MAK
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internationale Sammler-Zeitung. 
rtummer 8 
neben den altbekannten und beliebten Spieen, mie Brüsseler, 
Brabanter, Chantilly, Duchesse, Reticella, Irish, Blonden, 
Point d'Alencon und Point de Roses neue Spißengattungen 
zu sehen, die eine roertuolle Bereicherung jeder Spißen- 
sammlung mären. 
Tassen mir noch einmal die Schätze der Ausstellung 
an unserem Auge Darüber ziehen. Da fällt unser Blick 
auf eine handgearbeitete Spiße mit Rosenmotioen nach 
antiken Hlustern in Point ä I’ aiguilles, die Dielleicht das 
roertaollste Stück der ganzen Cxposition mar. Cs ist ein 
ganzes Kleid. Die Rosenmotine sind in einem gelblichen 
Zroirn, der fast spinnroebdünn ist, so fein und sorgfältig, 
aber mit jenem etroas unregelmäßigen fand gearbeitet, 
der das Blerkmal jeder echten Spiße ist. Vollkommen 
regelmäßig kann eben nur die Rlaschine arbeiten. Durch 
den gelblichen Stich des ITlaterials rourde der Anschein 
des Antiken ermeckf. Die Rosenmotine roaren einem antiken 
Bluster nachgebildet, mit 20.000 111k. mar der Preis an 
geschrieben. Wenn man bedenkt, roelche Blühe an die 
Arbeit gemendet rourde, mird man ihn nicht als zu hoch 
bezeichnen. 
Dort sehen mir einige Objekte, zroar nicht nach 
eigenen Cnfroürfen, sondern nach herrlichen mustern aus 
geführt, aber sie künden uns oon neuem die Cehre, daß 
mir die Stickereien und Spißenarbeiten früherer Jahrhun 
derte kaum zu überbieten imstande sind und gut daran 
tun, unsere Blöden durch das Studium alter Kunstroerke 
zu erneuern. Hier mieder entzückt ein Tischtuch unser 
Auge, das nach einem Original im Pariser Cluny-Bluseum 
in filet-Guipure in Verbindung mit Bladeirastickerei in 
Tiermotioen und figuralen Ornamenten gearbeitet ist. Os 
hat nach Angabe einen Wert non 2000 Kronen, den mir 
nach der Schönheit der Illuster, der Zartheit der Cinien 
und der munderDollen Ausführung durchaus nicht über 
trieben finden. 
Unter den fächern gefällt uns einer ganz besonders 
gut, der in so feinem Garn eine Reticellaspiße in Häkel 
arbeit zeigt, daß man erst ganz genau hinschauen muß, 
um zu erkennen, doß es sich um keine genähte Spiße 
handelt. Gin anderer fächer ist Klöppelarbeit; ein Bukett 
Blaigläckchen ist mie zufällig über das Gerüste hingestreut. 
Auch frioolitäten, die sich zurzeit nicht gerade großen 
Anroertes erfreuen, sind mit oiel Geschmack oerroendet; 
der fächer, der in dieser Technik ausgeführt ist, kann 
mit den anderen mahl konkurrieren. 
Die nadelmalerei feierte in dieser Ausstellung neue 
Triumphe. Wenn mir uns auch mit dem Gedanken eines 
Bildes, das sein entstehen Pinsel und lladel zugleich oer- 
dankt, nicht recht befreunden können, müssen mir doch 
zugeben, daß das Schloß Bliramare, die Schneelandschaft 
auf dem Semmering, der Wandschirm mit den flamingas 
und den Seerosen, den Cibellen und den Wasserlilien ein 
großes lllaß oon künstlerischem Geschmack und Kunst 
fertigkeit nerrieten. 
Auch die Bekanntschaft mit einer ganz neuen Technik, 
oon der anonymen Ausstellerin „Bürotechnik“ benannt, 
rourde uns uermittelt. Gin Wandbehang ist auf einem 
Grunde oon sehr grobem Cananas mit parallellaufenden 
Spagatreihen oon ungefähr einem halben Zentimeter Durch 
messer bespannt. Der Spagat nun ist übersfickt mit einem 
Illuster, das eine Blodedame darstellt, die mit ihren zroei 
Hündchen promeniert. Während die figuren mit flachstichen 
über den Spagat gestickt sind und rings um den Wand 
behang durch Übersticken des Spagates mit roeißer und 
schroarzer Wolle ein sehr originelles Illuster erzielt rourde, 
besteht der fond nur aus dem Spagat, der unüberzogen 
blieb und einen graubraunen Hintergrund bildet, der die 
gestickten figuren höchst plastisch und farbenprächtig 
heroortreten läßt. Diese Technik hat den Vorteil, roenig 
mühsam zu sein und durch große flächen sehr dekoratio 
zu roirken. 
Rieht mehr ganz neu, aber doch nach nicht genug 
bekannt, sind die Batikarbeiten. Die Technik besteht hier 
darin, daß man auf Blull, Seide, Cachemir de Soie, auch 
auf Ceinen ein Bluster auslegt und den fand des Stoffes 
mit Säuren bearbeitet. Hat nun der Grundstoff unter der 
chemischen Ginroirkung seine faibe geändert, so roerden 
die Patronen abgehoben. Zuroeilen mild auch der Grund 
bedeckt und das Bluster selbst durch Ginroirkung oerschie- 
dener Säuren mehrfarbig gestaltet. In dieser Technik sahen 
roir sehr schöne Gcharpes, Kissen und Tischtücher. Doch 
müssen roir sagen, daß roir eigentlich bei einem Ceinen- 
tischtuch, das z. B. Kirschen und Blätter zeigt, die Batik 
technik nicht als sehr gut angeroendet betrachten können. 
Wozu ein kostspieliges Verfahren in Anspruch nehmen, 
roenn heute doch in gedruckter Teinroand ebenso schöne 
und vielleicht noch oiel kompliziertere Illuster hergestellt 
roerden? 
Aus der fülle der gehäkelten Arbeiten konnte man 
schließen, daß zur Zeit unter allen Techniken das Häkeln 
sich des größten Vorzuges erfreut. Irishguipure fand nicht 
nur auf Ulodeartikeln, sondern auf Blilieux und Tischwäsche 
jeder Art, auf Reticules, Kinderhäubchen, Sonnenschirmen, 
fächern und Tautdecken ausgedehnteste Anwendung, ln 
alter Zeit wurden Barben, (roir nennen sie heute Stola, 
Gcharpe oder Kracatte), Kragen und Ulanchetten, Volants 
mit unbestimmtem Zroeck, Chantilly-Schirme, Kleider und 
Jabots, Häubchen und Taufdecken, insbesondere aber Kirchen- 
spißen genäht, die zu Altar und Bleßdecken und llleß- 
geaiändern oerroendet wurden. 
In einem nächsten Artikel sali eine heroorragende 
Sammlung antiker, echter Spißen geschildert roerden, die 
einen Überblick über die Kunst auf diesem Gebiete gibt. 
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Gemälde moderner (Heister. 
Auf die Ölgemälde moderner Bleister aus dem Rach 
lasse des Herrn B. Bl. Goldschmidt in frankfurt a. Bl., 
die am 26. d. Bl. in der Galerie Helbing in Blünchen 
an den Bleistbietenden oerkauft roerden, ist schon hinge- 
roiesen roorden. Zroei reizende Stücke der Sammlung seien 
hier herausgegriffen. 
fig. 9 ist eine Tandschaft des französischen Blalers 
Jules Dupre (geboren 1812 zu Huntes, gestorben 1889 
zu Isle-Adam). Den Blittelplan des Bildes nimmt ebenes 
Wiesengelände ein, das noch oon der untergehenden Sonne 
beleuchtet ist, während die Berge, die die Szene schließen, 
schon im Dämmerlichte liegen und je nach den Waldungen 
oder Wiesen, die ihren Rücken bedecken, mehr oder minder 
dunkle Ruancen zeigen. Am fuße des Berges rechts im 
Blittelgrunde eine kleine Ortschaft. Vorn, erheblich tiefer 
liegend als das Gemälde des Blittelplanes, ein Wasser 
tümpel mit Abfluß, den eine alte, einfache Brücke über 
schlägt, links oorne Baumschlagkulisse. Die stimmungs-
	        
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