Nr. 21
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 315
Das Museum untersteht einem Ausschuß von Mit
gliedern des städtischen Kollegiums, des Historischen
Vereines und des Domkapitels, den Vorsitz führt der
zweite Bürgermeister. Die nicht unbeträchtlichen Mittel,
die der Verwaltung zum Ankauf zur Verfügung stehen,
werden vorzugsweise zum Ausbau der Edelmetall
abteilung verwendet, daneben werden schwäbische
Fayencen und alle für das Augsburger Kunsthandwerk
wichtigen Gebiete berücksichtigt. Wesentliche Zuwen
dungen hat das Museum durch Schenkungen erfahren
und auch weiterhin wird die Beachtung, die die finanz
kräftigen Elemente der Bürgerschaft ihm schenken, für
sein Gedeihen von großer Bedeutung sein. Gerade in
einer Stadt wie Augsburg mit einer so starken künst
lerischen Tradition wird es nicht schwer sein, für das
Museum, das ja heutzutage überall ein Mittelpunkt des
Kunstinteresses geworden ist, durch diese Kreise reiche
Unterstützung zu erfahren. Allerdings eine starke Ver
größerung ist bei den gegenwärtigen, schon be
schränkten Raumverhältnissen nicht mehr möglich und
fast müßte man es bedauern, wenn ein an sich erfreu
liches, rasches Wachstum der Bestände zu einem Aus
zug aus den jetzigen Baulichkeiten zwänge, die diese
Neuschöpfung so gut mit dem alten Augsburg verbindet.
Zwei Wiener Sammlungen.
Bei G i 1 h o f e r & Ranschburg in Wien gelangen
am 17. d. M. zwei wertvolle Nachlaßsammlungen von Altwiener
und modernen Meistern zur Versteigerung. Es sind dies die
Sammlungen des Sek
tionsrates Dr. Alfred Rit
ter von Pfeiffer und
des Grafen Paul Hügel.
Die Sammlung des Sek-
tionsrates Pfeiffer ge
hört zu den wenigen
Wiener Privatkollektionen,
deren Zustandekommen
auf die Sechziger- und
Siebzigerjahre des vorigen
Jahrhunderts zurückgeht.
Sie ist mit jener Liebe,
die für den Kunst- und
Sammeleifer der Wiener
Patrizier charakteristisch
ist. zusammengebracht
worden und stellt sich als
Mustersammlung der vor
züglichsten Meister ihrer
Epoche dar.
Die Pfeiffersche Samm
lung besteht zumeist aus
Erwerbungen der berühm
ten Galerie Gsell, einer
der hervorragendsten
Sammlungen, die
Wien auf
kamen. Aus dieser Galerie
stammen u. a. ein pracht
voller J e 11 e 1 (Badende
Mädchen in den Prater-
auen), ein hervorragendes
Hallstätter Bild Petten-
k o f e n s (Gemüsegarten
in Hallstatt), ein schöner
Raffet (Schimmel im
Stalle), zwei genial durch-
geführte Schmitsons
(Der Pflüger und Ungari
sche Ochsen und Kälber
auf freiem Felde) und eine meisterhafte Seelandschaft von
T royon, wahre Kabinettstücke aus der besten Zeit dieser
Künstler.
Unter den aus dem Nachlasse des Grafen Paul Hügel
stammenden Bildern steht das Porträt der Herzogin C1 a u-
d i n e von Württemberg von E n d e r (Fig. 1) an erster
Stelle. Die Herzogin, die Großmutter der jetzigen Königin von
England, war eine geborene Gräfin Rhedey und in Wien
seinerzeit als Beaute ungemein gefeiert. Sic ist auf dem Bilde
auf einer Terrasse sitzend, mit Lockenfrisur, weißem Atlas
kleid und Fächer in den Händen, dargestellt. Das Bild ist wohl
eine der besten Arbeiten
des sehr geschätzten Alt
wiener Meisters.
W a 1 d m ü 11 e r ist
durch drei hochbedeutende
Werke, darunter das
piachtvolle Porträt des
Sekretärs der National
bank, Franz von Salz-
rr.ann, und den »Nikolo«
vertreten, den wir in Fig.
2 reproduzieren. In der
Mitte der Stube sitzt eine
junge Frau und hält ihren
Sprößling auf dem Arme,
links ein kleines Mädchen
mit einem »Nikolo« in den
Händen, weiter links ein
Stuhl, worauf Aepfel und
eine Tischdecke liegen.
Von Fr. Ganermann
finden wir ein Hauptwerk
von seltener Schönheit
und Farbenpracht: »Die
beendete Hirschjagd« (Fi
gur 3). Inmitten einer rei
sigen Baumlandschaft eine
Gruppe von Treibern und
Jägern, teils lagernd, teils
stehend, vor diesen im
Vordergründe ein ver
endeter Hirsch und Hunde,
von denen einer das Tier
beschnuppert. Ein Jäger
zu Pferde aus der Gruppe
biäst »Halali«; links am
Ufer trinkt ein Knabe aus
seinem Hute Wasser.
Von Altwiener Meistern
verweisen wir noch auf
ein herrliches Frauen
porträt von Karl R a h I, »Sibylle« (das Bild einer Frau Bieder
mann), auf ein schönes Aquarell von Jakob A 11 und die poesie-
vollen Landschaften von Remy van Haanen.
Auch einige reizende Miniaturen enthält die Sammlung, so
ein Brustbild eines Barons Hügel in der Art J. M. Holders; H o 1-
d e r selbst ist mit einer Miniatur der Gräfin Rhedey, der'
Mutter der Herzogin Claudine von Württemberg, vertreten
(Fig. 4).