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Internationale Sa mm I e r -2 ei t u n cj.
Hummer 5
es sei denn, daß dieses ein selbstgesammeltes ist, das [
er dann immer nach neben jenem besseren, aber gemisser-
maßen fremderen, behalfen roird.
Wie die Verteilung anderer ölücksgiiter, so ist auch
diejenige der Rlineralschäße auf die uerschiedenen Gegenden
eine außerordentlich ungleichmäßige; mährend der Sammler
in manchen Candstrichen nur die Hand auszustrecken braucht,
um reiche Beute zu machen, roird er an anderen Orten
selbst bei unermüdlichem Suchen mit sehr bescheidenen
funden zufrieden sein müssen.
Besonders günstig liegen die Verhältnisse für den
Sammler, der in einer Gegend mahnt, die durch Bergbau
oder Steinbruchbetrieb eine große Anzahl oerschiedener
Alineralien liefert; denn dann kann er einmal einen großen
Teil seiner Sammlung mit roenig ITliihe selber sammeln,
und anderseits münschensroerte Ergänzungen durch Tausch
leicht bemerkstelligen, bei dem er infolge der großen Ausroahl
den oerschiedensten Anforderungen gerecht zu roerden oermag.
Etroas meniger oorteilhaft, aber immer noch sehr
günstig, ist das Vorhandensein einiger meniger, aber oiel-
begehrter Alineralien: die Sammlung roird dann zroar nur
eine beschränkte Anzahl selbstgesammelter Stücke auf-
roeisen können, aber man besißf doch in diesen einheimischen
tllineralien eine unerschöpfliche Quelle oon Tauschobjekten,
die einen roeiteren Ausbau der Sammlung ohne großen
Kostenaufroand ermöglicht.
Weite Eandstriche entbehren aber solcher fundstätten,
und man sollte meinen, daß die tlaturfreunde jener Ge
genden nur durch größere Geldopfer in den Besiß einer
Alineraliensammlung gelangen könnten ; aber solche Orte
haben off gerade einen großen Reichtum an mannigfal- !
tigsfen Versteinerungen aufzuroeisen oder bergen irgend- J
melche seltenere Gesteine. Diesen roird dann der Sammler
seine Aufmerksamkeit zuroeisen und das Gesammelte gegen
ITlineralien einzutauschen suchen. Rieht nur Prioatsammler,
sondern auch mineralogische Handlungen sind bisroeilen
bereit, Petrefakten oder Gesteine gegen Alineralien einzu
tauschen (oder käuflich zu ermerben), namentlich roenn man
ihnen eine größere Anzahl derselben Art liefern kann.
Auch auf unseren Exkursionen und Reisen roerden
mir gute Stücke oon Versteinerungen nicht achtlos beiseite
schieben, sondern als roillkommene Tauschobjekte nehmen;
ja bisroeilen entwickelt sich auf diese Weise neben unserer
mineralogischen Sammlung ganz oon selber der Grund
stock zu einer zweiten, paläonfologischen, deren ein
wandfreie Anordnung uns freilich noch mehr Schmierig
keiten bereiten roird, als die der Alineraliensammlung.
llur in den seltensten fällen roird es dem Prioat
sammler gelingen, oon allen IRineralgruppen passende
Vertreter stets zu sammeln oder durch Tausch zu erlangen,
und er roird, sofern er seine Sammlung einigermaßen zu
ueroollsfändigen und in den Besiß seltenerer Stücke —
zum Teil oon weit entfernten fundstellen — zu gelangen
wünscht, schließlich die Ciicken nach und nach durch ge
kaufte Alineralien ausfüllen
Alineralien sind, abgesehen oon den häufigsten Arten,
nicht billig; für Seltenheiten roerden oft sehr hohe Preise
gezahlt; die Preise für manche Vorkommen sind infolge
der regen nachfrage des Reisepublikums außerordentlich
gestiegen, (z. B. im Binnenthal).
Zu roarnen ist oor dem Erroerb oon Alineralien in
Badeorten, da die Preise dort meist oiel zu hoch bemessen
und auch die Angaben über llatur und Vorkommen der
betreffenden Stücke oft mit Vorsicht aufzunehmen sind.
Ein Hleisterujerk alter Uhrmacherkunst.
Aus Weimar roird gemeldet:
Bei den im leßten Jahrzehnt in den Weimarer ITluseen uor-
genommenen Veränderungen, in deren Verlauf zahlreiche roertnalle
Kunstroerke und merkroürdigkeiten auftauchten und minder kost
bare, bezro. nahezu wertlose roie sie sich schließlich in jedem
niuseum einfinden — ausgeschaltet wurden, erregte im Karlsplaß-
museum ein nahezu uergessencs, in seiner künstlerischen Eigenart
und Konstruktion die Aufmerksamkeit der Restauratoren und
Passanten. Es ist dies eine Kunst uhr non geroaltigen Dimen
sionen, die auf ein respektables Alfer zurückblicken kann. Sie stand
ursprünglich im Großherzoglichen Schloß, rourde dann bei Einrich-
tung der Großherzoglichen Bibliothek im sog. Grünen Schloß nach hier
übergeführf und nach oielen Jahren dem ITtuseum für Kunst und
Kunstgeroerbe, dem heutigen Karlsplaßmuseum, überwiesen Hier
fristet das Kunstwerk, nahezu in Vergessenheit geraten, sein
Dasein.
Das UJeisterwerk alter Uhrmacherkunst enthält auf einer
Tafel in kleineren zroar, aber besseren Brustbildern 16 Fürsten
uon Thüringen (in der mitte Wilhelm Ernst, umgeben uon Albert
dem Unartigen und 15 Ahnen). Der Flame des ITtalers steht unten
rechts: J. E. Rentsch, P(ietor) A ulae) V(imariensis'. Br ist wohl,
roie A. Schöll, der treffliche Chronist Weimars, schreibt, eine Per
son mit „Herrn Renfschen, Kunstmalern in Weimar“, der 1690
eine neue Orgel der Stadtkirche auf Kosten des münzmeisfers Alt
mann bemalte. Die Uhr selbst oerfertigte im Jahre 1706 Joh As-
mann, Hofuhrmacher in Weimar, dessen Tigurauch in dem Seiten
bildchen enthalten ist. Das überaus kunstoolle Uhrwerk ist noch
uöllig intakt und die Anregung, daß es in allen seinen Teilen
wieder betriebsfähig gemacht roird, ist bereits erfolgt. Zu seiner
Restaurierung gehört allerdings nicht ein Durchschnitts-Uhrmacher,
sondern ein Künstler uon Sach. Wieuiel Tleiß und llachdenken
mag der Schöpfer auf die Schaffung dieses Wunders der Technik
uerwandf haben. Jn ihren mehrfachen Zirkelscheiben und mitfest I
der uerschiedenen Zeiger sah man, wie Schöll berichtet, an ih
Sonne und lllond durch die Himmelszeichen fortrücken, sowie deren
jeweilige Stellung zu einander, sah die sieben Planeten und die
Werke der Schöpfungstage nach den Tagen der Woche heruor-
freten, konnte die Zahl des Jahres, den ITlonat, die Teiertage und
uerschiedene kirchliche Epochen, außerdem die llliftagszcit oer-
schiedener Cänder und Städte an ihr abnehmen, und dabei be-
zeichnete sie uom Cebensalfer Wilhelm Ernsfs Jahr, lltonaf, Tagr
Stunde und )Tlinuten, sowie auch das Kalendarium alle Jahr seinen
Geburtstag heruorrückte. Ihr Glockenspiel ließ beim Stundenschlag
uon 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends uier geistliche Cieder, wechselnd
uon drei zu drei Stunden, hören, und uier andere beim Schlag der
halben Stunden, Hachts schlug sie ohne Spiel, mittags aber klangen
überdies souiel Schläge, als Wilhelm Ernst Jahre, und souiel andere,
als er ITlanate zählte; dieses „Cebens-Schlag-Horolagium“ war für
hundert Jahre hergerichfet.
lllit dem Glockenspiel kamen an den Seiten der Uhr acht
Tigufeh-Register zum Vorschein, uon welchen je zwei eine Stunde
hindurch stehen blieben, nämlich die uier Elemente Erde; (1, Boas
und Ruth; Wasser: Sündfluf; Fuft: Wachteln und Alanna; Teuer:
Sodom); 2. die uier biblischen Tageszeiten (Rächt: Christi Geburt;
mittag: Kreuzigung; Abend: Begräbnis; lllorgen: Auferstehung);
3. die menschlichen Altersstufen bis zum 80. Jahr; bei jedem Atter
der Tod mit dem Pfeil; 4. ein Blumengarten mit der Tigur des
Verfertigers der Kunstuhr; 5. usro. Wald und Wild mit Vögeln, der
römische Kaiser und die europäischen Könige mit Gemahlinnen und
die sieben Churfiirsten mit den Gemahlinnen der weltlichen.
Tür den fall, daß es gelingt, dieses über 200 Jahre alte
Kunstwerk wieder „betriebsfähig“ zu machen selbstuerständ-
1 lieh dürfte im Jnteresse der längeren Erhaltung das Werk nur zu
bestimmten Zeiten in Gang geseßt werden —, so sorgt die ITluse-
umsuerroaltuug hoffentlich dafür, daß ihm ein günstigerer Stand
ort als bisher zugeroiesen roird.