Internationale
lerZeifunß
Zentralblatt für Sammler, Ciebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Rorbert ehrlich und 3. Hans Prosl.
2. Jahrgang. Wien, 1. ITIärz 1910. Hummer 5.
Ein Wiener 5ammler-0riginal.
Von Dr. Ign. Schwarz (Wien).
Aus dem non lAoritj
Bermann im Jahre
1861 in etroas holpe
rigem französisch ver-
fafjten Auktionskatalog
der schönen Porträt-
sammlung des Dichters
und Bibliothekars des
ITlinisteriums des Innern,
Rudolf Hirsch, mar mir
seit langer Zeit folgende
notiz zu Rr. 186 be
kannt:
„KAUNIZ, Do-
minic Andre comte, vice-
ehaneelier impörial, am-
hassadeur au traite de
Ryswick, eelebre homme
politique; n. 1655, rn.
1705. Edelink sc.
Grand in Fol. Tres belle
epreuve. Ce portrait est
devenue rare, la planohe
etant detruite, ainsi
eomme les epreuves, que
le eelebre collecteur
Johann Jakob Rit
ter o. franck, nieder
österreichischer Land-
stand und k. k. prio.
örofjhändler, gehörte zu
den hervorragendsten
Kupferstichsammlern des
Vormärz. Die Samm
lung, die er in seinem
Hause, Untere Bräuner-
strasse Rr. 1125 (jetjt
Bräunerstrasse 5) beher
bergte, bestand in der
Hauptsache aus Porträts
und mar, roieBöckh in
„Wiens lebende Schrift
steller, Künstler und
Dilettanten im Kunst
fache“ (Wien 1821) 5.
301 bemerkt, „beson
ders wegen der Schön
heit der Abdrücke vor
der Schrift und wegen
der oielen Blätter von
den besten Künstlern
merkwürdig“. Tatsäch
lich bietet der zierliche
■ er verdienstvolle österreichische Diplomat Dominik
Andreas Graf von Kaunit] hatte es sich wohl
nie träumen lassen, dafj sein schönes, 1697
nach einer Zeichnung des franz de Cock non
dem berühmten französischen Kupferstecher
Ge'rard Gdelinck ge
stochenes Porträt nach
mehr als 100 Jahren ein
Wiener Stadtgespräch
werden sollte. Doch auch
Kupferstiche haben ihre
Schicksale und merkwür
dig war das Wiener
Schicksal des fdelinck-
schen Stiches, das die
hier reproduzierte Ab
bildung zeigt (füg. 1).
Frank dechica, rcmpli d’unc haine curieuse envers cc
portrait.“
Diese kleine Rotiz bildet den Inhall einertragi-kamischen
Gpisode in der Geschichte des Wiener Sammelwesens, deren
Schlüssel mir jüngst ein Zufall in die Hand spielte.
Bevor ich jedoch
den Wortlaut meiner
Quelle miedergebe, sei
mit einigen Worten des
Wiener Herostratus ge
dacht, an dessen, als
Sammler angesehene
und verdienstvolle Per
sönlichkeit sich die
Äußerung einer merk
würdigen Zerstörungs
manie knüpft.