MAK
Seite 320 
Internationale Sammler-Zeitung;. 
Nr. 21 
Linie Britisch-Guyana mit einem Glanzstück, 
einem Brief von 1850, mit der seltenen 4 Cent auf 
dünnem, seidenpapierähnlichem, geblichem Papier. Es 
handelt sich hier um eine Marke, die nur in zwei bis drei 
Exemplaren bekannt ist, also noch seltener als zum Beispiel 
die vielumworbene Mauritius Post office No. 1 u. 2 1 St. 
Ferner erwähnen wir Canada 1851 7!4 Pence und 
10 Pence ungebraucht, 1858 6 Pence gezähnt, ungebraucht 
und gebraucht, Grenada 1888 die 4 Pence mit geradem d., 
Neu-Braunschweig 2 Stück 1 Schilling violett, Neufund 
land 1857—61 21 Stück, dabei 4 Pence orangerot ge 
braucht und ungebraucht, 6^4 Pence ziegelrot, 1 Schilling 
ziegelrot, 1 Schilling orangerot, ferner Neu-Schottland. 
1 Schilling violett, Nevis 4 Pence Steindruck ungebraucht, 
St. Vinzent 1885 5 Schilling, 1881 4 d auf 1 Schilling. 
Trinidad und Turks sind vortrefflich vertreten, letztere 
besonders in der Auidruckseite. Bei den übrigen Ländern 
von Amerika handelt es sich meistens um solche Länder 
und Ausgaben, die im Vordergrund des Interesses stehen, 
zum Beispiel A n t i o q u i a die ungebrauchte Ausgabe 
1868, die in prächtigen Stücken vertreten ist, Argen 
tinien Peso-Werte, Bolivia 500 C. schwarz 9 und 
11 Sterne, Buenos Aires 1858 3, 4 und 5 Peso in ver 
schiedenen Qualitäten, Guatemala kopfstehender 
Adler, Mexiko Peso-Werte, T o 1 i m a 5 Pesos ziegel 
rot, Uruguay die ungezähnten Ausgaben 1865—1868 
sowie Vereinigte Staaten von Amerika. Von letzteren 
heben war besonders einen Satz Zeitungsmarken 1 Cent 
bis 60 Dollar hervor, der den Schluß dieser Kollektion 
bildet. 
Diese Andeutungen mögen genügen, um zu über 
zeugen, daß die Sammlung geeignet ist, das weiteste 
Interesse der internationalen Sammlerwelt in Anspruch 
zu nehmen. V. K. 
Chronik. 
Autographen. 
(Versteigerung zweier Autographen- 
sa-mmlungen.) Vom 20. bis 22. November versteigert das 
Antiquariat von Leo Liepmannssohn in Berlin zwei 
bedeutende Autographensamrnlungcn. Die erste umfaßt den 
Nachlaß des Ministers Karl Friedrich von Stein zum Alten- 
stein (1770 bis 1840), des Kollegen Hardenbergs und des 
Freiherrn von Stein. Die Sammlung bietet, teilweise in zeit 
licher Folge, ein außerordentlich interessantes Bild preußischer 
Geschichte zur Zeit der Freiheitskriege. Wir finden da Schätze, 
wie fünf eigenhändige, noch gänzlich unbekannte 
Briefe Heinrich von Kleists, wovon jeder vier volle Seiten 
faßt, Schriftstücke des Freiherrn von Stein, Fichtes, Scharn 
horsts, Hardenbergs, Schöns und anderer berühmter Persön 
lichkeiten der damaligen Zeitepoche. Ein herrliches Stück ist 
die Totenmaske der Königin Luise in Lebensgröße, 
aus Wachs hergestellt, mit natürlichen blonden Locken, das 
Gesicht von Spitzen umrahmt. Dieses Kunstwerk erregte be 
reits in der Breslauer Jahrhundertausstellung, wo es auslag, 
Bewunderung; es ist wohl das lebensvollste Bildnis, welches 
von der jugendlich schönen Fürstin vorhanden sein dürfte. 
Die zweite Sammlung stammt zum Teil aus dem Besitz des 
verstorbenen Shakespeare-Forschers Professors F. A. Le o, 
zum Teil aus dem Besitz des Barons A. A. Caccamisi- 
Marchesi. In der historischen Abteilung finden wir Briefe 
von Blücher, Eugenie von Frankreich, Friedrich Wilhelm den 
großen Kurfürsten und von ziemlich allen nachfolgenden 
preußischen Königen und deren Gemahlinnen. Eine komplette 
Folge der habsburgischcn Kaiser von Friedrich III. bis auf 
Franz II. wird unter Nr. 124 dargeboten. Bemerkenswert ist 
ein Brief von Kossuth aus dem Jahre 1886, worin er seiner 
tiefen Verstimmung über die österreichisch-ungarischen Ver 
hältnisse Ausdruck gibt. Ein sehr interessanter Brief Metter 
nichs von 1819, aus der Zeit der Karlsbader Beschlüsse und 
aus dieser Stadt datiert, dürfte wohl eines der frühesten und 
hervorragenden Dokumente der damals einsetzenden 
Reaktionszeit sein. Von historischen Autographen seien noch 
erwähnt Seltenheiten, wie der heilige Borromeo, Gustav Adolf 
von Schweden, Maintenon, Maria Theresia, Napoleon I., Nelson, 
Nettelbeck, eigenhändige Schreiben Wallensteins, Washing 
tons, ja sogar Luthers, bekanntlich eine außerordentliche 
Seltenheit. Unter den deutschen Schriftstellern sei besonders 
auf Goethe und den Goethekreis hingewiesen. Wir finden 
ferner Autographen von Grillparzer, Anastasius Grün, Hebbel, 
Arndt, Bürger, Heine, F. T. A. Hoffmann, Jahn, Körner, 
Liclitenberg, Mendelssohn, Mörike, Uhland und anderen. Die 
Abteilung »Bildende Künstler und Schauspieler« bringt eine 
Anzahl hübscher Handzeichnungen, darunter ein interessantes 
Skizzenbuch Wilhelm Kaulbachs, ferner Handzeichnungen von 
Lips, P. Meyerheim, M. Rugendas, W. Friedrich, Schinkel, 
zwei besonders reizende Skizzen von Stauffer-Bern. Von 
Namen dieser Abteilung sei noch erwähnt: Fanny und Therese 
Elssler, Füger, Kainz, V. Parlaghy, Sonnenthal, Dannecker, 
Döbbelin, Ekhof, Iffland, Angelica Kauffmann. Eine besonders 
interessante Korrespondenz zwischen dem Maler Ludw. Ferd. 
Schnorr von Carolsfeld, damals Kustos der Belvedere-Galerie 
in Wien, und Friedr. von Schlegel gibt ein anschauliches Bild 
von ihren Beziehungen zur Gräfin Franziska Lcsimowska, wobei 
Hellseherei und überspannter Mystizismus eine große Rolle 
spielen. Die letzte, besonders hervorragende Abteilung 
»Musiker« umfaßt einige Seltenheiten ersten Ranges, wie 
12 Stücke von Beethoven, darunter das mit eigenhändiger 
Widmung an Amenda versehene Manuskript des Quartetts 
Op. 18, Nro. 1, in einer zum allergrößten Teil ungedruckten 
Fassung, ferner Musikmanuskripte von Brahms, Bruckner, 
Donizetti, Gounod, Liszt, Joachim, Rossini, St. Saens, Schu 
mann, Spohr, Verdi und Richard Wagner. 
(Leipziger Autographen au ktio n.) Aus Leip 
zig wird uns geschrieben: Die Versteigerung von Autographen 
deutscher Dichter bei C. G. Boerner gestaltete sich überaus 
lebhaft, da zahlreiche gute Stücke zum Verkauf standen. Am 
höchsten unter den wenigen Musikhandschriften stieg ein 
Schubert - Lied (»Dieses ist das Brot, das vorn Himmel 
kommen ist«), für dessen 10 Zeilen die Wiener Stadtbibliothek 
in hartem Kampfe 790 Mk., weit über Taxe und Angebot, zahlen 
mußte. Sie kaufte ferner 2 Grillparzer-Briefe für je 80 Mk. und 
43 Briefe deutscher Dichter an Laube um 380 Mk. Von Beet 
hoven kosteten zwei Seiten eines Quartetts für Singstimme 
205 Mk., W' e b e r, im Handel viel begehrter, weil sehr selten, 
erzielte schon für drei Notenzeilen eines Kanons 155 Mk. Ein 
kleines Haydn-Briefchen an sein Verlagshaus Artaria 
ging für 220 Mk. an dieses zurück. Das Stadtgeschichtliche 
Museum in Leipzig kaufte um 71 Mk. einen lokalgeschichtlich 
interessanten Brief Wagners an Laube. Das Goethe-Archiv 
in Weimar, durch Geheimrat v. Oettingen vertreten, er-
	        
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