MAK
Nr. 22 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 335 
16.447 Rubel; im Durchschnitt brachte also jedes Bild etwa 
14 Rubel ein. Die Mehrzahl der Gemälde gelangte in die Hände 
von zufälligen Käufern, die das Bedürfnis hatten, ihr »Heim zu 
schmücken«. Einige Jahre später wurden diese Kostbarkeiten 
von ausländischen Antiquaren aufgestöbert und angekauft. 
Einiges erwarben auch Petersburger Sammler. So kaufte Graf 
Schuwalow für hundert Rubel eine Bronzestatuette des 
Houdonschen Voltaire; für dieses Kunstwerk, das einst der 
Kaiserin Katharina II. dargebracht worden war, bot Graf 
Morn y irn Jahre 1855 dem glücklichen Besitzer vergeblich 
50.000 Franken. Der Petersburger Antiquar Kaufmann er 
warb für dreißig Rubel zwei Flügel des Triptychons des Lukas 
van Leiden, für die die Eremitage später 8000 Rubel bezahlt 
hat . . . 
Eine großartige Kjinger-Sarnmlung. 
Bei der Graphikauktion, welche die Kunsthandlung 
ß. H. B e y e r & S o h n in L e i p z i g am 23. und 24. d. M. 
veranstaltet, kommt eine einzig dastehende Klinger- 
Sammlung unter den Hammer. Zirka 200 Früh- und 
Zustandsdrucke umfassend, repräsentiert sie fast das 
ganze graphische Oeuvre Max K1 i ri g e r s. Wenigstens 
fehlt nichts Wichtiges, wogegen andererseits Stücke vor 
handen sind, die nicht so bald auf den Markt kommen 
dürften, wie zum Beispiel die im vorigen Jahre entstan 
denen Holzschnitte zu Gedichten Richard D c h m e 1 s, 
die für den Leipziger Ribliophilenabend geschaffen, von 
den Besitzern als Kostbarkeiten ersten Ranges gehütet 
werden. 
Von Klingers Jugendarbeit, dem Opus I »Radierte 
Skizzen«, dessen Platten schon seit Jahren vermißt wer 
den, findet sich ein tadellos erhaltenes Exemplar, das mit 
1500 Mark nicht zu hoch geschätzt ist. Ein nur um weniges 
geringerer Betrag, 1450 Mark, wurde im Jahre 1912 bei der 
Auktion P r e s t e 1 in Frankfurt a. M. für dieses Blatt ge 
zahlt. Einzelne Blätter aus diesem Opus, wie Blatt 2, 
»Malerische Zueignung«, Blatt 3, »Siesta« (zwei Hummern 
auf einem Felsen ruhend), und Blatt 4, »Frühlingsanfang« 
(auf einer Wiese unter Bäumen liegende Frauengestalt in 
weißem Gewand, die eine Blume betrachtet), sind in un 
gewöhnlich schönen Probedrucken auf Chinapapier und 
mit des Künstlers Stempels M. K- vorhanden. Die nur in 
15 Exemplaren erschienene 2. Ausgabe des Opus »Ret 
tung ovidischer Opfer« ist ebenfalls in einem tadellosen 
Exemplar vertreten, ebenso ein brillanter Druck der nur 
in 25 Exemplaren hergestellten ersten Ausgabe von 
Opus III »Eva und die Zukunft«, die irn Oktober 1911 bei 
einer Auktion beiAmsler&Ruthardt in Berlin 
1910 Mark erzielte. Von Opus IV, »Intermezzi«, ist ein 
Exemplar aus der allerersten Zeit nach der Ausgabe in 
klaren, prachtvollen Drucken da, von Opus V, »Ein 
Märchen des Apulejus«, ein sehr gut erhaltenes Exemplar, 
von Opus VI, »Ein Handschuh«, ein prachtvolles Exem 
plar in Künstlerdrucken vor dem Stempel der ersten Aus 
gabe. Opus VII fehlt, doch sind aus diesem Zyklus drei 
frühe Drucke in der Sammlung. Von Opus VIII, »Ein 
Leben«, ist die vierte Ausgabe 1898 vorhanden, der man 
relativ häufig bei Auktionen begegnet, von Opus IX, 
»Dramen«, Exemplar Nr. 10 der zweiten Ausgabe von un- 
verstählten Platten und Exemplar Nr. 11 der fünften Aus 
gabe. Opus XI, »Vom Tode erster Teil«, gelangt in der 
dritten Ausgabe von 1897 und in der zweiten Ausgabe 
von den unverstählten Platten zum Verkaufe. Schließlich 
sind von den vorläufig letzten zwei Zyklen, die den Höhe 
punkt im Schaffen Klingers bezeichnen, Exemplare von 
bester Erhaltung zu verzeichnen: Von Opus XII, der 
Fig. 12. Munkäcsy, Studie zu »Golgatha«.
	        
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