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Seife 34 
Internationale Sa mm I e r -2 ei t u n cj. 
Hummer 5 
es sei denn, daß dieses ein selbstgesammeltes ist, das [ 
er dann immer nach neben jenem besseren, aber gemisser- 
maßen fremderen, behalfen roird. 
Wie die Verteilung anderer ölücksgiiter, so ist auch 
diejenige der Rlineralschäße auf die uerschiedenen Gegenden 
eine außerordentlich ungleichmäßige; mährend der Sammler 
in manchen Candstrichen nur die Hand auszustrecken braucht, 
um reiche Beute zu machen, roird er an anderen Orten 
selbst bei unermüdlichem Suchen mit sehr bescheidenen 
funden zufrieden sein müssen. 
Besonders günstig liegen die Verhältnisse für den 
Sammler, der in einer Gegend mahnt, die durch Bergbau 
oder Steinbruchbetrieb eine große Anzahl oerschiedener 
Alineralien liefert; denn dann kann er einmal einen großen 
Teil seiner Sammlung mit roenig ITliihe selber sammeln, 
und anderseits münschensroerte Ergänzungen durch Tausch 
leicht bemerkstelligen, bei dem er infolge der großen Ausroahl 
den oerschiedensten Anforderungen gerecht zu roerden oermag. 
Etroas meniger oorteilhaft, aber immer noch sehr 
günstig, ist das Vorhandensein einiger meniger, aber oiel- 
begehrter Alineralien: die Sammlung roird dann zroar nur 
eine beschränkte Anzahl selbstgesammelter Stücke auf- 
roeisen können, aber man besißf doch in diesen einheimischen 
tllineralien eine unerschöpfliche Quelle oon Tauschobjekten, 
die einen roeiteren Ausbau der Sammlung ohne großen 
Kostenaufroand ermöglicht. 
Weite Eandstriche entbehren aber solcher fundstätten, 
und man sollte meinen, daß die tlaturfreunde jener Ge 
genden nur durch größere Geldopfer in den Besiß einer 
Alineraliensammlung gelangen könnten ; aber solche Orte 
haben off gerade einen großen Reichtum an mannigfal- ! 
tigsfen Versteinerungen aufzuroeisen oder bergen irgend- J 
melche seltenere Gesteine. Diesen roird dann der Sammler 
seine Aufmerksamkeit zuroeisen und das Gesammelte gegen 
ITlineralien einzutauschen suchen. Rieht nur Prioatsammler, 
sondern auch mineralogische Handlungen sind bisroeilen 
bereit, Petrefakten oder Gesteine gegen Alineralien einzu 
tauschen (oder käuflich zu ermerben), namentlich roenn man 
ihnen eine größere Anzahl derselben Art liefern kann. 
Auch auf unseren Exkursionen und Reisen roerden 
mir gute Stücke oon Versteinerungen nicht achtlos beiseite 
schieben, sondern als roillkommene Tauschobjekte nehmen; 
ja bisroeilen entwickelt sich auf diese Weise neben unserer 
mineralogischen Sammlung ganz oon selber der Grund 
stock zu einer zweiten, paläonfologischen, deren ein 
wandfreie Anordnung uns freilich noch mehr Schmierig 
keiten bereiten roird, als die der Alineraliensammlung. 
llur in den seltensten fällen roird es dem Prioat 
sammler gelingen, oon allen IRineralgruppen passende 
Vertreter stets zu sammeln oder durch Tausch zu erlangen, 
und er roird, sofern er seine Sammlung einigermaßen zu 
ueroollsfändigen und in den Besiß seltenerer Stücke — 
zum Teil oon weit entfernten fundstellen — zu gelangen 
wünscht, schließlich die Ciicken nach und nach durch ge 
kaufte Alineralien ausfüllen 
Alineralien sind, abgesehen oon den häufigsten Arten, 
nicht billig; für Seltenheiten roerden oft sehr hohe Preise 
gezahlt; die Preise für manche Vorkommen sind infolge 
der regen nachfrage des Reisepublikums außerordentlich 
gestiegen, (z. B. im Binnenthal). 
Zu roarnen ist oor dem Erroerb oon Alineralien in 
Badeorten, da die Preise dort meist oiel zu hoch bemessen 
und auch die Angaben über llatur und Vorkommen der 
betreffenden Stücke oft mit Vorsicht aufzunehmen sind. 
Ein Hleisterujerk alter Uhrmacherkunst. 
Aus Weimar roird gemeldet: 
Bei den im leßten Jahrzehnt in den Weimarer ITluseen uor- 
genommenen Veränderungen, in deren Verlauf zahlreiche roertnalle 
Kunstroerke und merkroürdigkeiten auftauchten und minder kost 
bare, bezro. nahezu wertlose roie sie sich schließlich in jedem 
niuseum einfinden — ausgeschaltet wurden, erregte im Karlsplaß- 
museum ein nahezu uergessencs, in seiner künstlerischen Eigenart 
und Konstruktion die Aufmerksamkeit der Restauratoren und 
Passanten. Es ist dies eine Kunst uhr non geroaltigen Dimen 
sionen, die auf ein respektables Alfer zurückblicken kann. Sie stand 
ursprünglich im Großherzoglichen Schloß, rourde dann bei Einrich- 
tung der Großherzoglichen Bibliothek im sog. Grünen Schloß nach hier 
übergeführf und nach oielen Jahren dem ITtuseum für Kunst und 
Kunstgeroerbe, dem heutigen Karlsplaßmuseum, überwiesen Hier 
fristet das Kunstwerk, nahezu in Vergessenheit geraten, sein 
Dasein. 
Das UJeisterwerk alter Uhrmacherkunst enthält auf einer 
Tafel in kleineren zroar, aber besseren Brustbildern 16 Fürsten 
uon Thüringen (in der mitte Wilhelm Ernst, umgeben uon Albert 
dem Unartigen und 15 Ahnen). Der Flame des ITtalers steht unten 
rechts: J. E. Rentsch, P(ietor) A ulae) V(imariensis'. Br ist wohl, 
roie A. Schöll, der treffliche Chronist Weimars, schreibt, eine Per 
son mit „Herrn Renfschen, Kunstmalern in Weimar“, der 1690 
eine neue Orgel der Stadtkirche auf Kosten des münzmeisfers Alt 
mann bemalte. Die Uhr selbst oerfertigte im Jahre 1706 Joh As- 
mann, Hofuhrmacher in Weimar, dessen Tigurauch in dem Seiten 
bildchen enthalten ist. Das überaus kunstoolle Uhrwerk ist noch 
uöllig intakt und die Anregung, daß es in allen seinen Teilen 
wieder betriebsfähig gemacht roird, ist bereits erfolgt. Zu seiner 
Restaurierung gehört allerdings nicht ein Durchschnitts-Uhrmacher, 
sondern ein Künstler uon Sach. Wieuiel Tleiß und llachdenken 
mag der Schöpfer auf die Schaffung dieses Wunders der Technik 
uerwandf haben. Jn ihren mehrfachen Zirkelscheiben und mitfest I 
der uerschiedenen Zeiger sah man, wie Schöll berichtet, an ih 
Sonne und lllond durch die Himmelszeichen fortrücken, sowie deren 
jeweilige Stellung zu einander, sah die sieben Planeten und die 
Werke der Schöpfungstage nach den Tagen der Woche heruor- 
freten, konnte die Zahl des Jahres, den ITlonat, die Teiertage und 
uerschiedene kirchliche Epochen, außerdem die llliftagszcit oer- 
schiedener Cänder und Städte an ihr abnehmen, und dabei be- 
zeichnete sie uom Cebensalfer Wilhelm Ernsfs Jahr, lltonaf, Tagr 
Stunde und )Tlinuten, sowie auch das Kalendarium alle Jahr seinen 
Geburtstag heruorrückte. Ihr Glockenspiel ließ beim Stundenschlag 
uon 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends uier geistliche Cieder, wechselnd 
uon drei zu drei Stunden, hören, und uier andere beim Schlag der 
halben Stunden, Hachts schlug sie ohne Spiel, mittags aber klangen 
überdies souiel Schläge, als Wilhelm Ernst Jahre, und souiel andere, 
als er ITlanate zählte; dieses „Cebens-Schlag-Horolagium“ war für 
hundert Jahre hergerichfet. 
lllit dem Glockenspiel kamen an den Seiten der Uhr acht 
Tigufeh-Register zum Vorschein, uon welchen je zwei eine Stunde 
hindurch stehen blieben, nämlich die uier Elemente Erde; (1, Boas 
und Ruth; Wasser: Sündfluf; Fuft: Wachteln und Alanna; Teuer: 
Sodom); 2. die uier biblischen Tageszeiten (Rächt: Christi Geburt; 
mittag: Kreuzigung; Abend: Begräbnis; lllorgen: Auferstehung); 
3. die menschlichen Altersstufen bis zum 80. Jahr; bei jedem Atter 
der Tod mit dem Pfeil; 4. ein Blumengarten mit der Tigur des 
Verfertigers der Kunstuhr; 5. usro. Wald und Wild mit Vögeln, der 
römische Kaiser und die europäischen Könige mit Gemahlinnen und 
die sieben Churfiirsten mit den Gemahlinnen der weltlichen. 
Tür den fall, daß es gelingt, dieses über 200 Jahre alte 
Kunstwerk wieder „betriebsfähig“ zu machen selbstuerständ- 
1 lieh dürfte im Jnteresse der längeren Erhaltung das Werk nur zu 
bestimmten Zeiten in Gang geseßt werden —, so sorgt die ITluse- 
umsuerroaltuug hoffentlich dafür, daß ihm ein günstigerer Stand 
ort als bisher zugeroiesen roird.
	        
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