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flummer 2 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 25 
norragendsten Vertreter liegt liier ein kurzgefc^ter flbrifj 
der deutschen öeistesgeschichte uor. 
fluch eine Anzahl oon Stammbüchern sind den 
flutographen beigefügt, unter denen das Stammbuch des 
Gottheit friedr. flug. Gottschalck aus Sondershausen, in dem 
sich ein Vers des jugendlichen Sichte befindet und das 
des Karl Friedrich Treuttel aus Strafjburg, dem selbst 
Goethe seine Ginzeichnung nicht oeruieigerte, einer ganz 
besonderen Beachtung inert sind. Zum Schlufj sei noch 
auf die zroölf Tagebücher des berühmten Berliner Arztes 
G. £. Heim, des „alten Heim“, aus den Jahren 1776— 
1 794 hingeroiesen, die mit peinlichster Genauigkeit geführt 
sind und roie in einem Spiegelbilde das einstige höfische 
und bürgerliche Geben Berlins roiedergeben und aufbemahren 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(Bibliotheksermerbu ng.) Bus Berlin toird uns ge 
meldet : Die Bibliothek des kürzlich «erstorbenen Oberoerwaltungs- 
öerichfsrats Schmidt-Bardeleben ist in den Besiß des Berliner 
Antiquariats ösellius übergegangen. Die außerordentlich um 
fangreiche Büchersammlung enthält sehr oiele Werke der Ver 
mattungs-Wissenschaft und der Jurisprudenz und meist auch die 
einschlägliche Zeitschriftenliteratur in lückenlosen folgen auf. 
(Die Bibliothek Josef Kainz.) Am 17. d. beginnt bei 
Tepke in Berlin die Versteigerung der Bibliothek des «erstorbenen 
Wiener Hofschauspielers Josef Kainz. Der Katalog, zu dem 
Arthur Eloesser ein Vormort schrieb, umfaßt 1241 Hummern. 
Kainz-Verehrer merden bei diesen Büchern mehr auf ihre Rechnung 
kommen, als Bibliophile, da die Bibliothek nur menige Seltenheiten 
enthält. Wir finden da nur die Erstausgaben der Braut uon 
lAessina, die zroeite «erbesserfe Auflage der „Räuber“, die Wieland- 
Ausgabe aus den Jahren 1794 1801, den Teutschen lAerkur 00m 
Jahre 1776 und die oierte folioausgabe uon Shakespeare, eine Aus 
gabe des „Gößoon Berlichingen“ ist seltsamerweise als „anscheinend 
erste Auflage“ angeführt, als ob sich das troß des fehlenden Titel 
blattes nicht genau feststellen ließe. für Kainz-Verehrer haben 
freilich auch die modernen Bücher dadurch einen Tiebhaberwert, 
daß sie mit Kainz’ Exlibris und «ielfach mit handschriftlichen Wid 
mungen der Verfasser «ersehen sind. Ein großer Wettstreit dürfte 
unter den Kainzoerehrern um ein Widmungsalbum entbrennen, das 
der kürzlich «erstorbene Prager Theaferdirektor Angela Reumann 
Kainz im Dezember 1905 «erehrte. 6s enthält 46 Kabinett-Photo 
graphien mit den Bildnissen berühmter Schauspieler und Schau 
spielerinnen. Unter jedem Porträt befindet sich die Unterschrift 
des betreffenden Künstlers. 
(Cine kostbare Sammlung unter dem Hammer.) Die 
bedeutsamste Bücherauktion, die je in Amerika abgehalten murde, 
mird im frühjahr d. J. stattfinden, roenn die berühmte Sammlung 
des Bibliophilen Robert Hoe in Rero-Uork bei Andersen unter 
den Hammer kommt. Sachoerständige schälen bereits heute den 
6rlös der Bibliothek Hoe auf wenigstens «ier IRillionen Kronen. 
Die Versteigerung wird nicht weniger als zwei IRonafe in Anspruch 
nehmen, da die Bibliothek nicht im ganzen, sondern in einzelnen 
Partien ausgebofen wird. Hoe hat fünfzig Jahre gebraucht, um 
seine kostbare Bibliothek zusammenzubringen, und nach den 
Schälungen seiner freunde hat er wohl gegen 2 IRillionen Kronen 
für seine Bücher oerausgabt. Aber darunter befindet sich eine 
lange Reihe kostbarer bibliophiler Raritäten, die zum Teil fi'ir ge 
waltige Summen bereits unter der Hand «erkauft worden sind. 
Besonders reichhaltig ist die Sammlung alter englischer Drucke 
aus dem 17. Jahrhundert, wie auch der illuminierten IRanuskripte, 
für die Hoe eine besondere Reigung hafte. IRif Ausnahme oon 
Pierponf Rlorgan oerfügt keine amerikanische Bibliothek über so 
seltene Schöße. Roch uor einigen Jahren lief] Hoe einen Katalog 
ausarbeiten, der zwar nicht zu 6ndc geführt wurde, in dem aber trat] 
seines fragmentarischen Zustandes über 21.000 alte Bücher auf 
geführt sind. 
Bilder. 
(Rembrandt'sche Radierungen) Von den rund 650 
bekannten Bildern Rembrandts sind heute weit über die Hälfte 
im Besiße öffentlicher IRuseen oder doch solcher Sammler, die 
keineswegs die Absicht haben, sich dieser Schäle auch um noch 
so hohen Preis zu entäußern; die reichen Sammler, die den Ehr 
geiz haben, in unsern Tagen noch Rembrandt’sche Originale zu 
erwerben, sind daher in erster Cinic auf seine Radierungen ange 
wiesen. Diese sind, wie bekannt, gleichfalls außerordentlich zahl 
reich, da der Künstler oon den meisten seiner graphischen Schöpf 
ungen mehrere Abzüge herstellte, auch einzeln keineswegs allzu 
selten; die meisten seiner berühmten Blätter sind daher in den 
großen europäischen Sammlungen wie Tondon, Amsterdam, Paris, 
Wien in Erstabzügen und Vorzugsdrucken oertreten. So sind z. B. 
uom „Hundertgulden blatt“, wenn man uon einem fehldruck 
absieht, acht Abzüge bekannt, über deren Geschichte der bekannte 
französische Kunstschriftsteller Seymour de Ricci in der „Opinion“ 
einige interessante Angaben macht, fünf dieser kostbaren Blätter 
sind bereits seif anderthalb Jahrhunderten in festem Besiß, nämlich 
zwei im Britischen IRuseum, eins im Cabinet des Estampes in 
Paris und je eins in Amsterdam und Wien. Die drei anderen 
Blätter wurden im Taufe des 19. Jahrhunderts heftig umstritten, 
bis sie endlich im Berliner Kupferstichkabinett, in der Sammlung 
des Barons Edmund Rothschild und im Petit-Palais der Champs- 
Elysees ihre endgültige Stätte fanden. Die Erstdrucke dieses 
Rembrandfschen Blattes werden also den Kunstmarkt uoraussicht- 
lich nicht mehr beschäftigen: um so mehr ist dies mit Abzügen 
uon zweitem Zustand der fall, die jenen an Schönheit kaum 
nachstehen uud heute mit weit höheren Preisen als seinerzeit jene 
Erstdrucke bezahlt werden. So wurde ein schöner Zweitdruck 00m 
„Hunderfguldenblatt“ auf Japanpapier und mit großem Rand, der 
beiden uorausgegangenen beiden Versteigerungen uon Verstolk und 
Wolff 1197 und 7720 fres. gebracht hatte, bei der großen Ver 
steigerung der Sammlung Alfred Hubert (Paris) um die erstaun 
liche Summe oon 61.500 fres. erworben; und bald darauf zahlte 
Air. Junius IRorgan für einen Abzug oon zweitem Zustand des 
berühmten Bildes des Bürgermeisters Six gar 71.000 fres. Von 
diesem Stiche gibt es überhaupt nur zwei Erstdrucke in Amsterdam 
und Paris; auch Zweitdrucke sind selten, wenn sie auch immerhin 
in einigen der größeren europäischen Sammlungen uorhanden sind. 
Das ermähnte Stück war uon dem «erstorbenen Alfred Hubert 
bei der Versteigerung Holford im Jahre 1895 um 9500 fres. er 
worben worden. Eine ähnliche Preissteigerung ergab sich bei der 
Versteigerung Hubert für einen Erstdruck der „Candschaft mit dem 
Turm“, der 47.000 fres. erzielte, während ein anderer, nicht 
minder schöner einige Jahre zuuor oon dem bekannten Rembrandt- 
kenner Dutiut bei der Versteigerung Griffiths um 7500 fres. er 
worben worden war. Huch fast alle anderen Erst- und Zweitdrucke 
dieser Sammlung erzielten bei ihrer Versteigerung das Dreifache 
ihres früheren Erwerbspreises und mehr, und es ist kein Zweifel, 
daß der Besiß oon guten Abdrucken Rembrandtscher Blätter sich 
in absehbarer Zeit noch erheblich mehr als heute als eine oorfeil- 
hafte Kapitalanlage erweisen wird. 
(Ein neuaufgefundener Jan Vermeer «an Delft.) 
Wie die „frankfurter Zeitung“ mitteilt, hat der heruorrogende 
holländische Kunstgelehrte Dr. Kornelius Hofsteede de Groot in 
der Sammlung der Gräfin Segur in Paris ein «erschollenes Bild 
Vermeers entdeckt. Es handelt sich um die „Goldwägerin“, ein 
Bild das in alten Jnuentaren aus dem 17- Jahrhundert (Versteigerung
	        
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