MAK
Seite 222 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 14 
stellte Egge (aus Oberallmannshausen), der sich verschiedene 
andere, ebenso primitive hausgemachte Geräte, wie Pflug 
scharen, Häckselmaschinen, Flaehsbrecher, Lösch- und Fischerei 
geräte, anschließen. Eine steile Holzstiege führt von der Wohn 
stube in die »schö n e St u b e«, die vermutlich einmal da 
wir es in dem Lochmann-Anwesen doch mit dem ehemaligen 
»Seerichterhaus« zu tun haben — Gerichtszwecken diente. Diese 
Richerstube zeigt noch ein gotisches Wandfries, während unten 
Renaissancemotive cinsetzen. Nach einer Balkeninschrift 
stammen die letzten Veränderungen aus dem Jahre 1695. 
Schöne bemalte Möbel, eine Truhe mit Wäsche, eine hübsch 
bemalte Louis XVI.-Kommode, »ein Schrank mit alten Bauern 
kostümen etc. sind hier zur Schau gestellt. Zwei Nebenräume 
zeigen ein Himmelbett, eines der selten gewordenen Kinder- 
bettchen und das »blaue Zimmer« einer Starnberger Bauern 
familie mit manchen anderen Museumsstücken. Eine Waffen- 
k a m m e r reiht sich an mit den Armaturen der früheren Starn 
berger Bürgerwehr, einer Lafette des Bucentauro und mit 
Folterwerkzeugen des alten Starnberger Gerichtes. Daran an 
schließend ein K r i p p e n r a u m mit vielen sehr reichen 
Figuren. Die Tenne wurde zum Hauptausstellungssaal umge 
staltet. Hier finden wir vorwiegend Prunkstücke aus bäuer 
lichen und bürgerlichen Stuben, dann aber eine größere Samm 
lung von prähistorischen Funden, zunächst die von den Aus 
grabungen Ludwig Ferdinands herrührenden Funde auf 
der Rosen ins el, die »dem Museum als Geschenk gegeben 
wurden. Als Unika figurieren ein Bronzermesser aus 
Peroha (die Münchener prähistorische Sammlung erhält einen 
Abguß davon), »ein kleines bronzenes Messer aus dem Fel 
dafinger Torfstich und ein vollständig »erhaltenes B»eil aus Schon 
dorf. Römische Sammlungen: Ziegelreste aus Deixelfurt, Erling 
und Machtlfing, in dessen Umgebung einige villae rusticae der 
Römer standen. Das rarste Stück der römischen» Funde dürfte 
in dem Laufgewicht einer Sohnellwage zu finden sein. Im 
übrigen zeigt der Raum Schnitzereien, Tonvasen, bemalte Glas- 
krüge, Nymphenburger Teller, optische »und medizinische 
Instrumente, Wachsarbeiten, Bauernteller, Equipierungen aus 
Graf Viereggsohem Besitz, viele alte eiserne Votivalien. Ein 
ausgesprochenes Museumsstück ist ein G u c k k a s t e n aus der 
frühen Rokokozeit, zu dem noch »die sämtlichen Rollen vor 
handen sind, dann »ein Aufblasglobus (von Hofrat Dr. 
Magg), eine Sammlung von Häkehnustern durch zwei Jahr 
hunderte. Im Ausstellungssaal ist auch »die bekannte, 1755 sig 
nierte weibliche Heilige von ü ii n t h e r. Eine Treppe 
mit Renaissancegeländer führt in die Kapelle, auf deren 
Empore »unter anderem ein Putto von Roman »Boos sehens 
wert ist. In der Kapelle: sehr schöne Vortragsikreuz»e (aus 
Hanfeid), Fahnen, eine hübsche Renaissance-Madonna (aus 
M'iising), eine spätgotische Anna selbdritt, überhaupt Holz 
plastiken »früh- und spätgotischen Stils, die ein »gutes Bild von 
der Entwicklung der Bildhauerei des ländlichen Kreises 
München-Weilheim geben. Der Gemälde raum, der sich an 
die Kapelle anschließt, ist mit Möbeln» aus der »Carolina«, dem 
Boote des Königs M a x, ausgestattet. Von den Bildern seien 
hervorgehoben: ein dem Lukas Cranach sehr nahestehendes 
Gemälde (Madonna, überlassen von der »Starnberger Kirchen- 
Verwaltung), dann »ein künstlerisch kostbarer Johannes aus der 
Schule des Tiepolo (von Dr. Heiß), ein »gutes Bild von 
B e i c h, »dem Hofmaler Max »Emanuels, ein Leemans, ein 
Van der Neer, ein Christoph Sc»hwarz, »ein Rügen das 
u. s. w. Von Künstlern, die früher am Starnberger S»ee lebten, 
sind Bilder vorhanden von Morgenstern, Pctzold und 
Dorner. Frau v. Lembach »hat mit einer Porträtskizze des 
Meisters (»Prinz-Regent Luitpold) eine der interessantesten 
Lenbach-Studien gegeben. Von neueren Starnberger Malern 
sind vertreten: Grätz, van Heß, Lipps, v. Maffei, Rösl, Schrnid, 
Thiem, v. Urlaub, Watter. Vom alten Museümsbau führt ein 
Weg an »einem bäuerlichen Kirchhof vorbei zur Schiffshütte, die 
einen Ueberblick über die Geschichte des Sees gibt. Die Leitung 
des Museums hat der Kunsthistoriker Dr. Paulus inne, der 
mit aufopferndem Fleiße die Sammlungen ordnete und die 
Gegenstände auf ihre Herkunft bestimmte. 
(Das G o »e t li »e - M »u s e »u rn i n F »r a n k f u r t a. M,) Ein 
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Erweiterung 
des Goethe-Museutns in Frankfurt a. M. wird zur Zeit 
dort erörtert. Vorentwürfe für die Erweiterung sind vom städti 
schen Hochbaiuaint aufgestellt worden. Ihnen gegenüber machte 
die »Stadtverordnetenversammlung den Vorschlag, »einen an 
deren Wettbewerb unter vier genannten» Frankfurter Archi 
tekten zu erlassen. Der Magistrat glaubt jedoch durch die Ent 
würfe des Hochbauamtes die Bauangelegenhelt genügend g»> 
klärt. Sollte die Stadtverordnetenversammlung jedoch einen 
Wettbewerb wünschen, so könne dar Magistrat nur zustimmen, 
wenn »der Wettbewerb nicht auf die in Frankfurt a. M. an 
sässigen Architekten beschränkt bleibt, soodern auf den Re 
gierungsbezirk »und das Großherzogtum Hessen erstreckt würde. 
Die Kosten des Wettbewerbs sind für diesen Fall mit rund 
12.000 Mark berechnet. Die Stadtverordnetenversammlung wird 
sich hierüber demnächst schlüssig machen. 
(Ein neues Museum in B r ii g g »e.) Der Gemeinde 
rat von Brügge hat beschlossen, ein Museum zu errichten, 
in welchem die jetzt über die ganze Stadt verstreuten ein 
zelnen Gemäldesammlungen vereinigt werden sollen. Das Ge 
bäude soll gerade gegenüber dem sogenannten Dijver, in der 
Nähe des durch seine herrliche Spitzensammlung »berühmten 
Grunthuuses Hof, errichtet werden und eine der aufzunehmen 
den Kunstschätze und der Vergangenheit Brügges würdige 
bauliche Ausgestaltung erhalten. Die Kosten sind auf rund eine 
halbe Millionen Franken veranschlagt, »ein Viertel davon will 
der Staat, 50.000 Franken die Provinz Westflandern bei 
tragen, das übrige zahlt die Stadt. 
Verschiedenes. 
(Eine C a r a v a g g i o - A u s s t e 11 u n g i n R o m.) 
Einer der rührigsten und »erfahrensten Kunstforscher Italiens ist 
zweifellos der Leiter der Gemäldegalerie Corsini in R o m, Pro 
fessor Her »man in. Alljährlich überrascht er die Kunst 
freunde der ewigen Stadt mit einer Sonderausstellung seltener 
Stiche oder Bilder. So unternimmt »er es besonders, uns von 
Zeit zu Zeit mit »den über ganz Rom zerstreuten Werken »ein 
zelner Meister bekannt zu machen, ihr Schaffen also in ein 
heitlicher, wenn auch naturgemäß nicht erschöpfender Form 
darzubieten. Diesmal ist die Reihe an dem noch immer nicht 
genügend gewürdigten derbrealistischen genialen Cara- 
vaggio, von dem Hermanin in einigen Sälen seiner Galerie 
ein paar Dutzend seiner berühmtesten und charakteristischsten 
Gemälde zeigt, allerdings nur solche, die sich in Rom befanden 
und dem Direktor der Corsini »erreichbar wären. Da ist der 
David mit dein furchterregenden Goliath-Haupte, »das die Züge 
des Malers selbst trägt, »des unglücklichsten aller italienischen 
Meister, dessen ganzes Leben ein Kriminalroman war und der 
als »uomo fantastico e bestiale« »unter -dem Mörderdol-hc 
endigte, den er übrigens reichlich verdient. Da ist ferner die 
nichts weniger als idealisierte Heilige Magdalena als Straßen- 
»dirne aus der Galerie Doria, der jugendliche Täufer aus der 
Galerie Borghese, Sankt Franziskus von Assisi aus der Kapu- 
zinerkirche, und endlich der wundervolle »Narziß, der sich im 
Brunnen spiegelt, ein bisher der Oeffentliohkeit entzogenes 
Meisterwerk, das sein Besitzer, der Russe Khwoschinsky, 
nunmehr der Galerie Corsini geschenkt hat. 
(»Die Kunst im Chiemgau.«) Die in Traun 
stein im Konversationssaal stattfindende Gemäldeausstellung 
»Die Kunst im Chiemgau«, deren Eröffnung auf den 19. Juli fest 
gelegt ist, hat infolge der zahlreichen Anmeldungen einen großen 
Umfang angenommen. Neuartig ist an dieser Ausstellung, daß 
den Werken unserer zeitgenössischen Künstler in einer histori 
schen Abteilung das hoch-bedeutsame Schaffen chiemgauisohcr 
Maler in früheren Jahrhunderten g»2genübergest»ellt wird. 
(Ein Reliquien Schrein von D e s i d e r 
Moser.) Wie aus F. s z t e r g o m gemeldet wird, hat Kar 
dinal-Fürstprimas Dr. Johann Csernoch der Primatial- 
schatzkammer zum Andenken an seine Kreation zum Kardinal
	        
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