtum des Hauses schon
oon jeher barg, sind die Totenmaske und ein Abguß der einen
Hand, die oon der Cähmung oerschonf geblieben war, hinzuge-
kommen. An den Wänden hängt eine lllenge oon Bändern mit
Inschriften, die oon den Kränzen zur Trauerfeier stammen, ebenso
hat man die Telegramme, Beileidsschreiben, sowie die Rckrologe
und sonstigen Dinge, die mit dem Ableben des Dichters in Beziehung
standen, gesammelt.
(D rach man ns Haus auf Skagen.) In Dänemark sind
Bestrebungen im Gange, die darauf abzielen, des oor etwa ztoei
Jahren oerstarbenen dänischen Dichters Holger Drachmanns
bekanntes Wohnhaus auf Skagen, die Villa „Pax", im alten Zu
stande als eine Art Drachmann-IRuseum zu erhalten. Skagen
war in der ganzen Welt der einzige Ort, der dem fahrenden Sänger
zu einer bleibenden Stätte wurde: in der Villa „Pax“ mahnte er
jahrelang, und am Strande oon Skagen ist, seinem Wunsche gemäß,
zwischen den wilden Dünen seine Asche beigeseßt worden. Drach-
manns zahlreiche freunde haben eine Sammlung eingeleitet, um
das Haus erwerben zu können.
Uom Kunstmarkte.
(Zwei meiste r werke oon Rembrandf zum Ver
kauf.) Aus Condon wird berichtet: Unerwartet tauchen ztoei
heroorragende IReistermerke oon Rembrandts Hand auf dem Kunst
markte auf; die Condoner Kunsthändler Ag new haben oon der
fürstin oon Broglie die beiden Bilder in der Stille erstanden
und in ihrer Condoner Galerie bereits zum Verkaufe ausgestellt.
Das eine Werk war bisher oöllig unbekannt. Gs ist ein Selbst
porträt oder ein Bildnis seines Bruders, mit Schwert, Galdkette
und federgeschmücktem Barett. Allem Anschein nach ist es um
das Jahr 1650 entstanden, etwa um die gleiche Zeit wie das be
rühmte Selbstparträt, das im IRuseum im Haag hängt. Das zweite
Bild ist erheblich größer und stellt einen „Raub der Curopa“ dar.
Gs ist ein Gegenstück zu dem „Raub der Proserpina“ des Berliner
Kaiser friedrich-IRuseums und wird auch oon Bode in seinem
Rembrandfmerke gewürdigt. Bis zum Jahre 1757 konnte die Ge
schieht e des Bildes zurückoerfolgt werden; damals wurde es bei
einer öffentlichen Auktion für 480 Kronen uerkauft. Seitdem ist
es nur einmal wieder an die Öffentlichkeit gekommen, im Jahre
1865 beim Verkaufe der Sammlung des Herzogs oon IRorny. Gs
wurde für die Sammlung Broglie gekauft, wo es seitdem geblieben
war; da die Sammlung dem Publikum nicht zugänglich war, haben
nur wenige Beoorzugte Gelegenheit gehabt, das pröchtoolle Werk
zu sehen. Gs ist im Jahre 1652 gemalt, trägt das Datum und die
Signatur „Rt. Van Ryn“. Welchen Schaß die beiden IReistermerke
darstellen, mag man ermessen, wenn man sich erinnert, daß
Rembrandts „Polnischer Reiter“ erst kürzlich für 1,000.000 Kronen
oon einem amerikanischen Sammler angekauft wurde. Jn Candan
gibt man der Befürchtung Ausdruck, daß die beiden Bilder wiederum
oon Amerikanern entführt werden und weist darauf hin, daß alles
geschehen müsse, um diese beiden Rembrandts der Alten Welt zu
erhalten.
(Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und
Schabkunstblätfer). Bei der in der Galerie Helbing in IRün-
chen durchgeführten Auktion oon Kupferstichen, Radierungen, Holz
schnitten und Schabkunsfbläftern (siehe Rr. 14 und 15 der „Inter
nationalen- Sammler-Zeitung“) wurden folgende Preise erzielt:
Cukas oarr Gey d en, Rr. 549 2 Blatt. Die Vertreibung Adams und
Goas aus dem Paradiese JRk. 5'50; Rr. 550 Kain erschlägt Abel, IRk. 55;
Rr. 551 Dasselbe Blatt. Ulk. 10; Rr. 552 Gamech und Kain, IRk. 12'50;