Nr. 7
Internationale Sammler-Zeitung.
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und das Blatt behandelt eine der Hauptlegenden, die
sich mit diesem Zauberer Vergil befassen. Ihr zufolge
soll eine Hetäre dem Dichter gesagt haben, sie wolle
ihn zu sich in einem Korbe hinaufziehen. Sie ließ ihn
Fig. 11. Papst Leo X.
aber in halber Höhe hängen, wo er am anderen Morgen
von den Bürgern entdeckt und verhöhnt wurde. Als er
wieder freigelassen wurde, rächte sich Vergil dadurch,
daß er den Ort in völlige Dunkelheit versetzte. Licht
konnten sich die Menschen erst wieder verschaffen, in-
In unserem Stich fällt die Naivität des alten
Künstlers auf, der nicht nur die zeitlich verschiedenen
Episoden der Legende nebeneinander setzt, sondern auch
nicht den leisesten Versuch macht, die Hauptsache, das
Fig. 12. Smith: The fruit barrow.
Verschwinden des Lichtes anzudeuten. Die erklärende
italienische Legende ist durch die unetymologische
Teilung der Worte merkwürdig. Sie lautet: Essendo. La
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Fig. 13. Die Rache Vergils.
dem sie sich die Fackeln an der nackt ausgestellten
Hetäre anziindeten, wie das Bild es zeigt. Die Legende
ist. uns in neuerer Zeit in leicht veränderter Form wieder
durch Wolzogens Text für Richard Strauß’
Oper »Feuersnot« nahegerückt worden.
S / apienza contra A. Costei / Mando. Aspra Sentc / za.
Das Blatt gehört dem alten Bestände des Dresdner
Kupferstichkabinetts an und ist, so weit bekannt ist,
Unikum. Beschrieben ist es zuerst in Passavants
»Peintre-graveur«, Band V (Seite 22), unter Nr. 42.