Nr. 20
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 309
Durch eine Staatssubvention von 150.000 K wurde endlich die
Möglichkeit geboten, dem Museum ein würdiges Heim zu
schaffen, indem der Verein die in einem großen Garten reizend
gelegene sogenannte Lenkische Villa ankaufte und mit bedeuten
den Kosten umgestaltete. Im vergangenen Sommer übersiedelte
das Museum in sein neues Heim. Die Einrichtung nahm also
ungefähr ein Jahr in Anspruch und ist fast ausschließlich ein
Werk Blinkers, von dessen Geschmack und Sachkenntnis diese
Arbeit Zeugnis ablegt. Fast alle Gegenstände, die in den
weiten Räumen aufgehäuft sind, stammen aus der Stadt und
Neuzeit. Hier befindet sich ein Prachtstück des Museums, der
sogenannte Cumpoldbecher aus mit Goldplatten überzogenem
Kupfer, mit Verzierungen aus der Merovingerzeit, außerdem
wertvolle Gegenstände aus der Zeit der Völkerwanderung und
Landnahme. Im fünften Saal, dem Saal der Oedenburger
Größen, sind Werke von Izso, Tilgner, Toth, Gloß, Ligeti etc.,
Erinnerungsgegenstände an Benedek, Haydn, Liszt, Hyrtl, Gold
mark und anderen. Im sechsten Saal, dem Saal der ver
storbenen Oedenburger Künstler, befinden sich viele be
deutendere Gemälde, unter diesen sechs Gemälde von Stephan
Fig. 14. Schrank, 17. Jahrhundert. Sammlung Graf Petenegg.
dem Komitat Oedenburg und geben Zeugnis von der ereignis
reichen Vergangenheit, der Entwicklung des Gewerbes und
der Kunst dieser Gegend. Außer der pathäolithischen Zeit gibt
es keine Zeitepoche in der Archäologie und Geschichte, die
nicht ihre Spuren in Stadt und Umgebung hinterlassen hätte
und in dem Museum nicht vertreten wäre. Die archäologische
Sammlung ist jetzt in vier Sälen untergebracht. Im ersten Saal
sind in sieben Kasten Funde aus der Neolith-, Bronze- und
Hallstätter Zeit. Hier hat einer der interessantesten Gegen
stände des Museums Aufstellung gefunden, nämlich eine
schwarzglasierte Urne mit merkwürdigem figuralen Schmuck.
Im zweiten Saal sind Gegenstände aus der Hallstätter und La-
Tene-Zeit, riesenhafte Halbmonde, Brustschmuck, im dritten
römische Funde. Die herrlichen Glas-, Bernstein- und Bronze
gegenstände, die hier zu sehen sind, suchen ihresgleichen. Der
vierte Saal enthält Gegenstände aus dem Mittelalter und der
Dorfmeister, dem berühmten Oedenburger Maler. Schöne Ge
mälde sind im anstoßenden Saal der Soproner lebenden
Künstler. Im achten Saal ist die zoologische Sammlung unter
gebracht; die Tiere sind von Fr. Wachtl mustergiltig prä
pariert. Im Glaspavillon ist die Mineraliensammlung, im
Stiegenhaus sind die Erinnerungsgegenstände vom Soproner
Millenniumsbanderium und von den einstigen Soproner Nacht
wächtern und Polizisten, in den Korridoren die Waffensamm
lung und die Zielscheiben der Schützengilde ausgestellt. Sehens
wert ist auch die Oedenburger Bürgerstube mit alten
Soproner Möbeln und Bildern, Fayence- und Porzellangefäßen.
Zu den größten Sehenswürdigkeiten des Museums gehören
aber die im ersten Stock befindlichen Bauernstuben mit Ori
ginal-Bauernmöbeln und -Geräten, und zwar eine ungarische
Stube und Küche von Kapuvar, eine deutsche Bauernstube von
Agfalva und eine kroatische Bauernstube aus Szarvkö. Irn