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Internationale Sammler-Zeitung;.
Nr. 21
Linie Britisch-Guyana mit einem Glanzstück,
einem Brief von 1850, mit der seltenen 4 Cent auf
dünnem, seidenpapierähnlichem, geblichem Papier. Es
handelt sich hier um eine Marke, die nur in zwei bis drei
Exemplaren bekannt ist, also noch seltener als zum Beispiel
die vielumworbene Mauritius Post office No. 1 u. 2 1 St.
Ferner erwähnen wir Canada 1851 7!4 Pence und
10 Pence ungebraucht, 1858 6 Pence gezähnt, ungebraucht
und gebraucht, Grenada 1888 die 4 Pence mit geradem d.,
Neu-Braunschweig 2 Stück 1 Schilling violett, Neufund
land 1857—61 21 Stück, dabei 4 Pence orangerot ge
braucht und ungebraucht, 6^4 Pence ziegelrot, 1 Schilling
ziegelrot, 1 Schilling orangerot, ferner Neu-Schottland.
1 Schilling violett, Nevis 4 Pence Steindruck ungebraucht,
St. Vinzent 1885 5 Schilling, 1881 4 d auf 1 Schilling.
Trinidad und Turks sind vortrefflich vertreten, letztere
besonders in der Auidruckseite. Bei den übrigen Ländern
von Amerika handelt es sich meistens um solche Länder
und Ausgaben, die im Vordergrund des Interesses stehen,
zum Beispiel A n t i o q u i a die ungebrauchte Ausgabe
1868, die in prächtigen Stücken vertreten ist, Argen
tinien Peso-Werte, Bolivia 500 C. schwarz 9 und
11 Sterne, Buenos Aires 1858 3, 4 und 5 Peso in ver
schiedenen Qualitäten, Guatemala kopfstehender
Adler, Mexiko Peso-Werte, T o 1 i m a 5 Pesos ziegel
rot, Uruguay die ungezähnten Ausgaben 1865—1868
sowie Vereinigte Staaten von Amerika. Von letzteren
heben war besonders einen Satz Zeitungsmarken 1 Cent
bis 60 Dollar hervor, der den Schluß dieser Kollektion
bildet.
Diese Andeutungen mögen genügen, um zu über
zeugen, daß die Sammlung geeignet ist, das weiteste
Interesse der internationalen Sammlerwelt in Anspruch
zu nehmen. V. K.
Chronik.
Autographen.
(Versteigerung zweier Autographen-
sa-mmlungen.) Vom 20. bis 22. November versteigert das
Antiquariat von Leo Liepmannssohn in Berlin zwei
bedeutende Autographensamrnlungcn. Die erste umfaßt den
Nachlaß des Ministers Karl Friedrich von Stein zum Alten-
stein (1770 bis 1840), des Kollegen Hardenbergs und des
Freiherrn von Stein. Die Sammlung bietet, teilweise in zeit
licher Folge, ein außerordentlich interessantes Bild preußischer
Geschichte zur Zeit der Freiheitskriege. Wir finden da Schätze,
wie fünf eigenhändige, noch gänzlich unbekannte
Briefe Heinrich von Kleists, wovon jeder vier volle Seiten
faßt, Schriftstücke des Freiherrn von Stein, Fichtes, Scharn
horsts, Hardenbergs, Schöns und anderer berühmter Persön
lichkeiten der damaligen Zeitepoche. Ein herrliches Stück ist
die Totenmaske der Königin Luise in Lebensgröße,
aus Wachs hergestellt, mit natürlichen blonden Locken, das
Gesicht von Spitzen umrahmt. Dieses Kunstwerk erregte be
reits in der Breslauer Jahrhundertausstellung, wo es auslag,
Bewunderung; es ist wohl das lebensvollste Bildnis, welches
von der jugendlich schönen Fürstin vorhanden sein dürfte.
Die zweite Sammlung stammt zum Teil aus dem Besitz des
verstorbenen Shakespeare-Forschers Professors F. A. Le o,
zum Teil aus dem Besitz des Barons A. A. Caccamisi-
Marchesi. In der historischen Abteilung finden wir Briefe
von Blücher, Eugenie von Frankreich, Friedrich Wilhelm den
großen Kurfürsten und von ziemlich allen nachfolgenden
preußischen Königen und deren Gemahlinnen. Eine komplette
Folge der habsburgischcn Kaiser von Friedrich III. bis auf
Franz II. wird unter Nr. 124 dargeboten. Bemerkenswert ist
ein Brief von Kossuth aus dem Jahre 1886, worin er seiner
tiefen Verstimmung über die österreichisch-ungarischen Ver
hältnisse Ausdruck gibt. Ein sehr interessanter Brief Metter
nichs von 1819, aus der Zeit der Karlsbader Beschlüsse und
aus dieser Stadt datiert, dürfte wohl eines der frühesten und
hervorragenden Dokumente der damals einsetzenden
Reaktionszeit sein. Von historischen Autographen seien noch
erwähnt Seltenheiten, wie der heilige Borromeo, Gustav Adolf
von Schweden, Maintenon, Maria Theresia, Napoleon I., Nelson,
Nettelbeck, eigenhändige Schreiben Wallensteins, Washing
tons, ja sogar Luthers, bekanntlich eine außerordentliche
Seltenheit. Unter den deutschen Schriftstellern sei besonders
auf Goethe und den Goethekreis hingewiesen. Wir finden
ferner Autographen von Grillparzer, Anastasius Grün, Hebbel,
Arndt, Bürger, Heine, F. T. A. Hoffmann, Jahn, Körner,
Liclitenberg, Mendelssohn, Mörike, Uhland und anderen. Die
Abteilung »Bildende Künstler und Schauspieler« bringt eine
Anzahl hübscher Handzeichnungen, darunter ein interessantes
Skizzenbuch Wilhelm Kaulbachs, ferner Handzeichnungen von
Lips, P. Meyerheim, M. Rugendas, W. Friedrich, Schinkel,
zwei besonders reizende Skizzen von Stauffer-Bern. Von
Namen dieser Abteilung sei noch erwähnt: Fanny und Therese
Elssler, Füger, Kainz, V. Parlaghy, Sonnenthal, Dannecker,
Döbbelin, Ekhof, Iffland, Angelica Kauffmann. Eine besonders
interessante Korrespondenz zwischen dem Maler Ludw. Ferd.
Schnorr von Carolsfeld, damals Kustos der Belvedere-Galerie
in Wien, und Friedr. von Schlegel gibt ein anschauliches Bild
von ihren Beziehungen zur Gräfin Franziska Lcsimowska, wobei
Hellseherei und überspannter Mystizismus eine große Rolle
spielen. Die letzte, besonders hervorragende Abteilung
»Musiker« umfaßt einige Seltenheiten ersten Ranges, wie
12 Stücke von Beethoven, darunter das mit eigenhändiger
Widmung an Amenda versehene Manuskript des Quartetts
Op. 18, Nro. 1, in einer zum allergrößten Teil ungedruckten
Fassung, ferner Musikmanuskripte von Brahms, Bruckner,
Donizetti, Gounod, Liszt, Joachim, Rossini, St. Saens, Schu
mann, Spohr, Verdi und Richard Wagner.
(Leipziger Autographen au ktio n.) Aus Leip
zig wird uns geschrieben: Die Versteigerung von Autographen
deutscher Dichter bei C. G. Boerner gestaltete sich überaus
lebhaft, da zahlreiche gute Stücke zum Verkauf standen. Am
höchsten unter den wenigen Musikhandschriften stieg ein
Schubert - Lied (»Dieses ist das Brot, das vorn Himmel
kommen ist«), für dessen 10 Zeilen die Wiener Stadtbibliothek
in hartem Kampfe 790 Mk., weit über Taxe und Angebot, zahlen
mußte. Sie kaufte ferner 2 Grillparzer-Briefe für je 80 Mk. und
43 Briefe deutscher Dichter an Laube um 380 Mk. Von Beet
hoven kosteten zwei Seiten eines Quartetts für Singstimme
205 Mk., W' e b e r, im Handel viel begehrter, weil sehr selten,
erzielte schon für drei Notenzeilen eines Kanons 155 Mk. Ein
kleines Haydn-Briefchen an sein Verlagshaus Artaria
ging für 220 Mk. an dieses zurück. Das Stadtgeschichtliche
Museum in Leipzig kaufte um 71 Mk. einen lokalgeschichtlich
interessanten Brief Wagners an Laube. Das Goethe-Archiv
in Weimar, durch Geheimrat v. Oettingen vertreten, er-